2024-04-24T13:20:38.835Z

Typische Szene: Meppens niederländische Stürmerin Nangila van Eyck jubelt, die Gegnerinnen sind frustriert. Die emsländischen Zweitliga-Fußballerinnen haben zehn von elf Punktspielen gewonnen. Foto: D
Typische Szene: Meppens niederländische Stürmerin Nangila van Eyck jubelt, die Gegnerinnen sind frustriert. Die emsländischen Zweitliga-Fußballerinnen haben zehn von elf Punktspielen gewonnen. Foto: D

Spaßfaktor beflügelt den Spitzenreiter Meppen

Fußballerinnen nur schwer auszurechnen

„Wir haben im vergangenen halben Jahr geerntet, was wir in den letzten elf Jahren aufgebaut haben.“ Maria Reisinger, Trainerin der Meppener Zweitligafußballerinnen, klingt begeistert. Der Blick auf die Tabelle macht deutlich, warum: Die Emsländerinnen führen die Tabelle mit fünf Punkten Vorsprung an. Das gute Ergebnis einer starken Saison.

Die Vernunftehe zwischen Victoria Gersten und dem SV Meppen bringt für Reisinger den sportlichen Erfolg wie bei einer Liebesheirat. Der SVM profitiere von den jahrelangen Vorleistungen der Victoria, der Frauenfußball nach der Integration bei den Blau-Weißen von den neuen Möglichkeiten. „Das passt einfach“, betont Reisinger.

Doch die Trainerin zeigt sich selbst überrascht, dass es in dieser Saison so gut läuft. „Uns hat doch niemand da oben erwartet.“ Platz fünf hatten die Emsländerinnen als Ziel ausgegeben. Das Aufgebot wurde vor der Serie breiter aufgestellt. Eine Maßnahme, die sich ausgezahlt hat. „Vom Kader her werden wir mit Sicherheit nicht ganz oben eingeschätzt“, hatte Reisinger vor dem Saisonstart formuliert. Für sie ist die Mannschaft dennoch der Star. „Die Spielerinnen verstehen sich gut und fühlen sich hier wohl“, findet sie eine Erklärung. Und der Erfolg sorgt natürlich für Stabilität und eine hohe Trainingsbeteiligung. „Die Mannschaft hat einen unheimlich starken Charakter“, weiß Reisinger, die im Trainingslager vor der Saison erstmals erahnt hat, wie gut ihre Truppe wirklich sein kann.

Die Zusammenstellung des Teams passt offenbar. Die Neuzugänge sind glänzend eingeschlagen. Die Qualität ist nach Reisingers Einschätzung deutlich gestiegen. Das beflügle auch die Spielerinnen, die schon länger beim SVM spielten. Auf jeden Fall ist die Mannschaft nur sehr schwer auszurechnen, weil es nicht nur eine, sondern mehrere Leistungsträgerinnen gibt. Fällt eine aus, springen andere ein. Fast aller Spielerinnen sind variabel einsetzbar. „Die lange Ausbildung über Verein und Verband zahlt sich aus. Nur ganz wenige können nur eine einzige Position spielen“, stellt Reisinger fest. Zudem zeigt sich die Mannschaft auch taktisch flexibel.

Reisinger legt Wert auf eine sichere Defensive. Meppen kassierte erst acht Gegentreffer – eins mehr als die hochgehandelten Cloppenburger. Die Quote von 23 Toren ließe sich noch ausbauen. „Wir erarbeiten uns Chancen und spielen nach vorn. Aber in der Liga ist es schwer, einen Rückstand wettzumachen“, weiß Reisinger.

Eine glückliche Hand hatte das Meppener Trainerteam bei den Neuverpflichtungen. „Wer kannte schon Nangila van Eyck oder Hilde Winters?“, spielt Reisinger auf die niederländischen Spielerinnen an. Die schnelle Stürmerin van Eyck führt die interne Torjägerliste mit sechs Treffern an – und bereitete noch fünf vor! Winters hat sich auf der linken Seite als angriffslustige Verteidigerin etabliert. Rückkehrerin Heike Freese (Hamburger SV) war wie Britta Kappel in allen elf Punktspielen von der ersten bis zur letzten Minute dabei. Freese schoss fünf Tore.

Aber auch die Spielerinnen aus der eigenen Talentschmiede halten mit: Torfrau Katharina Hackmann hat sich ebenso etabliert wie Rieke Dieckmann, die zu mehr Einsätzen gekommen wäre, wenn sie nicht für den DFB unterwegs gewesen wäre. Das Duo könnte noch bei den B-Juniorinnen in der Bundesliga auflaufen wie Denise Franjkovic, die wie auch Amelie Kröger mit ersten Einsätzen behutsam aufgebaut wird.

Zahlen belegen, wie gut die Neuen eingeschlagen sind: Zum Dutzend Spielerinnen mit den längsten Einsatzzeiten gehören sechs Zugänge und sechs Akteurinnen, die schon im vergangenen Jahr zum Kader zählten.

Zahlen sprechen erwartungsgemäß für den Spitzenreiter: Nach der Auftaktniederlage in Potsdam – am Sonntag um 11 Uhr beginnt die Rückrunde mit dem Heimspiel gegen die „Turbinen“ – haben die Emsländerinnen zehnmal in Folge gewonnen. Mit der makellosen Serie von sechs Heimsiegen sind sie ebenfalls top. Nur Heimerfolge feierte ansonsten lediglich der Herforder SV (5). Auswärts gab kein Konkurrent weniger Zähler ab als die Meppener Fußballerinnen (3), die die Gesamttabelle seit dem sechsten Spieltag anführen.

Natürlich wollen die Emsländerinnen, die von Verletzungspech weitgehend verschont geblieben sind, die Position verteidigen. „Ich vertraue der Mannschaft“, betont Reisinger, die weiß, dass ihr Aufgebot den Standard mindestens halten muss. Einen Absturz wie in der Rückrunde der vergangenen Serie soll es nicht geben. „Wir haben keinen Druck und genießen die Situation. Aber wir wissen auch, wo wir herkommen“, sollen die Spielerinnen mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben – und „den ungeheuren Spaßfaktor“ weiter genießen.

Aufrufe: 021.2.2013, 07:38 Uhr
Uli Mentrup / EmslandsportAutor