2024-05-10T08:19:16.237Z

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Zum Zuschauen verbannt: der zehnjährige Magnus Brodersen  ©Dirk Schaal
Zum Zuschauen verbannt: der zehnjährige Magnus Brodersen ©Dirk Schaal

Zehnjährigem Keeper droht Sperre

Magnus Brodersen soll bis 30. Oktober nicht spielen dürfen, weil sich zwei Vereine nicht einigen können.

Der zehnjährige Magnus Brodersen will einfach nur Fußball spielen. Das tat er bislang in der Spielgemeinschaft beim SV Lichterfelde und wollte nun nach fristgerechter Abmeldung ganz zu Fortuna Britz wechseln. Nun droht dem Keeper eine Spielsperre.

Traurig steht der zehnjährige Magnus Brodersen auf dem Sportplatz. Wenn alles so kommt, wie es derzeit aussieht, wird er bis zum 1. November nicht mit seiner Mannschaft, den Britzer D-Junioren, auflaufen können. Der junge Torhüter ist nicht verletzt, er hat auch nichts angestellt - was zu dieser Strafe hätte führen können - es ist die Unstimmigkeit zwischen zwei Vereinen, die mal eine Spielgemeinschaft gebildet haben.

Dass junge Fußballer nicht an den Bäumen wachsen und gerade in der Region viele Vereine den Nachwuchs gern bei sich hätten, das ist nicht neu und trotzdem immer wieder einmal ein Zankapfel. Wenn dann gar nichts mehr geht, einer Mannschaft gar die Abmeldung droht, dann überlegen Vereine schon einmal, ob nicht eine Spielgemeinschaft sinnvoll wäre. So ging es dem SV Lichterfelde vor der Saison 2016/17. Fraglos machen sie eine gute Nachwuchsarbeit, was andere Vereine scheuen, da doch ein erheblicher Aufwand durch die Ausbildung entsteht. Aber trotz der Mühe waren in den Nachwuchsklassen nicht genügend Spieler vorhanden. So sprach man Vereine an, ob man denn nicht zusammenarbeiten wolle. "Es war nicht so, dass wir nicht selbst volle Mannschaften hätten, aber zum einen wollten wir die verstärken und zum anderen wollten wir auch etwas für den Lichterfelder Nachwuchs tun", erklärte der Britzer Jugendleiter Sven Krumbach, warum der Verein in die Verhandlungen ging. Man wurde sich einig. Die E- und D-Junioren liefen im Trikot der Britzer auf sowie die F-Junioren im Lichterfelder Dress.

Nicht alles klappte im organisatorischen Bereich. Aber das waren Kleinigkeiten, die halt Verbesserungspotential lieferten. "Wir haben auch Fehler gemacht, aber so ist es in einer Gemeinschaft, man muss erst zusammenwachsen", erklärte Krumbach. Spielerisch lief es gut, jedoch machte sich unter Eltern und Spielern Sorge breit, als im Lichterfelder Vereinsheim ein Plakat alle Aufmerksamkeit auf sich zog. "Da stand sinngemäß, dass sich der Verein auflösen würde, wenn sich nicht Leute für die Vorstandsarbeit finden würden. Das hat die Eltern und uns natürlich verunsichert", erzählte Krumbach. Eingeforderte Erklärungen zu diesem Thema soll der Verein schuldig geblieben sein, teilten Eltern mit. "Auch änderte sich in einem sehr kurzen Zeitraum dreimal der Ansprechpartner der Lichterfelder Nachwuchsarbeit, so dass wir zu dem Schluss kamen, die bestehende Vereinbarung mit Lichterfelde zum Saisonende zu kündigen", sagte Krumbach.

Ein neues Angebot an den SV folgte dann im April. "Wir wollten, dass alle Mannschaften unter einem Namen, in diesem Fall Fortuna Britz, auflaufen sollten", erklärte Krumbach. So könnten begabte Spieler durch den Wechsel in die nächsthöhere Altersklasse besonders gefördert werden, begründete der Britzer. "Nicht akzeptabel", nannte hingegen Andreas Segeth, Lichterfelder Vereinsvorsitzender, dieses Angebot. Auch wirft er den Britzern vor, dass sie Spieler in der gemeinsamen Zeit abgeworben hätten. "Das geht gar nicht und war eindeutig im Vertrag geregelt, dass es ausgeschlossen ist", fügte er hinzu. Gleichwohl lässt er erkennen, dass die Fronten nun verhärtet sind und gemeinsame Gespräche in weite Ferne gerückt sind.

Leidtragende des Streits sind die Kinder. Vier E- und zwei D-Junioren, die nach der Trennung nach Britz wechseln wollten, wollte deshalb Lichterfelde sperren. "Diese Möglichkeit gibt es bei den E-Junioren nicht, aber die D-Junioren sind nach Stand der Dinge erst ab 1. November für den neuen Verein spielberechtigt. Es sei denn, Lichterfelde lenkt noch ein", sagte Alfred Gebhardt, der Vorsitzende vom Jugendausschuss des Fußballkreises. "Ich wünsche es mir zumindest", ergänzte er noch.

Einer der gesperrten Spieler ist Torhüter Magnus Brodersen. Sein 24-jähriger Bruder Nils Schimmelpfennig ist sogar Trainer der D-Junioren bei Fortuna. Obwohl Magnus fristgerecht in Lichterfelde gekündigt hatte, kreuzte der Verein auf dem Wechselformular keine Zustimmung an, was die Sperre nach sich zieht. "Ich will doch nur Fußballspielen und bei meinem Bruder trainieren", sagte traurig der Zehnjährige, der die Welt der Erwachsenen nicht mehr versteht.

Aufrufe: 04.8.2017, 10:15 Uhr
MOZ.de / Dirk SchaalAutor