"Die Entscheidung wird relativ spät fallen, vielleicht am letzten Spieltag", geht der scheidende SVG-Fußballchef Florian Wurm von einem spannenden Titelendspurt aus. Seiner Mannschaft komme dabei die Außenseiterrolle zu, wie der 35-Jährige betont. Zu prominent hätte sich die Konkurrenz vor der Saison verstärkt, zu schwer sei das Graineter Restprogramm mit noch ausstehenden Duellen gegen die formstarken Riedlhütte, Tiefenbach und Vilshofen. "Top-Favorit auf den Titel sind wir trotz der schönen Momentaufnahme nicht", ist Wurm überzeugt.
Obwohl sich Grainet selber klein redet, sprechen die Fakten eine andere Sprache. Die treffsicherste Offensive und mit Oberpolling gemeinsam die dichteste Defensive kann Grainet vorweisen. Zudem hat der SVG gerade im Offensivbereich mit Daniel Stadler, Christian Moser und Stefan Grimbs überragende Individualisten in den eigenen Reihen. Eine starke Mischung, gerade, wenn man bedenkt, dass die Fürst-Truppe einen sehr jungen Kader hat und überwiegend aus Eigengewächsen besteht.
Insofern wäre laut Wurm ein Aufstieg zwar eine schöne Sache, aber kein Muss. Denn mittelfristig gesehen wird Grainet verstärkt ans Tor zur Bezirksliga klopfen, davon ist der SVG-Abteilungsleiter überzeugt: "In den kommenden Jahren werden erneut junge, talentierte Spieler aus der eigenen Jugend in den Kader der Ersten stoßen. Wenn die Mannschaft zusammenbleibt und sich so weiterentwickelt wie bisher, ist es eine Frage der Zeit, bis wir den Bezirksligaaufstieg schaffen."
Grainet übt sich also in Understatement, Florian Wurm schiebt Oberpolling die Favoritenrolle zu und geht auch davon aus, dass Vilshofen und Tiefenbach noch ins Aufstiegsrennen miteingreifen werden. "Den Druck haben andere", schiebt Grainets Funktionärs noch hinterher. Ähnlich argumentiert auch Alexander Starkl, Spielertrainer des SV Oberpollings, der bereits jetzt von der besten Saison der 60-jährigen Vereinsgeschichte spricht.
Diese Stärke kommt aber nicht von ungefähr. Immerhin konnte sich "Polling" vor der Saison mit namhaften Spielern wie eben Starkl (kam von Landesligist Hauzenberg) und Mario Enzesberger (vergangene Saison 34 Regionalliga-Einsätze für Schalding-Heining) verstärken. Höherklassig erprobte Kicker wie Dominik Marold und Philipp Triebe gehören schon länger dem Kader an. Der SVO kann also durchaus auf Qualität und Erfahrung zurückgreifen. Der aktuelle Erfolg ist also nur bedingt eine Überraschung.
Und dennoch mussten die Dreiburgenländer gerade nach der Winterpause eine kleine Schwächephase hinnehmen. Die bisherige Bilanz im Fußballjahr 2019: Drei Spiele, zwei Niederlagen. Alex Starkl dazu: "Es ist etwas schade, dass wir zum Start ins Frühjahr keine besseren Ergebnisse erzielen konnten unseren Vorsprung verschenkt haben." Der 32-Jährige, gemeinsam mit Grainets Stadler aktuell bester Torjäger der Kreisliga Passau, stellt aber fest, dass die Leistungskurve wieder nach oben zeige.
Von einem Selbstläufer zu sprechen, ist Starkls Aussagen zufolge jedoch zu hoch gegriffen. Im Gegenteil. Die Ausgeglichenheit der Spielklasse lasse keinefalls eine verlässliche Vorhersage zu. "Eine Prognose, wer das Rennen am Ende macht, ist allerdings schwer, weil in dieser Liga fast jeder in der Lage ist, einem Spitzenteam ein Bein zu stellen", verdeutlicht der spielende SVO-Coach.
"Polling" oder "Groanad"? Starkl, Enzesberger & Co. oder Stadler, Moser & Co.? Wer ist künftig Bezirksligist? Unter Berücksichtung der Fakten und auch der Stimmen der Verantwortlichen lässt sich keine abschließende Aussage treffen, wer am Ende der Saison den Meistertitel in der Kreisliga Passau feiern darf. Zumal mit Tiefenbach und Vilshofen zwei weitere Teams lauern...