2024-05-02T16:12:49.858Z

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Das sind die jetzigen Umkleidekabinen des Sportvereins in Puchheim-Ort. F.: Gehre
Das sind die jetzigen Umkleidekabinen des Sportvereins in Puchheim-Ort. F.: Gehre

Kostenexplosion bei Sportheim-Umbau des SV Puchheim

Neue Kalkulationen: 1,5 Millionen Euro für 64 Quadratmeter

In der neuen Kalkulation sind zwar auch Sicherheitsreserven für Baupreissteigerungen und Unvorhergesehenes enthalten, aber im Stadtratsausschuss für städtische Bauten, der das Projekt noch einmal beriet, zeigten sich einige Mitglieder konsterniert. „1,5 Millionen für 64 Quadratmeter erschließen sich mir überhaupt nicht“, sagte Bürgermeister Norbert Seidl (SPD).

Lüftung mit Wärme-Rückgewinnung im Sportheim


Die Mehrkosten konnten dabei vom Bauamt im Einzelnen begründet werden. Statt des ursprünglichen einfachen Abluftsystems für die Fußballer-Duschen ist jetzt für zusätzliche 80 000 Euro eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung vorgesehen, wie sie die Energieeinsparungsverordnung (EnEV) empfiehlt. Für zwingend notwendig wird nach der EnEV eine Solaranlage auf dem Dach (plus 45 000 Euro) gehalten, die immerhin die späteren Warmwasserkosten reduziert. Unterschätzt worden waren in der ersten Berechnung die Entsorgungskosten.


Im Bestandsbau, dem eigentlichen Vereinsheim vom Ende der 1980er-Jahre, der saniert werden muss, findet sich alte Mineralwolle, und das mit Fungiziden und Pestiziden behandelte Dachstuhl-Holz muss auf die Deponie.

Vor dem Umbau vergessen: Blitzschutz und Erdung


Ganz vergessen wurden im ersten Kostenansatz Blitzschutz und Erdungsanlage. Der neue zweigeschossige Anbau sollte außerdem ursprünglich schlüsselfertig von einem Generalunternehmer errichtet werden. Die Vergabestelle der Regierung von Oberbayern hielt das nicht für zulässig, was Mehrkosten von 110 000 Euro ausmacht, hieß es. Fast zu vernachlässigen sind dagegen die 15 000 Euro für Frostschutz und provisorische Heizung bei einem Winterbau: Der SV Puchheim soll ab kommendem Mai wieder zuhause spielen können.


Deswegen kommt auch eine Verschiebung des Projekts, wie sie der Bürgermeister anfangs ins Gespräch gebrachte hatte, nicht in Frage. Der Verein sei von einem Baubeginn in diesem Frühjahr ausgegangen und man könne nicht noch einmal alle Heimspiele verlegen, hieß es von Seiten der im Ausschuss anwesenden SVP-Führung. „Der Zusammenhalt geht flöten, wenn man ein halbes Jahr auswärts spielt.“

Was können die Mitglieder tun?


Auch die Fußballer, deren Eigenleistung etwa für den Neubau eines Lagerschuppens schon eingepreist ist, wunderten sich über manche in der Aufstellung genannten Zahlen: die 75 000 Euro für die bereits sanierten beiden Außentoiletten oder die Entsorgungskosten für das kontaminierte Holz. Er habe ein komplettes (Privat-)Dach für 25 Euro auf der Jesenwanger Bauschutt-Deponie entsorgen können, meinte einer der Sportler. Vielleicht könnten ja alle Mitglieder je einen Teil des Dachstuhls wegfahren.


Nicht als Stadt zu bauen, sei vielleicht überhaupt eine Lösung, meinte daraufhin Rathauschef Seidl: „Ich hab’ den Eindruck, uns werden andere Preise genannt als privaten Bauherren.“ Selbst die (stadteigene) Wohnungsgesellschaft WEP kann ein Modulhaus in Puchheim-Ort für 800 000 Euro hinstellen.


Möglicherweise bekomme ein Verein als Bauherr günstigere Konditionen, auch von Firmen mit Bezug zu Puchheim.

Eine üble Situation


Allerdings habe es mit dem FC Puchheim schon mal einen Sportverein gegeben, der als Bauherr auftrat. Anschließend musste die damalige Gemeinde überlegen, ob sie den Club tatsächlich in die Insolvenz gehen lassen wolle. Es sei eine üble Situation, aber er sehe keine Alternative, meinte Thomas Hofschuster (CSU). Und für Reinhold Koch (ubp) war das SVP-Heim kein Objekt, an dem man ein Exempel für Sparsamkeit vorführen müsse. Trotzdem: Für den Preis bekomme man schon eine „Villa am Starnberger See“, meinte Jean-Marie Leone (SPD).


Und Bürgermeister Seidl konnte sich nicht erklären, wieso man eine Viertelmillion an Planungsleistungen für vier Umkleiden ausgeben müsse. Aber dazu kommen in dem Neubau ja auch eine Garderobe für den Schiedsrichter, barrierefreies WC, Waschraum mit Waschmaschine, drei Abstellräume und ein Vereinsbüro. Trotz kontroverser Debatte gab es am Ende ein eindeutiges Ergebnis: Der Ausschuss empfahl schließlich einstimmig die Projektgenehmigung. Das letzte Wort hat der Puchheimer Stadtrat. (op)
Aufrufe: 016.5.2019, 10:22 Uhr
Kathrin GarbeAutor