2024-04-24T13:20:38.835Z

Ligabericht
F: Schlichting
F: Schlichting

Nur noch drei Teams mit Titelchancen

Fußball Kreisliga A 2 - Hinrundenrückblick, Teil 1: Die Top-Sechs Teams mit einem jeweiligen Fazit von Miguel Pardo

Verlinkte Inhalte

Sportlich gab es einen Süd-Rück in der Liga. Der totgesagte Bürener Fußball zeigte die Zähne. Bis zum achten Spieltag tummelten sich mit SG Husen/Henglarn, SV 21 Brenken, FSV Bad Wünnenberg/Leiberg, SG Haaren-Helmern und SG Meerhof/Essentho fünf Süd-Team in der acht Teams starken Spitzengruppe der Liga.

Eine Siegesserie des FSV Bad Wünnenberg/Leiberg und SV 21 Brenken spülte beide Mannschaften punktgleich zur Winterpause an die Tabellenspitze. Titelfavorit SV Marienloh liegt mit einem respektablen sieben Punkte Abstand dahinter. TSV Wewer, Türk-Gücü Paderborn und Tura Elsen, der vor der Saison als Titelfavorit gehandelt wurde, führen das breite Mittelfeld der Liga an.

Der Titeldreikampf:


1. FSV Bad Wünnenberg/Leiberg (1. Platz/40 Punkte/55:17/16 Spiele):

Eine nahezu perfekte Saison spielte die jahrelang im Mittelfeld der Kreisliga abgetauchte Wünnenberg/Leiberg. Trainer Christian Nolte ließ die offensiv hungrigen Jungs von der Kette, krempelte das Spielsystem um und befeuerte den Konkurrenzkampf mit zahlreichen Neuzugängen an. Herausgekommen ist ein Seriensieger, der sich in der Rückrunde mit der Favoritenrolle abfinden muss. „Diese Entwicklung war nicht voraus zu sehen“, erklärt Nolte, der die Mannschaft zu Saisonbeginn übernahm. Grundlage des Erfolges ist die intensive Trainingsarbeit in der Vorbereitung „und natürlich die passenden Spieler, die so ein Offensivspiel tragen.“ Aber auch die taktische Arbeit des Vorgänger Manfred Geppert beim FSV ist ein Faktor des schnellen Erfolges.

Nach der guten Vorbereitung startete die FSV jedoch mit einer 1:2-Niederlage gegen Top-Favorit SV Marienloh. „Eine Niederlage, die uns zeigte, dass wir dran sind an den Spitzenteams der Liga“, so Nolte zurück blickend. Aber mit zunehmender Spielzeit griffen die Mechanismen und nach der Niederlage beim TSV Wewer (8. Spieltag mit 1:3) fraß die FSV mit neun Siegen in Serie Selbstvertrauen und eroberte zum elften Spieltag erstmals die Tabellenführung mit der das Nolte-Team, punktgleich mit Brenken, in die Winterpause ging. Das Offensivtrio Alexander Hegers (14 Tore), Philipp Schmidt (11 Tore) und Maxim Bese (10 Tore) standen für den Torhunger im Team. „Gleichzeitig wird aber auch oft vergessen, dass wir das beste Defensivteam der Liga sind (17 Gegentore in 16 Spiele)“, so 34-jährige Trainer. Die Balance stimmt beim FSV. Auch das fehlenden Rasentraining im November brachte die FSV nicht aus den Takt. Mit der Soccer-Jam-Vorbereitung wurde auch in Elsen (7:0) und in Alme gegen Alfen (2:0) die Erfolgsstory fortgeschrieben. Für die Rückrunde hofft Nolte „weiterhin von Verletzungssorgen verschont zu bleiben.“ Denn für die verbleibenden 14 Saisonspiele erwarten der Coach mit Brenken und Marienloh einen Dreikampf um den Titel. „Auch wenn man Wewer nicht frühzeitig abschreiben darf.“

Pardos Einschätzung (ehemals VfL Lichtenau, FSV Bad Wünnenberg/Leiberg, SG Meerhof/Essentho, SG Siddinghausen/Weine): Da ich die FSV schon einmal trainiert habe wünsche ich Ihnen natürlich den Aufstieg. Der Schachzug, den gelernten Defensivspieler Alexander Hegers nach vorne zu schicken stellte sich als richtig heraus. FSV hat aber in dem Sinne keinen herausragenden Spieler. Das Team lebt von der Geschlossenheit und Motivation. Wichtig wird sein, wie die FSV aus der Winterpause kommt. Dann ist in diesem Jahr alles möglich.

2. SV 21 Brenken (40 Punkte / 53:24 / 17 Spiele):

Der Kreisligatitel ist in Brenken kein Unwort mehr. Unter Coach Robert Alteköster ist das Almeteam über das langjährige Branding - des Team der langen Kerle mit effektiven Standards - hinaus gewachsen. Das Brenkener Fußballspiel ist erwachsen geworden. Temporäres Pressing und eine gute Raumaufteilung im Mittelfeld garniert mit den Torschützen Niklas Siedhoff (14Tore) machten die Blau-Weißen zu einem gefürchteten Gegner. „Niklas ist ein überragender und dazu noch mannschaftsdienlicher Spieler, der seit Jahren in der Torjägerliste oben zu finden ist“, so Altekösters lobende Worte über seinen Stürmer.

Dabei lud „die äußerst schlechte Vorbereitung“ nicht zu hohen Erwartungen ein. Durch den Kreuzbandriss des zentralen SVB-Spielers Klaus Driller fehlte Alteköster von Beginn an ein entscheidender Spieler. Wieder Erwarten startete Brenken mit drei Siegen. „Aber dann hat sich die Vorbereitung bemerkbar gemacht.“ Um den September herum gab es 11 Punktverluste (Auwärtsniederlagen in Marienloh, Wünnenberg und bei Türk-Gücü) in sechs Spielen. Wobei das 1:1 gegen Wewelsburg in die Kategorie besonders ärgerlich eingestuft werden muss. Mit dem 4:2 in Elsen (10. Spieltag) ging für Brenken die Post in Richtung Tabellenspitze ab. Sieben weiter Siege folgten und bei einem Spiel mehr auf der Uhr geht Brenken punktgleich mit dem FSV als Zweiter in das neue Jahr. „Die meisten Spieler kennen sich schon lange und jetzt im zweiten Jahr hat das Team das variable 4-2-3-1-System verinnerlicht“, so die Erklärungen vom Coach zum Erfolg. Mit dem Teamdenken schaffte Brenken es auch in zahlreichen engen Partien die Punkte auf ihre Seite zu ziehen.

Im zweiten Jahr unter Robert Alteköster ist Brenken mitten im Titelrennen angekommen und diese Chance wollen die Blau-Roten sich auch wahrnehmen. Dabei sieht der Trainer die Auftaktheimspiele nach der Winterpause gegen SV Marienloh und FSV Bad Wünnenberg/Leiberg „als richtungsweisend“ im Titelrennen an. Zur optimalen Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte wird Brenken den Kunstrasenplatz in Büren als Vorbereitungsdomizil nutzen.

Pardos Einschätzung: Das Niklas Siedhoff seit Jahren so konstant die Buden macht ist eine besondere Leistung. Daher war Brenken schon länger für mich ein Titelkandidat. Mit dem erfahrenen Alteköster gab es die nötige taktische Veränderung im Spiel gegen den Ball. Die Jungs werden sich bis zum letzten Spieltag mit Wünnenberg/Leiberg battlen. Ausgang völlig offen.

3. SV Marienloh (33 Punkte / 50:21 / 16 Spiele):

Der dritte Tielkandidat im Bunde ist, trotz der sieben Punkten Abstand zum Spitzenreiter der SV Marienloh. Nachdem man im Vorjahr hinter Aufsteiger DJK Mastbruch und TuRa Elsen klar den kürzeren zog, sollte es in diesem Jahr mit der Rückkehr in die Bezirksliga klappen. „Der Kader gibt es her, ist breit aufgestellt und dann muss man sich auch Ziele setzten“, war die Meinung von Coach Claas Teipel vor der Saison.

Der Auftakt mit 13 von 15 möglichen Punkten gegen alle Top-Teams der Liga bestätigten die Einschätzung des Trainers. Die Siege gegen die FSV (2:1) und Brenken (6:2) in dieser Phase unterstrichen die Tiitelambitionen. Aber gegen die kleineren Teams der Liga zeigte Marienloh Schwächen. Vor allem zuhause wurden gegen tief stehende Teams Punkte abgeschenkt (2:2 gegen Wewelsburg/Ahden, 0:1 gegen Etteln), die am Ende fehlen könnten. Die beiden Niederlage gegen FSC (0:1) und in Meerhof (2:3) ließ den SVM bis auf Platz acht purzeln, ehe mit fünf Siegen in Folge der dritte Platz zurück erobert werden konnte. Ein Grund für den fehlenden Hebel um Abwehrriegel zu knacken liegt dabei an dem verletzungsbedingten Ausfall der gesamten Offensivlinie (Dennis Bending, Jannik Hauff und Johannes Rittmeier) in der Vorbereitung. Die „ungelernten“ Stürmer schenkten trotzdem den Gegnern 50 Tore ein. Florian Stenzel (10), Felix Assemian und Defensivspieler Niklas Hagen (jeweils neun Tore) gingen hier voran. „Aber gerade gegen tief stehende Mannschaften fehlten uns die nötigen Ideen und die entscheidenden Laufwege“, musste Teipel erkennen.

Zum Rückrundenauftakt im März will Teipel mit allen Offensivspielern in Brenken auftreten. „Wenn wir da die drei Punkte nicht holen, ist der Weg nach vorne sehr weit.“ Die Weichen für das Top-Spiel der zweiten Saisonhälfte soll in acht Vorbereitungsspielen gelegt werden.

Pardos Einschätzung: Die Mannschaft hat sich unter den beiden Trainer Claas Teipel und Dennis Stangl taktisch und spielerisch weiter entwickelt. Dazu steht mit Niklas Hagen vielleicht der stärkste Defensivspieler der Liga im Team. Aber mit sieben Punkten ist der Abstand zum Spitzenreiter schon erheblich, um die Vorgabe Titelgewinn noch zu realisieren.

Das traditionelle breite Mittelfeld:


4. TSV Wewer (30 Punkte / 37:23 / 17 Spiele):

Als Bekennender Fan des 1. FC Köln war es für TSV-Trainer Daniel Borsch eine schwierige Saison. Wesentlich besser machte es sein eigenes Team, der TSV Wewer. Der Überläufer aus der A 1 fühlt sich in der Parallelwelt pudelwohl und ging als Vierter in die Winterpause. „Es ist immer spannend und gut neue Gegner und Sportplätze kennen zu lernen“, so die positive Rückmeldung des Trainers zum unfreiwilligen Ligawechsel.

Bis zum neunten Spieltag hatte Wewer als Tabellenzweiter, bei nur einem Punkt Rückstand zum damaligen Spitzenreiter SG Husen/Henglarn, die Finger an der Tabellenführung. „Wir kamen aber im Gegensatz zu Brenken und dem FSV nicht in den typischen Lauf hinein“, resümierte Borsch. Drei vier guten Spielen folgten regelmäßig einige Punktverluste. „In Steinhausen (3:3 in letzter Minute bekommen), in Überzahl gegen Türk-Gücü (1:3 trotz Überzahl ab der 43. Minute) und gegen Etteln (0:0) haben wir schon Punkte liegen lassen.“ In Erinnerung bleibt aber die bärenstarke Leistung gegen FSV Bad Wünnenberg/Leiberg (3:1, achter Spieltag) und auch die Partie gegen Brenken, die unverdient mit 0:2 (11. Spieltag) verloren ging. Gerade wegen dieser guten Leistungen gegen Top-Teams ist der Coach mit dem vierten Platz durchaus zufrieden. „Vor einem Jahr hatte wir auch 30 Punkte, aber ein Spiel mehr gemacht.“ Bei einem Blick auf das Torverhältnis weiß man aber, wo der Schuh drückt.

Der drittbesten Defensive (23 Tore) stehen nur 37 Tore im Angriff gegenüber. Karsten Wübbeke traf als Einziger zweistellig. Da wurden die Verletzten Offensivspieler Jan Risse (fehlte fünf Spiele) und Frederik Ewe (fehlte neun Spiele) doch allzu oft vermisst. Und auch wenn die Chancenauswertung in etlichen Spielen nicht optimal war blickt Borsch auf ein erfolgreichen Ligawechsel zurück. „Zur Rückrunde werden wir schauen was noch möglich ist“, erklärt der 36-jährige Coach perspektivisch. „Realistisch ist ein Mitmischen ganz vorne nicht. Aber man weiß nie, was so passiert.“

Pardos Einschätzung: Ich sehe viel Potential in der Mannschaft und dem Trainer. Borsch lässt hoch und aggressiv gegen den Ball spielen. In naher Zukunft sogar ein Titelkandidat. Da in diesem Jahr drei Mannschaften noch besser sind bleibt es zum Saisonende bei Rang vier.

5. Türk-Gücü Padderborn (29 Punkte / 43:42 / 17 Spiele):

Zum Ende der Rückserie 2016/17 rutschte Evren Demir in die Position des Spielertrainers. Das diesjährige Experiment der Dreierkette wurde nach dem sechsten Spieltag zu den Akten gelegt. „24 Gegentore und nur zwei Siege in den ersten sechs Spielen waren einfach zu viel.“ So war für Demir eine Umstellung auf eine Fünferkette der logische Schritt, der sich schnell als genau die richtige taktische Umstellung für das spielstarke Team erwies. Ein 5-3-2 eröffnete den schnellen Flügelspielern mehr Räume. Gleichzeitig änderte Demir seinen Blickwinkel auf das Spiel und coachte von Spiel fünf an von der Seitenlinie. Sieben Partie ohne Niederlage und der Sprung auf den zwischenzeitlichen vierten Platz waren die Folge. Bei schlechterer Witterung ging den Technikern am Ende die Luft aus und man musste sich mit einem starken fünften Platz begnügen, „mit dem wir aber sehr zufrieden sind.“

Als Dreh- und Angelpunkt lobt Demir seine beiden Sechser Serhan Kör und Kürsat Ceylan, die „unser Spiel in die Hand nehmen.“ Dazu wurde mit Christian Jennebach (15 Tore) endlich ein richtiger Knipser gefunden, der von Ahmed Ari (7) und Oluwatoyin Jokosenumi (6) unterstützt wird.

Für die erfolgreiche Rückrunde wurden auch schon personelle Entscheidungen vollzogen. Seit kurzen ergänzt Ingo Jennebach (BV Bad Lippspringe II) das Trainerteam Demir und Ahmet Topal und mit den Rückkehrern Murat Atilis (TuS Sennelager) und Benjamin Schumacher (TV Horn) stehen schon zwei Neuzugänge fest.

Pardos Einschätzung: Türk-Gücü ist gut unterwegs. Die Jungs können was mit dem Ball. Aber Platz vier ist aktuell das obere Limit. Die werden wohl oder übel noch zwei bis drei Plätze abrutschen.

6. TuRa Elsen (29 Punkte / 41:42 /18 Spiele):

Die Last und Erwartungshaltung der besten Ligarückrunde des Vorjahrs erdrückte die TuRa. Nach dem Fehlstart von nur vier Punkten aus den ersten vier Spielen stellte Steven Downes sein Traineramt zur Verfügung. Co-Trainer Christoph Schade, zu dem Zeitpunkt im Urlaub weilend, sollte den Titelkandidaten wieder an die Spitze heran führen.

Mit dem Fokus auf eine stabilere Verteidigung setzend holte Schade in den ersten fünf Partien unter seiner alleinigen Regie 13 Punkten. Der positive Trend kehrte sich aber mit einer enttäuschenden Negativserie von fünf Niederlagen in den weiteren sechs Spielen auch wieder um. „Die Erwartungen waren im Verein schon hoch gesteckt“, erklärt Schade, der zum großen Teil nur auf einen Rumpfkader mit 16 Spielern zurückgreifen konnte. Und so schlugen Verletzungen gleich ins Kontor. Zwar kriegte die TuRa mit zuletzt drei Erfolgen noch einmal die Kurve. Als Sechster ist das Spitzenduo aber uneinholbare 11 Punkte entflohen.

Mit insgesamt 42 Gegentore war und ist die Elsener Defensive die Großbaustelle. „Aber auch in der Chancenauswertung fehlt einfach die Cleverness“, so Schade. So brachten nur Oliver Lummer (13) und Adebola Adejoju (8) regelmäßig Gefahr vor dem gegnerische Tor. „Mal sehen, wie wir in der Winterpause mit A-Jugendlichen und externen Spielern den Kader auffüllen können“, erklärt Trainer Schade, dessen weitere Tätigkeit noch nicht in Stein gemeißelt ist. „Wir haben nach meinem Einstieg abgesprochen, dass wir uns in der Winterpause zusammensetzen werden.“ Danach wissen alle, woran sie sind.

Pardos Einschätzung: Elsen war schon immer ein ballsicheres und temporeiches Team, das seine Stärken in der Offensive hat. Schade wird die Defensive in den Griff bekommen und am Ende sich noch um einen Platz verbessern können.

Pardos Fazit: Die Bürener Teams haben sich echt gemacht. Sie stehen nicht mehr so tief und setzen vermehrt auf ein Pressing. Trotzdem bleibt immer noch ein spielerischer Vorteil bei den Paderborner Teams, auch im zweiten Jahr der gemeinsamen A-Liga. Alle Spitzenteams zeichnen sich durch mindestens einen Top-Stürmer aus, der vielleicht das Titelrennen dann auch entscheiden wird.

Aufrufe: 010.12.2017, 20:58 Uhr
Detlef TippAutor