2024-04-24T13:20:38.835Z

Allgemeines
– Foto: Tobias Thurau

"Es wird dauern, bis Normalität einkehrt"

Holger Tripp,der Vorsitzende des Kreis-Fußballausschusses Kleve-Geldern, spricht über die weitere Saison und alternative Spielpläne.

Der Fußball-Verband Niederrhein (FVN) hat die Amateur-Teams in die Winterpause geschickt. Er hofft, dass die seit Anfang November wegen der Corona-Pandemie unterbrochene Saison am 23./24. Januar fortgesetzt werden kann. Voraussetzung dafür ist, dass der Lockdown für den Amateursport Anfang Januar beendet wird. Die Rheinische Post sprach mit Holger Tripp, Vorsitzender des Fußballausschusses im Fußball-Kreis Kleve/Geldern, über die weitere Saison, mögliche alternative Spielpläne und Wertungen.

Herr Tripp, Hand aufs Herz: Wann glauben Sie, dass wieder um Punkte gespielt werden kann?

Holger Tripp Wir können im Moment nur abwarten und beobachten, welche Wirkungen die Corona-Maßnahmen der Politik zeigen. Alles ist abhängig von den Infektionszahlen. Im Idealfall können wir am 23./24. Januar wieder starten. Ich bin aber beim Blick auf die aktuellen Zahlen skeptisch.

Ist der Termin 23./24. Januar ansonsten realistisch?

Tripp Wenn gewährleistet ist, dass Anfang Januar sofort Lockerungen für den Amateursport gelten, ist er realistisch. Es wird ein Stück weit auch ein Kraftakt, weil die Mannschaften nach einer zweimonatigen Pause nur drei Wochen Vorbereitungszeit hätten. Das ist nicht optimal. Ich weiß aber, dass Vereine schon Vorbereitungspläne stehen haben, die auf den anvisierten Termin ausgerichtet sind.

Wie optimistisch sind Sie, dass die Saison beendet werden kann?

Tripp Optimistisch bin immer, aber gerade in diesen Zeiten muss man manchmal realistisch sein. Keiner kann garantieren, wann wir wieder anfangen können. Und niemand kann garantieren, dass wir dann bis Ende Juni durchspielen können. Das Bestreben ist, so viele Partien wie möglich zu absolvieren. Wir wollen ein vernünftiges sportliches Abbild durch die Tabellen haben. Deshalb werden, wenn wir wieder anfangen, auch erst einmal die Partien nachgeholt, die jetzt wegen des Lockdowns abgesetzt werden mussten.

Damit soll gewährleistet werden, dass wenigstens eine komplette Hinrunde gespielt wird.

Tripp Wir wollen auf Kreisebene schaffen, dass in den Kreisligen B und C jeder wenigstens einmal gegeneinander gespielt hat. In der Kreisliga A mit den beiden kleinen Staffeln mit nur zehn Teams wird das einfach zu erreichen sein. Das entscheidende Ziel muss sein, dass wir am Ende eine Wertung mit Aufsteigern und Absteigern hinbekommen. Damit diese so fair und aussagekräftig wie nur möglich ist, müssen wir sehen, dass wir genug Spiele dafür über die Bühne kriegen.

Um jeden Preis?

Tripp Auf keinen Fall. Es darf nicht sein, dass es in den Kreisligen viele Wochen-Spieltage gibt. Wenn noch 15 Spieltage absolviert werden müssen und nur noch acht Wochen Zeit dafür ist, muss man diese Spieltage nicht noch irgendwie reinquetschen. Dafür haben wir ja festgelegt, dass nach der Quotientenregelung gewertet werden kann, wenn wenigstens 50 Prozent der geplanten Partien ausgetragen worden sind.

Muss jede einzelne Mannschaft die Hälfte ihrer Begegnungen ausgetragen haben oder gilt dies für die Spiele in der jeweiligen Liga?

Tripp Es zählt die Anzahl der Spiele in einer Klasse. Das kann bedeuten, dass eine Mannschaft mehr Partien als andere bestritten hat. Es sollte dann aber nicht sein, dass ein Team 18 Spiele absolviert hat, ein anderes aber nur zehn oder elf. Das wäre unglücklich.

Was passiert, wenn die Saison erst im Februar oder März weitergeht?

Tripp Wenn irgendwann absehbar ist, dass wir die Rückrunde nicht mehr komplett spielen könnten, müssen wir andere Lösungen finden. Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass wir in der Kreisliga A auf die Meister- und Abstiegsrunde verzichten. Auf Kreisebene mache ich mir aber keine so große Sorgen, dass wir zu einer relativ gerechten Wertung kommen.

Aber es gibt im Fußball-Verband Niederrhein Problemklassen wie die Oberliga, in der 23 Teams stehen.

Tripp Die Oberliga ist problematisch. Staffelleiter Clemens Lüning hat schon einen Spielplan entworfen, wie man trotzdem bis zum 30. Juni alle Partien abwickeln kann. Damit das klappt, muss es im Januar wieder losgehen – und es darf nichts mehr passieren.

Und wenn das nicht so ist?

Tripp Dann gibt es einen Plan B, der beinhaltet, über die 50 Prozent an Spielen zu kommen. Im Moment ist alles auf Ende Januar ausgerichtet. Wir werden um den Jahreswechsel herum entscheiden, ob der Termin zu halten ist. Wenn nicht, müssen wir sehen, wie wir damit umgehen. Wichtig ist, dass wir mit Fingerspitzengefühl an die Sache herangehen.

Wie problematisch sind die Pokalwettbewerbe als zusätzliche Belastung für den Terminplan?

Tripp Da sehe ich auf Kreisebene keine Schwierigkeiten. Wir werden wieder darauf verzichten, den Wettbewerb zu Ende zu spielen und einen Kreispokal-Sieger zu ermitteln. Wir dürfen drei Mannschaften für den Niederrheinpokal melden. Wenn sie feststehen, hören wir auf. Beim Niederrheinpokal wird es schwieriger, weil noch Regionalligisten und Oberligisten im Wettbewerb sind, die schon ein Mammutprogramm in der Meisterschaft haben.

Alle Pläne werden doch nur funktionieren, wenn es in der Corona-Krise im Frühjahr keine dritte Welle gibt und nicht zu viele Partien wegen des Wetters abgesagt werden müssen.

Tripp Im Moment müssen wir erst mal die zweite Welle überstehen. Über irgendwelche weitere Wellen kann und will ich mir noch keine Gedanken machen. Es gibt ja auch den Lichtblick, dass bald geimpft werden kann. Trotzdem: Es wird dauern, bis wieder Normalität einkehrt.

Und die Saison 2021/2022 dann wieder normal ablaufen kann?

Tripp Das wäre der Optimalfall, den wir uns alle erhoffen. Aber jetzt müssen wir erst einmal sehen, dass wir die laufende Saison abschließen, alles andere ist Zukunftsmusik.

Wie viel Spaß macht das Ehrenamt in Corona-Zeiten noch?

Tripp Es gibt Schöneres. Aber wenn es ein Jahr nicht so viel Spaß macht und man mit Dingen konfrontiert wird, die absolut neu sind und für die keine Regelungen existieren, wäre es falsch, wenn man deshalb aufhören würde. Das soll man tun, wenn es am schönsten ist. Und das ist es im Moment wahrlich nicht.

Machen Sie sich wegen des erneuten Lockdowns Sorgen um den Fußball und die Vereine?

Tripp Ich bin sicher, dass es richtig war, die Saison wieder zu unterbrechen. Wir haben vor dem Lockdown von vielen Vereinen die Signale bekommen, dass es an der Zeit wäre, den Spielbetrieb auszusetzen. Viele Arbeitgeber hatten kein Verständnis mehr, weil sie die Leute in der Firma und nicht in Quarantäne benötigen. Die Klubs müssen jetzt kreativ sein und versuchen, ihre Mitglieder zum Beispiel durch virtuelles Training oder über die sozialen Netzwerke bei Laune zu halten.

Befürchten Sie einen Mitgliederschwund?

Tripp Den haben wir auch schon gehabt, als noch niemand an Corona gedacht hat. Fakt ist, dass wir in der laufenden Saison im Vergleich zur Spielzeit davor kaum Teams verloren haben. Jetzt müssen wir sehen, wie es nach dem zweiten Lockdown weitergeht. Es wäre wichtig, dass möglichst bald wieder gespielt werden könnte. Je länger die Pause dauert, desto größer ist die Gefahr, dass der Fußball Spieler verliert.

Aufrufe: 029.11.2020, 19:00 Uhr
RP / Joachim SchwenkAutor