2024-04-25T14:35:39.956Z

Querpass
Jannik Skorna beim Training in Ruanda. Foto: privat
Jannik Skorna beim Training in Ruanda. Foto: privat

Jannik Skorna ist ins Abenteuer Ruanda aufgebrochen

Junger Schiedsrichter aus Leuthen hilft in Afrika beim Aufbau einer Nachwuchsliga

Für den jungen Schiedsrichter Jannik Skorna hat das Abenteuer Ruanda begonnen: In dem ostafrikanischen Land wird er für ein Jahr lang Kinder und Jugendliche unterrichten sowie trainieren und beim Aufbau einer Nachwuchsliga helfen.

Hier gibt es den ersten Zwischenbericht von Jannik Skorna aus Ruanda:

"Nach dem Pokalspiel gegen VFB Stuttgart am 13.August ging es am nächsten Tag auch gleich mit dem Zug in Richtung Frankfurt am Main, wo ich eine Nacht im Hotel verbrachte. Am nächsten Morgen trafen wir vier Freiwillige uns gemeinsam am Flughafen. Kurz nach Mitternacht landeten wir dann auch schon auf ruandischem Boden, wo uns der ehemalige Freiwillige Philipp abholte. Von dort aus fuhren wir direkt in unsere Wohnung. Anders als uns berichtet wurde, fanden wir diese im schlechteren Zustand vor als erwartet. Der erste kleine Schock. Kein fließend Wasser, keine Dusche, keine Toilette. Lediglich eine kleine Hütte mit einem Loch steht uns hier als Toilette bereit. Durchaus für den Anfang gewöhnungsbedürftig, aber mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und es stellt für mich kein großes Problem dar.

Das Gute war, dass Philipp bis zum 12.September bei uns geblieben ist und uns viele Dinge zeigen konnte, die für uns völlig neu waren. Mitunter stellte er uns auch sein Projekt vor, die Kimisagara Youth League. Die U17 Jugendfußballliga besteht aus 8 Mannschaften des Sektors Kimisagara. Dieser ist ein ärmerer Stadtteil Kigalis. Das bedeutet aber nicht zwingend, dass die Menschen hier hungern. Eher spiegelt sich die Armut in der Infrastruktur der Stadt wieder. Viele kleine Hütten dicht nebeneinander gebaut, prägen das Bild Kimisagaras. Fährt man jedoch 5 Minuten mit dem Motorrad, befindet man sich zwischen Wolkenkratzern. Ein krasser Unterschied, der ein Gesellschaftsbild von Arm und Reich erzeugt. Eine Mittelschicht gibt es hier nicht wirklich. Die Menschen sind allgemein sehr offen und freundlich. Leider können nur wenige gut Englisch sprechen, sodass kein richtiges Gespräch zustande kommen kann. Grund dafür ist, dass das Erlernen der Fremdsprache in der Schule erst vor circa 10 Jahren von Französisch auf Englisch umgestellt wurde.

Wir Freiwillige fallen in Kimisagara aufgrund unserer Hautfarbe schnell auf und werden von den Einwohnern auf der Straße mit großen Augen angeschaut. Viele Kinder nennen uns "Muzungu". Solange es die Kinder sagen, ist es für mich okay, aber eine an dem Haus mit Kreide vollbeschmierte Wand mit dem Wort fühlt sich diskriminierend an. Es ist traurig, dass selbst einige Erwachsene zu uns "Muzungu" sagen. Empört ist man dann erst Recht, wenn man ähnlich diskriminierende Schmierereien in der Heimat sieht. Wahrscheinlich muss man Diskriminierung erst an der eigenen Person erfahren, um die Bedeutung des Wortes zu verstehen.

Das so genannte "Moto" ist das Haupttransfermittel der sehr sauberen und weitgehend asphaltierten Straßen Kigalis. Tausende Motofahrer verdienen sich somit ihr Lebensunterhalt. Der Straßenverkehr regelt sich weitgehend von selbst, wenn nicht gerade sekundenzählende Ampeln, die die Zeit bis zur nächsten Phase anzeigen, am Straßenrand vorhanden sind.

Nach einer Woche Eingewöhnungszeit und Stadterkundung, übernahmen meine Projektpartnerin Hanna und ich den Sportunterricht für 9 Klassen, welche je eine Stunde/Woche an der Schule Sport haben. Teilweise treten Sprachprobleme auf, da nicht alle Kinder die englische Sprache ausreichend beherrschen. Deswegen liegt es auch an uns die Landessprache "Kinyarwanda" zu lernen. Unser Projektmanager gibt uns wöchentlich drei Unterrichtsstunden, um uns das Lernen zu erleichtern. Den Englischunterricht werden wir erst ab Februar nächsten Jahres übernehmen, da die Prüfungen bevorstehen und sich danach die langen Schulferien anschließen. Ab Ende November wollen wir dann zusammen die zweite Saison der Kimisagara Youth League starten. Nachdem die gesammelten Spenden an die bestplatzierten der Liga am 11.September übergeben wurden, geht es nun an die Planung der nächsten Saison. Dafür sammle ich weiterhin Sachspenden, die als Preise für die Mannschaften dienen. Unsere Jugendmannschaft Esperance F.C. belegte in der Liga den zweiten Platz und durfte sich über vom NOFV gesponserte neue Trainingsshirts der deutschen Nationalmannschaft freuen. Außerdem spendete der FC Energie Cottbus einen kompletten Trikotsatz und Trainingsmaterialien. FuPa Brandenburg stellte 10 neue Leibchen zur Verfügung.

Bis zu den Ferien ist nun Trainingspause, weshalb ich erst einmal das Training assistieren durfte. Mein Plan ist es allerdings ein eigenes Fördertraining für die besten Spieler der Jugendliga in den Ferien zu starten. Anders als in Deutschland ist der Breitensport nämlich nicht so gut ausgebaut, sodass es nur die besten Spieler in ein Team der ersten oder zweiten Liga Ruandas schaffen. Mein Ziel ist es, den Kindern und Jugendlichen eine bessere Möglichkeit als das einmalige wöchentliche Training zu bieten, damit ihre Träume in Erfüllung gehen.

Nebenbei bin ich auch engagiert, meine ehrenamtliche Tätigkeit als Schiedsrichter bei ruandischen Fußballverband "Ferwafa" fortzusetzen, da mir das Hobby sehr am Herzen liegt und ich es sehr vermisse. Wie die Chancen dafür stehen wird die Zukunft zeigen."

Mehr Informationen und Eindrücke aus Ruanda gibt es auch auf Janniks Blog im Internet unter http://www.jannikabroad.de

Aufrufe: 020.9.2017, 13:39 Uhr
Jannik Skorna/bocAutor