2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Benjamin Plötz und Uwe Lehmann.
Benjamin Plötz und Uwe Lehmann. – Foto: Anne Gründer

"Heute sind meine Zweifel an einem Bestehen verflogen"

Uwe Lehmann und Benjamin Plötz sprechen über das erste halbe Jahr in der Regionalliga mit Lichtenberg 47. Während bei den Sicherheitsmaßnamen noch letzte Züge zu bewältigen sind, ist man mit dem sportlichen Bereich zufrieden.

Ein Interview von Marcel Peters - https://www.facebook.com/AmateurberichterstattungMarcelPeters/ - regelmäßig Berichte über Berliner und Brandenburger Amateurfußballer oder Vereine. Gesprächspartner: Uwe Lehmann und Benjamin Plötz

Unter dem Motto „Herz schlägt Geld“ konnte sich Lichtenberg 47 am 18.05.2019 durch einen Sieg über Tennis Borussia Berlin den Aufstieg in die Regionalliga Nordost sichern. Acht Monate befindet sich die Mannschaft in der Vorbereitung auf die Rückrunde. In knapp zwei Wochen wird dann gegen den ZFC Meuselwitz in einem Pflichtspiel wieder der Ball rollen. Die Pause haben auch wir genutzt um uns mit den verantwortlichen Personen zu unterhalten. Vor allem interessiert und, wie die ersten Eindrücke nach sechs Monaten Regionalliga sind?

Uwe Lehmann: Die Eindrücke sind größtenteils sehr positiv, teilweise überwältigend was den sportlichen Bereich anbetrifft. Das beginnt mit deutlich mehr Zuschauern bei den jeweiligen Spielen, tollen Stadien, in denen wir zu Gast sein durften und in jedem Fall das physische Niveau aller Mannschaften.

Wie sieht es mit den Rahmenbedingungen aus. Kann man hier mit anderen Vereinen bereits mithalten?

UL: Es ist deutlich spürbar, dass bei dem Großteil der Vereine was die Rahmenbedingungen angeht es deutlich professioneller zugeht als bei uns, aber der Verein Lichtenberg 47 e.V. steht durch den geschafften Aufstieg natürlich in einem ganz anderen medialen Rampenlicht, was uns sehr stolz macht.

Gibt es denn noch Baustellen, an denen dringend gearbeitet werden muss?

Benjamin Plötz: Wir haben gegenwärtig den Sicherheitszaun in den letzten Zügen zu bewältigen, aber hier gibt es klar kommunizierte Zeitfenster so dass ich davon ausgehe das alles umgesetzt wird.

Das heißt, dass in der Rückrunde die Sicherheitsspiele im Hans Zoschke Stadion ausgetragen werden können?

BP: Das Thema wird sich in den kommenden Tagen final klären. Ich gehe allerdings davon aus, dass es wahrscheinlich ist, dass Sicherheitsspiele in der Rückrunde wieder im Poststadion ausgetragen werden müssen.

Die Zuschauerzahlen wurden bereits angesprochen, in der Hinrunde konnte zweimal die 1.000er Grenze überschritten werden, im Durchschnitt liegt der Verein bei knapp über 700. Sind diese Werte zufriedenstellend?

UL: Sehr zufriedenstellend. Wir haben einen großartigen Zuschauerschnitt für das erste Halbjahr in der Regionalliga, was in erster Linie natürlich mit den starken Leistungen der Mannschaft zu tun hat. Wir sind sehr glücklich darüber so viele Menschen zu uns bewegen zu können und werden darauf aufbauen, wissen aber auch durch die gesammelten Erfahrungen und das jeweilige Feedback unserer Zuschauer, dass wir uns teilweise stark verbessern müssen was zum Beispiel die Versorgung am Spieltag anbetrifft.

Wie geht man im Verein mit dem gesteigerten Medieninteresse um, gewöhnungsbedürftig oder doch schon Gewohnheit?

BP: Mediales Interesse sollte aus meiner Sicht niemals zur Gewohnheit werden und ist immer ein Ausdruck von erbrachten Leistungen. Demnach gehen wir weiterhin offen und transparent mit diversen Anfragen und Berichterstattungen um und bemühen uns, alle Anfragen gleichermaßen qualitativ gut zu bearbeiten. Da mit höherer Spielklasse auch die Berichterstattung mehr von Ergebnissen abhängig ist, haben nicht nur unsere Spieler festgestellt, dass der Stil und die Art und Weise der Berichterstattung sich schon deutlich zur Oberliga unterscheidet.

Wie sieht es um den Kader aus, wird es Veränderungen (Zu- oder Abgänge) geben?

BP: Mit Philipp Kulecki wird uns ein Abwehrspieler verlassen, der eine berufliche Veränderung durchlebt und somit die Rückrunde nicht mehr bewerkstelligen konnte. Sonst gibt es gegenwärtig keine Abgänge oder Zugänge zu vermelden.

War denn mit dieser grandiosen Leistung in den Hinserie zu rechnen?

UL: Wenn ich an das erste Spiel der Saison in Auerbach zurückdenke wo wir 1:0 gewinnen konnten, muss ich ehrlicherweise gestehen, dass die Freude über den historisch ersten Sieg in der Regionalliga von Lichtenberg 47 selbstverständlich riesengroß war, jedoch was den Spielverlauf anbetrifft, ich noch nie so unverdient als Trainer mit meiner Mannschaft ein Spiel gewonnen hatte wie dieses. Wir waren in allen Bereichen deutlich unterlegen, mit einer Ausnahme nämlich der Torchancenverwertung. Heute, etwa nur fünf Monate später, sind alle meine damaligen Bedenken und sogar Zweifel an einem Bestehen in dieser Liga, was vor allem den physischen, kognitiven und individualtaktischen Bereich meiner Mannschaft anbetrifft, vollständig verflogen. Meine Spieler haben eindrucksvoll in den vergangenen 19 Spielen bewiesen, dass sie berechtigt in dieser Liga spielen und haben eine für unsere Möglichkeiten, herausragende Hinserie gespielt.

Wie kann das Phantom erklärt werden, dass man vor allem gegen die "Big Player" (BAK, Nordhausen, Hertha II, Altglienicke, Erfurt und auch das Remis gegen Lok) reihenweise gute Ergebnisse abliefert, gegen vermeintlich kleinere aber wichtige Punkte liefen lässt?

UL: Die Gründe sind natürlich vielseitig und nicht in einem Interview ausführlich zu erörtern, jedoch der Charakter dieser Mannschaft und einzelner Spieler sind Hauptgrund dafür, dass wir als Verein Siege gegen Hertha II, Altglienicke, Erfurt, Nordhausen und BAK folgen ließen. Die fußballerische Qualität besaßen die Jungs schon vorher, aber wie sie mit Fleiß und Hunger nach Erfolg sich in den von mir kritisch angesprochenen Bereichen in so kurzer Zeit verbessert haben, ist der absolute Wahnsinn und zollt meinen allergrößten Respekt.

Und die von Ihnen vermeintlich kleineren Vereine, wo wir leider richtiger Weise nicht so nachhaltig punkten konnten, existieren aus meiner Sicht nicht, da wir - Lichtenberg 47, der tatsächlich kleinste Verein zu Saisonbeginn für alle anderen Gegner waren und mit wenigen Ausnahmen unverändert sind.

Welcher Spieler hat besonders überzeugt, hat sich nochmal nach vorne entwickelt?

UL: Die Truppe hat sich die 26 Punkte hart erarbeitet und es ist keine Floskel, jeder einzelne Spieler hat seinen Beitrag dazu beigetragen.

Herauszuheben sind aus meiner Sicht unser Torwart Niklas Wollert, Kapitän David Hollwitz, Sebastian Reiniger, Christian Gawe, Philip Einsiedel und Nils Fiegen. Sie haben die Großteile der Spiele mit ihrer Leistung mitentschieden und haben die Mannschaft sehr gut organisiert und geführt.

Platz acht mit 26 Punkten klingt im ersten Moment gut, birgt aber auch eine gewisse Gefahr. Ist Lichtenberg 47 bereits aus dem gröbsten raus oder muss man zusehen, schnellstmöglich die "40" Punkte-Marke zu erreichen?

UL: Wir sind unverändert mittendrin im Kampf um den Klassenerhalt und die ersten Monate Regionalliga haben sehr viel Lust auf mehr gemacht und befeuern natürlich das Engagement und den Zusammenhalt innerhalb des Teams. Es bleibt abzuwarten ob unsere Mannschaft den Fokus beibehalten kann, die Bodenhaftung nicht verliert und nachhaltig mannschaftliche Geschlossenheit Woche für Woche auf den Rasen bringt, was sich in jedem Fall in Ergebnissen ablesen lässt.

Wir werden in der Vorbereitung wie immer hart und konzentriert arbeiten, um an die Ergebnisse aus der Hinrunde anzuknöpfen und dadurch unseren gemeinsamen Traum, ein zweites Jahr Regionalliga-Fußball bei Lichtenberg 47 erreichen zu können.

Aufrufe: 017.1.2020, 10:47 Uhr
Marcel PetersAutor