Meppen – Die größte Gefahr für die Löwen an diesem Samstag im Emsland braute sich erst nach dem Abpfiff zusammen. In Form von Meppens Trainer Torsten Frings. „Ich habe vor dem Spiel nicht umsonst gesagt, dass die um den Aufstieg spielen“, sprach der Vizeweltmeister von 2002 sein Urteil über die 3:1-Sieger. Eine Steilvorlage für den ironiebegabten Kollegen Michael Köllner. „Normalerweise heißt es bei Sechzig: Jetzt holen wir einen Brasilianer! Aber ich habe es schon der Mannschaft gesagt: Phasenweise war es ganz gut, phasenweise war ich nicht zufrieden. Wir werden weiter trainieren müssen, damit wir gegen Magdeburg überhaupt eine Chance haben. Das ist der Schlüssel in der aktuellen Phase.“
37 Spieltage vor Saisonschluss stehen die Sechziger tabellarisch so gut da, wie seit 2012 nicht mehr. Damals gelang in der 2. Liga mit einem 1:0 gegen Regensburg der bislang letzte Auftaktsieg – am Ende landeten die Löwen auf Platz sechs.
Davon sprach Köllner freilich nicht, als er die Mannschaft in seiner Analyse „vom Kopf her weiter als mit den Füßen“ wähnte. Der Coach lobte die Mentalität seines Teams, das sich vom zwischenzeitlichen Ausgleich des von 500 Fans unterstützten SVM nicht hatte beeindrucken lassen. „Wir haben Meppen in der zweiten Halbzeit zum Spiel gezwungen, dass sie eigentlich nicht können: lange Bälle spielen. Meppen will eigentlich den Ball halten, kurze Bälle spielen. Aber trotz des höheren Ballbesitzes war ich draußen nicht unruhig, wir haben kaum was zugelassen.“
Zu bemängeln gab es lediglich die Chancenverwertung vor und den Verlust an Zugriff in den 10, 15 Minuten nach der Halbzeitpause. Nach dem frühen 1:0 durch Stefan Lex’ Distanzschuss (3., Vorlage Sascha Mölders) verpassten es die Löwen, nachzulegen, scheiterten an ihrer mangelnden Präzision beim vorletzten Pass. „Wir müssen mit 2:0 oder 3:0 in die Kabine gehen“, sagte Köllner, der seine Startelf aus dem DFB-Pokalspiel gegen Frankfurt nur auf der Sechser-Position verändert hatte. Daniel Wein ersetzte den defensiver veranlagten Dennis Erdmann.
Die Wackelphase nach dem Seitenwechsel mit dem Flugkopfball-Treffer durch Bozic (54.) beendete Quirin Moll, dem bei seinem Freistoß auch das Glück per Kopfball-Abfälschung zu Hilfe kam (59.). Der Rest war Giesinger Souveränität und Meppener Unvermögen. Schiedsrichter Robin Braun schickte Linksverteidiger Hassan Amin nach einer Blutgrätsche gegen Wein vom Platz (82.).
Den Schlusspunkt setzte Sascha Mölders. Erst haute er den Ball in der Nachspielzeit mit einem perfekten Diagonalschuss von links ins entfernte Toreck. Danach kommentierte er sein treffliches Kunststück so: „Der Trainer wollte mich rausnehmen, da habe ich mir gedacht: mach’ ich noch schnell das 3:1.“ Wer braucht da noch einen Brasilianer?
(“Ludwig Krammer“)