„Ich hätte nicht gedacht, dass mich mein Nachname selbst bis in die Kreisliga verfolgt“, sagt Nils Schmadtke und muss lachen, als er um ein Interview gebeten wird. 1989 in Düsseldorf geboren, tritt er als Vierjähriger in Freiburg zum ersten Mal selbst gegen den Ball. Vater Jörg ist Bundesliga-Torhüter und zwischen 1993 und 1997 beim Sportclub im beschaulichen Breisgau aktiv. Sensationell wird die Mannschaft um ihren genialen Spielmacher Rodolfo Esteban Cardoso 1994/1995 Tabellendritter und qualifiziert sich für den Europapokal. Schmadtke feiert den größten Erfolg seiner Laufbahn. „Ich war noch klein, habe aber sehr viele Erinnerungen an diese Zeit. Ich war der größte Fan von Papa“, erklärt Schmadtke Junior.
Als der Keeper mit dem markanten blonden Wuschelkopf seine Karriere in Leverkusen und Mönchengladbach ausklingen lässt, reift Nils Schmadtke als junges Torwarttalent im Rheinland heran und spielt in der Jugend beim 1.FC Köln. 2005 wird er zur Nummer eins der B-Junioren, weil Mannschaftskamerad Ron-Robert Zieler - heute Hannover 96 und dritter Torwart der deutschen Nationalmannschaft - mit 16 Jahren zu Manchester United wechselt. Über Mönchengladbach verschlägt es den jungen Schmadtke 2008 zum frischgebackenen Zweitligaaufsteiger nach Ingolstadt, wo er einen Dreijahresvertrag unterschreibt. Der Weg ins Profigeschäft scheint vorgezeichnet. Doch dem Youngster gelingt der Durchbruch nicht, nach nur fünf Einsätzen für die zweite Mannschaft in der Bayernliga zieht Schmadtke im Januar 2009 einen Schlussstrich: „Es hat einfach nicht funktioniert. Vielleicht war ich auch noch zu jung.“ Als keine weiteren Angebote kommen, endet die Karriere des 20-Jährigen abrupt noch ehe sie überhaupt so richtig beginnen konnte. „Ich frage mich schon manchmal, ob ich nicht zu früh aufgegeben habe“, sagt Schmadtke, „bereue die Entscheidung aber nicht.“
Denn mit dem Fußball ist er in Verbindung geblieben, arbeitet in der Marketingabteilung eines großen Sportartikelherstellers in Herzogenaurach. Ebenfalls am Firmensitz tätig sind bekanntermaßen die beiden Moggaster Spielertrainer Alexander Roth und Christian Staatz, der die Nationalmannschaft als Servicemann begleitet. Schmadtke ließ sich zu einem Probetraining überreden und blieb. Seit der Rückrunde der vergangenen Spielzeit steht der Neuzugang mit dem prominenten Namen aber nicht etwa im Tor („Da hätte ich ja nur verlieren können.“), sondern agiert als Stürmer in vorderster Front.
Bei seinem ersten Besuch als Zuschauer am 11. Oktober gegen Auerbach war der Kölner Sportdirektor trotzdem über den Positionswechsel des Sohnemanns amüsiert. „Er hat mich nachher aufgezogen, weil ich kein Tor geschossen habe“, verrät Nils Schmadtke. Dessen Bilanz kann sich mit zwölf Treffern in bisher 21 Pflichtspielen jedoch mehr als sehen lassen und trug zum starken Start des aktuell sechstplatzierten Aufsteigers in der Kreisliga 2 bei. „Vom Niveau bin ich überrascht. Es wird wenig gekloppt und wirklich guter Fußball gespielt“, sagt der SV-Torjäger.