2024-03-27T14:08:28.225Z

FuPa Portrait
Nach 50 Jahren beendet der Leisniger Gunter Franz seine Schiedsrichterlaufbahn in Hochweitzschen. Auf diesem Sportplatz hat er Ende April 1966 sein erstes Spiel gepfiffen. Foto: André Braun
Nach 50 Jahren beendet der Leisniger Gunter Franz seine Schiedsrichterlaufbahn in Hochweitzschen. Auf diesem Sportplatz hat er Ende April 1966 sein erstes Spiel gepfiffen. Foto: André Braun

Abschied nach einem halben Jahrhundert

Gunter Franz beendet seine Schiedsrichterlaufbahn. So ganz loslassen will er aber noch nicht.

Er hat sich dieses Spiel gewünscht. Ende April 1966 hat der Leisniger Gunter Franz auf dem Sportplatz in Hochweitzschen sein erstes Spiel als Schiedsrichter geleitet. Nun nach 50 Jahren als Unparteiischer soll die Karriere auch hier enden.

Vor dem Kreisligaspiel zwischen den beiden Medizin-Mannschaften aus Hochweitzschen und Zschadraß gibt es für Gunter Franz Blumen und ein Präsent vom Vorsitzenden des Schiedsrichterausschusses Rainer Kießling. „50 Jahre als Schiedsrichter, das gibt es nicht so oft“, sagt Kießling. Gunter Franz muss eine Träne verdrücken. Auch die Hochweitzschener lassen es sich nicht nehmen, den Jubilar zu verabschieden. „Du warst immer gern gesehen bei uns“, sagt Vereinschef Holger Mimel.

Für Gunter Franz verläuft das letzte Männerspiel seiner Laufbahn – er ist als Schiedsrichterassistent eingeteilt – eher unaufgeregt. „Es gab nichts besonderes“, sagt der 69-Jährige. Dafür kann er sich noch gut an eine Besonderheit in seinem ersten Männerspiel erinnern. „Es passierte ein Handspiel eines Feldspielers. In mir steckte wohl selbst noch zu sehr der Fußballspieler drin. Ich rief erst „Hand“ und habe danach erst realisiert, dass ich als Schiedsrichter ja auch pfeifen muss.“

Gunter Franz war gerade von der A-Jugend in den Männerbereich gewechselt, als er eine schwere Verletzung erlitt. „Ich konnte nicht mehr richtig an den Ball treten. Joachim Grune fragte mich, ob ich nicht als Schiedsrichter weiter machen wolle“, erinnert sich Franz. Er wollte und legte die Prüfung beim damaligen Schiedsrichterobmann des Kreisverbandes, Herbert Busch, ab.

Kurz nach seinem Schiedsrichterdebüt leistete Gunter Franz seinen 18-monatigen Armeedienst und studierte danach Maschinenbau in Leipzig. „Während des Studiums habe ich 1968 das Endspiel der FDJ-Meisterschaft in Unterweißbach (Thüringen) zwischen Niesky und Leipzig gepfiffen.“ Seit 1970 war er als Schiedsrichter für den VfB Leisnig (bis 1990 Motor Leisnig) aktiv. Etwa 1250 Begegnungen hat er in all den Jahren geleitet. Genau Buch geführt habe er nicht. „Ich bin pro Jahr immer auf 20 bis 30 Spiele als Schieds- oder Linienrichter gekommen. Auf die 50 Jahre gesehen, kommt dann solch eine Zahl zusammen“, sagt Franz.

Nach seinem Studium hat Gunter Franz als Technologe im Spinnereimaschinenbau gearbeitet. Mit seiner Frau Ute hat er einen Sohn. „Tilo hat sich mit seiner Familie dem Bogensport verschrieben. Fußball hat er nur kurz gespielt.“

Für Gunter Franz gehörte der Fußball immer zum Leben. Die Schiedsrichterei machte ihm Spaß. Dabei habe er immer versucht, mit den Spielern zu reden. Wenn einer etwas Böses sagte, hat er nicht immer gleich eine Gelbe oder Rote Karte gezogen. „Manchmal habe ich gesagt, Sportfreund das habe ich gehört, beim nächsten Mal fliegst du runter. Oder, wenn ein Spieler schon die Gelbe Karte hatte, und beging ein weiteres Foul, habe ich seinem Trainer ein Zeichen gegeben, dass er ihn auswechseln soll, bevor er einen Feldverweis bekommt. Meist haben die Trainer auch reagiert.“

Trotz seiner eher kommunikativen Art war Gunter Franz eine Zeit lang als der „Rote Franz“ verschrien. In den 1980er Jahren hat er während einer Saison mal 18 Rote Karten gezückt. „Die Trainer haben ihre Spieler gewarnt, ja den Mund zu halten.“ Ganz anderes erlebte Franz 1990 in der Leisniger Partnerstadt Bünde. Er war mit einer Jugendmannschaft zu Besuch beim Partnerverein und sollte das Endspiel der Stadtmeisterschaft von Bünde leiten. „Kennen sie überhaupt unsere Fußballregeln“, war er vor dem Spiel gefragt worden. „Hinterher bin ich von beiden Mannschaften für meine gute Spielleitung gelobt worden“, erinnert er sich. In all den Jahren haben sich eine ganze Menge an Auszeichnungen für den Schiedsrichter Gunter Franz angesammelt. „Ein ganzer Korb voller Pokale“, sagt Ehefrau Ute.

Auch wenn Gunter Franz nun als aktiver Schiedsrichter zurücktritt, bleibt er der Fußballwelt doch erhalten. Er ist weiter als Beobachter aktiv und fungiert in seinem Verein als Schiedsrichterobmann. „Und wenn die F-Junioren spielen, bei denen ja kein Schiedsrichter angesetzt wird, greife ich schon noch zur Trillerpfeife.“ Ansonsten freut sich Gunter Franz darauf, dass er nun auch am Wochenende mehr mit seiner Familie unternehmen kann.

Aufrufe: 013.5.2016, 14:10 Uhr
SZ / Frank KornAutor