2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview der Woche
Manuel Ulm spielt seit Kindertagen beim SVN.
Manuel Ulm spielt seit Kindertagen beim SVN. – Foto: Leidemann

"In der Verbandsliga spielt keiner Tiki Taka"

Nachspielzeit mit Manuel Ulm +++ Das Urgestein des SV Niedernhausen über die Saisonunterbrechung und die Eigenheiten der Verbandsliga

Wiesbaden. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Manuel Ulm. Der Kapitän des SV Niedernhausen findet sich mit seinem Team immer besser in der Verbandsliga zurecht. Manuel erzählt uns, wie der Verein mit einem Corona-Fall umgehen musste und was ihn an der Spielweise der Verbandsliga-Teams überrascht hat.
FuPa: Manuel, das Fußballjahr 2020 ist nach aktuellem Stand wohl vorzeitig beendet. Wie geht deine Mannschaft mit der Saison-Unterbrechung um?

Manuel Ulm: Uns war klar, dass es früher oder später zu einer Unterbrechung kommen würde. Wir hatten selber einen Corona-Fall im Team und wissen daher, was das für einen Spieler und sein Umfeld bedeutet. Da die Krankheit bei unserem Mitspieler keinen schweren Verlauf genommen hat und der Rest der Mannschaft negativ getestet wurde, sind wir zum Glück recht glimpflich aus der Situation herausgekommen. Wir unterstützen die Entscheidung des Verbands zu einhundert Prozent.

Euer vorerst letztes Ligaspiel habt ihr gegen die SG Walluf 2:1 gewonnen. Wie hast du das Spiel erlebt?

Wir waren überrascht, wie defensiv Walluf die Partie angegangen ist. Wir hatten über weite Strecken über 70 Prozent Ballbesitz, haben gegen den Abwehrriegel der SG aber lange keine Lösungen gefunden. Nach der Pause ist der Knoten dann recht schnell geplatzt und ich konnte wenig später entscheidend nachlegen. In der Schlussphase bekam Walluf zwar nochmal die zweite Luft, insgesamt war unser Sieg aber hochverdient.



Nach einem schwierigen Start seid ihr nun schon seit fünf Partien ungeschlagen. In welchen Punkten habt ihr euch nach den Niederlagen zu Saisonbeginn verbessert?

Auch zu Beginn haben wir eigentlich durchaus ansehnlichen Fußball gespielt, aber leider viel zu viele individuelle Fehler gemacht, die zu vermeidbaren Gegentoren geführt haben. Wir mussten uns klarmachen, dass fehlende Konzentration in der Verbandsliga knallhart bestraft wird. Seit einigen Wochen stehen wir defensiv wesentlich besser und kassieren weniger Gegentore. So kamen zu unseren guten Leistungen endlich auch gute Ergebnisse hinzu.

Viele Aufsteiger müssen sich zu Beginn der Saison erst an das neue Niveau gewöhnen. In welcher Hinsicht macht sich der Klassenunterschied besonders bemerkbar?

So seltsam es klingt, sind die Verbandsliga-Mannschaften spielerisch kaum stärker als die Gruppenliga-Konkurrenten. Viele Teams setzen auf lange Bälle und haben kein Interesse daran Tiki Taka zu spielen. Wir sind da neben der Spvgg. Eltville fast schon die Ausnahme. In Sachen Intensität sieht das schon ganz anders aus. Die Mannschaften haben eine viel höhere Grund-Agressivität. Die Zweikämpfe sind extrem intensiv, da wird dir nichts geschenkt. Wir haben uns darauf nun nach anfänglichen Problemen eingestellt. Trotzdem finde ich es manchmal schade, dass spielerische Lösungen in dieser Liga eher eine untergeordnete Rolle spielen.

Du spielst schon seit Ewigkeiten in Niedernhausen und hast mit dem SVN schon zwischen 2013 und 2015 in der Verbandsliga gespielt. Was hat sich in der Mannschaft und für dich persönlich im Vergleich zu damals verändert?

Meine eigene Rolle ist heutzutage natürlich eine ganz andere. Damals war ich ein junger Spieler, der in der Teamhierarchie sicher noch nicht ganz oben anzusiedeln war. Heute bin ich selbst in der Rolle des Routiniers. War ich früher genervt, wenn mich ein erfahrener Spieler auf Dinge wie Tor tragen oder Bällenetz holen hingewiesen hat, gebe ich mittlerweile öfters mal genau die selben Anweisungen an die jüngeren Spieler weiter. Es ist dann doch amüsant, wie sich solche Traditionen scheinbar hartnäckig halten.

Was macht für dich ein gutes Mannschaftsgefüge aus und wie gut seid ihr als Team in den vergangenen Monaten zusammengewachsen?

Das lange präsente "Hackordnungs-Denken" geht seit einigen Jahren immer weiter zurück. Wir sind alle gleichberechtigte Teile der Mannschaft, egal welchen Alters, und wollen Spaß zusammen haben. Mir ist aber schon wichtig, dass sich jeder in der Gruppe einbringt, denn für einen guten Zusammenhalt muss jeder Einzelne etwas tun. Momentan bin ich in dieser Hinsicht allerdings vollkommen zufrieden. Wir haben auch außerhalb des Platzes viel Spaß zusammen und stehen für die den jeweils anderen ein. Ohne eine gute Teamchemie ist nachhaltiger Erfolg auch gar nicht möglich.

Im neuen Jahr geht es vorraussichtlich mit der Saison weiter. Wie sollte die Spielzeit deiner Meinung nach fortgeführt werden?

Ich glaube kaum, dass wir bis zum Sommer die vielen ausgefallenen Spiele nachholen können. Deswegen wäre es wohl die beste Lösung, die Hinrunde zu Ende zu spielen und diesen Stand dann als abschließendes Ergebnis zu werten. Im Vergleich zur vergangenen Spielzeit wäre das eine faire Lösung, die gut umsetzbar ist. Wir wollen an unsere guten Leistungen anknüpfen und schnell den Klassenerhalt sichern. Ich bin zuversichtlich, dass wir dieses große Ziel erreichen werden.
Aufrufe: 030.10.2020, 19:00 Uhr
Niklas AllmrodtAutor