Mätti macht's: Der Kopfkino-King

Wittlich-Lüxem:. Mitunter werden Fußballspiele nicht durch die bessere Kondition, die ausgefeiltere Taktik, die filigranere Technik am Ball, sondern durch die Kleinigkeiten entschieden, die sich in der Hirnrinde der entscheidenden Akteure abspielen. So geschehen am Freitagabend kurz vor 22 Uhr auf der idyllisch gelegenen Rasenplatz-Anlage der SG Lüxem am Wittlicher Stadtrand.

2:1 führten die Gastgeber, mit 25 Punkten ebenso wie der Gegner aus Föhren höchst Abstiegs-gefährdet, obwohl schon seit rund 15 Minuten mit einem Mann weniger auf dem Platz. Als Schiedsrichter Philipp Michels aus Lissendorf in der 89. Minute erst Föhren den zweiten Strafstoß dieser Begegnung zusprach und folgerichtig Lüxems Torwart Mike Neumann nach dessen zweiter Gelber Karte mit Geld-Rot des Feldes verweisen musste, nahm das Flutlicht-Drama seinen Lauf.

In dessen Mittelpunkt Lüxems zweiter Torwart Matthias „Mätti“ Schiffner und Föhrens Top-Torschütze Simon Monzel. Der 21jähige mit der Rückennummer 23 war für Feldspieler Hendrik Könemann eingewechselt worden, nachdem Neumann die Spielstätte verlassen musste. Simon Monzel trat zu seinem zweiten Strafstoß an diesem lauen Sommerabend an. Den ersten hatte der neunfache Saisontorschütze bereits in der 31. Minute verwandelt. Zuvor war er selbst von Neumann im Strafraum regelwidrig zu Fall gebracht worden.

Als Monzel im fahrigen Licht des Halbdunkels Aug in Aug mit „Mätti“ Schiffner zum finale furioso anlief, hatte die Szene einen Hauch von cineastischem „High Noon“. Du oder ich, ihr oder wir. In diesen Sekunden setzte sich das Kopfkino der beiden nur durch wenige Meter voneinander getrennt agierenden Hauptdarsteller in Gang. Links unten aus seiner Sicht hatte Monzel beim ersten, knallharten geschossenen Elfer gewählt. Und jetzt: Was denkt der Andere: Hat er gesehen, wohin ich geschossen habe. Soll ich dieselbe Ecke nochmal wählen oder vielleicht doch die Andere? Sekunden bis zur Entscheidung, die zur Ewigkeit werden können.

„Ich konnte nicht lange überlegen, ich war ja nicht mal warm gespielt. Ich habe mich instinktiv für eine Seite entschieden und das war die richtige“, gab Schiffner nachher zu Protokoll. Monzel, vielleicht auch ein Opfer seines Mutes zur Verantwortung, hatte sich für „Plan B“ entscheiden. Unten rechts aus seiner Sicht. „Vielleicht hat er ja doch gesehen, wohin ich eben geschossen habe. Also doch besser die andere Seite?“ Wie auch immer. Sekundenbruchteile später begräbt der zum finalen Kopfkino-King auserkorene Schiffner den Ball unter sich.

Bis zur sechsten Minute der Nachspielzeit müssen er und seine verbliebenen acht Mitspieler noch rackern, kämpfen und ausharren. Dann erst pfeift Michels ab. Ende der Vorstellung. Und ein Ergebnis, das den Kreisstädtern etwas Hoffnung auf den Klassenverbleib vor den beiden letzten Saisonspielen lässt.

SG Lüxem: Mike Neumann – Lukas Follmann, Jonas Adams, Marvin Lebenstedt, Daniel Ulbrich, Marcel Hoffmann, Nicolas Hubo (55. Nico Neumann), Benjamin Sorge, Hendrik Könemann, (89. Matthias Schiffner), Kevin Furchner (77. Yannic Nau), Sven Kohlei

SV Föhren: Dario Mock: Nicolas Hayer, Stefan Wagner, Nico Scholtes, Johannes Wey, Steffen Tonner, Carsten Lambrecht (70. Nico Schabio, / 85. Benjamin Brettler), Moritz Neufang, (86. Christian Esch), Christopher Haubrich, (75. Marius Tonner), Thomas Wagner, Simon Monzel

Tore: 1:0 (21.) Hoffmann, 1:1 (33.) Monzel, Foulelfmeter, 2:1 (51.) Adams

Besondere Vorkommisse: Gelb-Rote Karten für Nico Neumann (75.) und Mike Neumann (89.), Schiffner hält Foulelfmeter von Monzel (90.)

Schiedsrichter: Philipp Michels (Lissendorf)

Zuschauer: 250