2024-04-23T13:35:06.289Z

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Im Sommer nimmt Martin Wagner Abschied von den Meppener Fans. Der 32-Jährige geht zu Hannover 96 ins zweite Team. Foto: Doris Leißing
Im Sommer nimmt Martin Wagner Abschied von den Meppener Fans. Der 32-Jährige geht zu Hannover 96 ins zweite Team. Foto: Doris Leißing

Bad Abbacher Profi geht zu Hannover 96

„Emsland-Messi“ Martin Wagner (32) zieht von Meppen weiter zur Reserve des Bundesligisten. „Das ist eine einmalige Chance.“

Mit 32 Jahren und sieben Stationen als Fußball-Profi könnte man es ruhiger angehen lassen – Martin Wagner nicht. Der Bad Abbacher Kicker macht sich auf zu einem neuen Klub: Vom Drittligisten SV Meppen zieht der Mittelfeldregisseur nach Saisonende weiter zum zweiten Team des Bundesligisten Hannover 96. „Im Unterbau eines Erstligisten zu spielen – wer kriegt ein solches Angebot noch mit 32?“, sagt Wagner.

Ex-Bayern-Profi Michael Tarnat war zugegen, als der Bad Abbacher bei Hannover 96 unterzeichnete. Der Champions-League-Sieger von 2001 leitet die Nachwuchs-Akademie der Niedersachsen. „Wir haben dabei noch mal über meine Rolle gesprochen: Ich soll als erfahrener Spieler die jungen Kicker führen“, so Wagner. Tarnats Sohn Niklas zählt selbst zum U23-Team.


Erstligist suchte Routinier und klopfte an

Als „unbedingtes Muss“ bezeichnet der 32-jährige Abbacher den Wechsel. „Hannover hat sich erstmals vor dem Winter gemeldet. Der Verein suchte einen Routinier für seine zweite Mannschaft. Normalerweise wendet man sich dazu an frühere Erst- oder Zweitliga-Spieler. Allein das Interesse fand ich überragend“, schildert Wagner, der mit 96 in „lockerem Kontakt“ blieb.

Im Winter-Trainerlager mit Meppen sprach der Mittelfeldspieler auch mit seinem aktuellen Verein, bei dem sein Vertrag im Sommer ausläuft. „Die Entscheidung fiel mir nicht leicht.“ Fans des Drittligisten huldigen ihn wegen seiner technischen Fertigkeiten (und einer Größe von 1,68 m) als „Emsland-Messi“, in sechs Jahren ist Wagner als Kapitän zum Inventar des Klubs geworden. „Einen Meilenstein“ habe er mit Regionalliga-Titel und erfolgreicher Relegation zur dritten Etage in 2017 gesetzt, schreibt der Verein nun zum nahenden Abschied.

Nach Gesprächen mit Hannover II-Coach Christoph Dabrowski (Profi bei Werder, Bielefeld, Bochum, Hannover) und weiteren Verantwortlichen stand „ein Top-Gesamtpaket“, so Wagner. „Wir waren von Anfang auf einer Wellenlänge. Für mich ist es noch mal eine riesen Herausforderung, im Umfeld eines Bundesligisten zu spielen. Ein solches Angebot kriege ich als 32-Jähriger nie wieder.“

Zumal der Abbacher bei Hannover einen Zwei-Jahres-Vertrag erhält. „Natürlich spielt der finanzielle Aspekt auch eine Rolle. Geld war in fast 15 Jahren Profi-Karriere für mich nie entscheidend, ich habe in Meppen verzichtet und zum Teil halbtags gearbeitet, um dem Verein zu helfen. Aber mit Familie schaut man darauf auch.“

Dem SV Meppen kehrt er nur fußballerisch den Rücken. „In meinem Herzen bleibe ich ein Meppener“, bekundet der Profi-Kicker. Seine Familie – Ehefrau und die beiden Söhne Ben (7) und Leo (4) – bleibt in der Stadt, er selbst bezieht in Hannover eine Wohnung. Der Industriekaufmann will auch anderweitig beim Bundesligisten lernen. „Dort kann ich einiges aufnehmen, was mir in meiner beruflichen Zukunft zugute kommt.“


Bundesliga-Einsatz wäre „die Kirsche“

Bei Hannover II kehrt Wagner in die vierte Liga zurück, die Erstliga-Reserve kickt in der Regionalliga Nord. Platz zehn mit sieben Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone ist kein Ruhmesblatt. Hannover will seinen Unterbau weiter oben sehen. „Es hat mir schon immer Spaß gemacht, voran zu gehen und junge Kicker mitzuziehen.“ Ein weiteres Zugpferd der Truppe ist Ex-Nationalspieler Christian Schulz (Bremen, Hannover, Sturm Graz), der schon seit dem Vorjahr in der zweiten Reihe der 96er steht.

Im Emsland weint man dicke Tränen um „Messi“. „Wir lassen Martin nur sehr ungern gehen“, sagt Coach Christian Neidhart über den „hervorragenden Führungsspieler“. SVM-Sportvorstand Heiner Beckmann bezeichnet den Abbacher als „überragende Spielerpersönlichkeit, die sich jeder Verein nur wünschen kann. Sowohl auf dem Spielfeld als auch neben dem Platz war Martin stets ein Vorbild.“ Seit dem Juli 2013 hat Wagner für Meppen 198 Partien in Regional- und Dritter Liga gemacht, dabei 32 Tore erzielt und 46 Vorlagen gegeben. Die 200-Spiele-Marke wird er vollmachen.

Gedanken um mögliche Bundesliga-Einsätze macht sich Martin Wagner nicht. „Mit 32 Jahren spekuliere ich darauf nicht mehr, ich bin in der zweiten Mannschaft verankert.“ Klar, wenn Not am Mann sei, stehe er bereit - „Das wäre dann die Kirsche auf der Sahnetorte meiner Karriere.“

Aufrufe: 020.2.2019, 15:45 Uhr
Martin RutrechtAutor