2024-05-02T16:12:49.858Z

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Die Pfeife des Unparteiischen ist immer noch verschollen. Foto: Symbolfoto dpa
Die Pfeife des Unparteiischen ist immer noch verschollen. Foto: Symbolfoto dpa

Pfeife geklaut! SVL-Weilheim sorgt für Spielabbruch

Bizarre Szenen in Eurasburg

Sieht man nur den Spielbericht zur B-Klassen Partie zwischen dem SV Eurasburg-Beuerberg II und dem SV Lichtenau-Weilheim, bleiben einige Fragen offen. Lediglich drei gelbe Karten wurden verteilt, trotzdem wurde das Spiel beim brüderlichen Stand von 2:2 abgebrochen.

Eurasburg-Coach Ralf Knobloch berichtet von einer eigentlich unspektakulären Begegnung. Zwischen den Teams war alles gut, was Strittigkeiten anging, fiel ihm nicht mehr auf als das Übliche. Auch deshalb beurteilt er die Szene, die für den Spielabbruch sorgte als besonders kurios.

"Plötzlich sprinteten alle Spieler und Zuschauer auf den Schiedsrichter zu. Wir haben ihn schnell aus der Traube gezogen, damit er nichts abbekommt. Ich bin wirklich ein bisschen geschockt, weil ich noch nie erlebt habe, dass eine Mannschaft ohne Not dermaßen ausrastet", so der 24-jährige Spielertrainer. Vor allem die verbalen Anfeindungen schlugen wohl deutlich über das Maß hinaus.

Spieler schnappt sich Pfeife

Was war passiert? "Ein Verteidiger spielt den Ball zur Ecke, dann fällt ein SVL-Angreifer über ihn. Also gab es keinen Elfer", schildert Schiedsrichter Piet Fentross. Offensichtlich waren die Gäste mit dieser Sicht der Dinge nicht einverstanden. Doch trotz Spielabbruch sieht der Referee die folgende Situation überraschend gelassen: "Ein zuvor ausgewechselter Spieler läuft plötzlich aufs Spielfeld und reißt mir die Pfeife aus der Hand, also habe ich das Spiel abgebrochen. Ich hätte es ja sowieso nicht wieder anpfeifen können", erklärt Fentross mit einem Lachen. "Es waren viele Spieler um mich herum, deshalb kam der Ordnungsdienst auf den Platz und hat mich begleitet."

Für ihn war das Spiel bis dahin auch "nicht dramatisch". Nur einen Zuschauer musste Fentross schon vorher des Platzes verweisen, aber das war für den SVL-Kapitän auch in Ordnung. Wie es trotzdem zur Eskalation kommen konnte, erklären sich der Unparteiische und Heimcoach Knobloch prinzipiell auf die selbe Weise.

Gäste ohne Betreuer

Die Weilheimer waren ohne Trainer oder Betreuer angereißt. Schiri Fentross musste sogar noch vor Ort den Spielbericht gemeinsam mit dem Spielführer der Gäste ausfüllen, während Knobloch von einem eigenartigen Verhalten vor Anpfiff spricht. So fehlte wohl ein besonnener Charakter, der die mitgereisten Fans und aufgebrachten Wechselspieler etwas beruhigen konnte. Die ungute Stimmung kam, so Fentross, definitiv von Außen.

So versuchen alle Beteiligten dem Vorfall nun das Beste abzugewinnen. SVEB-Trainer Knobloch ist stolz auf seine Mannschaft, weil sie "cool geblieben ist" und darf sich höchstwahrscheinlich über drei Zähler freuen. Wobei er schon das 2:2 als klaren sportlichen Erfolg für sein Team sieht.

"Unter aller Kanone"

Schiri Fentross ist da etwas zwiegespaltener: "Was mich wirklich geärgert hat: Es war ein älterer Spieler, der mir die Pfeife geklaut hat. Von einem gestandenen Mann erwartet man so etwas nicht. Das war schon unter aller Kanone und hat mit Fußball nichts mehr zu tun." Ein weiterer Grund zum Schmunzeln und Ärgern ist, dass der Referee sein wichtigstes Werkzeug tatsächlich nicht wieder bekommen hat. "Zumindest das hätte ich erwartet", gesteht Fentross, "dass einer von den Sportfreunden die Größe zeigt und mir meine Pfeife wieder bringt."

Fentross pfeift mittlerweile seit über 20 Jahren im Amateurbereich und war als Spieler selbst auf Landesliga-Ebene aktiv. Den ersten Spielabbruch seiner Laufbahn nimmt er recht gelassen: "Ich habe eine kleine Wanderung gemacht und jetzt ist auch alles wieder gut - schwamm drüber. Man wird sehen, was für Lichtenau beim Sportgericht raus kommt, aber das ist ja nicht mehr meine Sache."

Trotz mehrerer Versuche konnten wir keine Stellungnahme vom SVL Weilheim bekommen.

Aufrufe: 026.9.2018, 17:00 Uhr
Fussball-VorortAutor