2024-04-24T07:17:49.752Z

Interview der Woche
Hat in Niedernhausen sein Glück gefunden: Maurice Burkhardt.
Hat in Niedernhausen sein Glück gefunden: Maurice Burkhardt. – Foto: Ig0rZh-stock.adobe/Leidemann

Eine neue Philosophie

Nachspielzeit mit Maurice Burkhardt +++ Der Spielertrainer des SV Niedernhausen spricht über seine fußballerische Philosophie, den aktuellen Erfolg und den Rückhalt im Verein

Wiesbaden. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler, Trainer oder Persönlichkeiten der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Maurice Burkhardt. Der 27-jährige Spielertrainer feierte seinem SV Niedernhausen jüngst einen Sieg gegen Walluf und schnappte sich die Tabellenführung. Burkhardt erläutert, weshalb er in Niedernhausen zu Beginn der Saison einen Umbruch einleitete und worauf es ihm bei einem Neuzugang ankommt. Warum man darüber hinaus die Spieler nur als Spielertrainer richtig kennenlernen kann, beleuchtet Burkhardt im FuPa-Interview der Woche.

FuPa: Maurice, du befindest dich aktuell in deiner ersten Spielzeit als Spielertrainer in Niedernhausen. Vor der Saison gab es einen großen Umbruch - und trotzdem steht ihr nach dem 3:2 im Spitzenspiel gegen Wallufan der tabellenspitze. Wie fühlt es sich an, derzeit so erfolgreich zu sein?

Maurice Burkhardt: Es ist einfach ein tolles Gefühl, ich habe in meiner Laufbahn als Spielertrainer ja auch schon einiges erlebt. Dass es direkt nach dem Umbruch so gut funktioniert, hätte ich nicht gedacht.


Was sind die Gründe für euren derzeitigen Erfolg?

Die Jungs ziehen alle richtig gut mit. Wir haben auch eine tolle Trainingsbeteiligung und außerdem erfahren wir auch vom Verein viel Unterstützung. Deshalb läuft es aktuell so überragend, obwohl die Gruppenliga natürlich ein schwieriges Pflaster ist.


Vor der Saison fand ein großer Umbruch unter deiner Leitung statt. Worauf kam es dir bei den Neuzugängen an?

Die meisten Spieler kamen ja über mich aus der Kreisoberliga. Das heißt, ich wusste schon was mich erwartet und wer uns direkt weiterhelfen kann. Man lernt mit der Zeit natürlich die unterschiedlichsten Charaktere kennen und dabei ist die fußballerische Qualität natürlich das eine, aber ich brauche auch Jungs, auf die ich mich verlassen kann. Ich bin mit den Spielern sehr zufrieden, der Großteil ist auf jeden Fall eingeschlagen.


Wie kam es überhaupt zu dieser großen personellen Veränderung?

Das lag daran, dass ich auch eine andere fußballerische Philosophie vertrete, als vielleicht in den Jahren zuvor hier im Verein gespielt wurde. Daher war ich dann auf der Suche nach anderen Spielertypen. Es gab auch drei bis vier Jungs, mit denen wir gerne verlängert hätten, was aber letztendlich aus verschiedenen Gründen nicht geklappt hat. Unser Teammanager Stephan Mohr hat mir für den Prozess des Umbruchs die Freiheiten gegeben, die ich brauchte, aber mich auch toll unterstützt. Ansonsten wäre ein Umbruch in der Form auch gar nicht möglich gewesen. Ich bin natürlich froh, dass uns der Start so gut geglückt ist. Das macht meine Arbeit auch wesentlich einfacher.


Du warst ja bereits in der Kreisoberliga bei Orlen als Spielertrainer aktiv. Was sind die größten Unterschiede zur Gruppenliga?

Der Fußball fängt für mich so ein bisschen erst ab der Gruppenliga an - zumindest, was das Taktische betrifft. In der Gruppenliga hat selbst der Tabellenletzte große Qualitäten. Jede Mannschaft ist offensiv gut aufgestellt. Das erkennt man auch daran, dass jede Woche sehr viele Tore geschossen werden. Das stellt dann natürlich eine größere Herausforderung dar als in niedrigeren Klassen. Man muss sich jede Woche gut auf den Gegner einstellen. Das ist in den unteren Ligen eher nicht so.


Welche Vor-und Nachteile birgt ein Posten als Spielertrainer?

Man steht als Spielertrainer immer im Fokus und muss vorangehen. Deshalb darf man sich im Prinzip keinen schlechten Tag erlauben. Als "normaler" Coach ist es egal, ob es dir mal nicht so gut geht oder ob du nicht richtig fit bist. Ich kann die Spieler aber dadurch wesentlich besser verstehen und mich eher in sie hineinversetzten. Man kann dann auch eher mit den Jungs mitfühlen und gewisse Situationen besser verstehen. Wenn du nämlich mit den Jungs in der Kabine sitzt, bekommst du mit, wie der ein oder andere so tickt. Es ist aber wichtig, dass während den Spielen jemand draußen an der Linie steht, der mir auch mal eine andere Meinung zu hören gibt. Das ist als Spielertrainer sehr wichtig.


Wie sah eure Zielsetzung vor der Saison aus?

Für mich persönlich war es wichtig, nach dem Umbruch und mit der jungen Mannschaft eine sorgenfreie erste Saison ohne Druck und ohne Abstiegssorgen zu absolvieren. Für den Verein an sich ist das Ziel aber natürlich schon das obere Tabellendrittel - vielleicht sogar noch mehr. Allerdings gilt es jetzt erst einmal, so schnell wie möglich die 40 Punkte-Marke zu erreichen. Danach können wir uns dann eventuell nach oben orientieren. Denn in der Gruppenliga kann es auch schnell wieder nach unten gehen. Das hat die Vergangenheit gezeigt. Grundsätzlich rechne ich aber mit einer Platzierung unter den ersten Fünf bis Sieben. Ich bin da realistisch, die anderen Mannschaften sind auch sehr gut bestückt, teilweise auch mit Neuzugängen aus der Verbandsliga. Das heißt, ich wäre auch nicht enttäuscht über einen Platz im Mittelfeld.


Wie lautet deine Prognose für die kommende Begegnung mit dem SV Wiesbaden?

Es wird ein schweres Spiel, denn Wiesbaden hat eine gute und aggressive Mannschaft. An einem guten Tag können wir zuhause aber jeden Gegner schlagen. Wenn wir also zum Großteil an Bord sind, wollen wir das Spiel natürlich schon gewinnen.


Wie hast du dich beim SV eingelebt? Wie ist die Stimmung dort?

Es ist das, was ich mir gewünscht habe. Mir ist es wichtig, einen Verein zu haben, bei dem einfach alles passt. Hier in Niedernhausen ist immer alles da - ob es Essen für uns Spieler ist oder Veranstaltungen. Das ist schon toll. Auch außerhalb des Platzes herrscht bei uns eine gute Stimmung, was mir persönlich auch sehr wichtig ist. Wir sind hier mit der Mannschaft auf einem guten Weg, haben aber trotzdem durchaus noch Potenzial nach oben.



Aufrufe: 09.10.2019, 17:00 Uhr
Jan Lucas FrengerAutor