2024-04-19T07:32:36.736Z

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Harry Gfreiter (r.) lief erneut für den SV Lengfeld auf.F: Webel
Harry Gfreiter (r.) lief erneut für den SV Lengfeld auf.F: Webel

Harry Gfreiter hat es wieder getan

Jahn-Co-Trainer (41) sprang bei SV Lengfeld in die Bresche +++ "Aber es ist vorbei" +++ In der Arena genießt er das "Wow!"-Gefühl

Eingewechselt wurde er in der 55. Minute, 120 Sekunden später traf er. ,,Na ja, schießen kann ich noch und ein wenig laufen auch", sagt Harry Gfreiter lächelnd über sein Blitz-Comeback beim Fußball-Kreisligisten SV Lengfeld. Der 41-jährige Co-Trainer des Regionalliga-Spitzenreiters SSV Jahn Regensburg schnürte für den Sportverein seiner Wahlheimat wieder die Schuhe. ,,Aber ich bin nur eingesprungen, weil Spielertrainer Stefan Galli überhaupt keine Leute mehr hatte. Meine aktive Zeit ist vorbei."

Gfreiters Rückkehr erfolgte bereits Anfang September beim 1:2 gegen den FC Leibersdorf (Ehrentreffer: Gfreiter), ein weiteres Mal hockte er sich auf die Ersatzbank, spielte aber nicht. ,,Ich will darüber kein Aufhebens machen. Ich habe einen ausgefüllten Trainer-Job beim Jahn und kann es mir auch nicht leisten, bei solchen Einsätzen eine Verletzung zu riskieren", sagt der frühere Kult-Kicker des SSV.

Ungeahnte Torjägerqualitäten

Im Vorjahr hatte er sich als Spieler vom SV Lengfeld verabschiedet. ,,Dass ich jetzt aushalf, war eine reine Goodwill-Aktion." Ende April 2009 war der ehemalige Profi-Fußballer aus Frechenrieden bei Memmingen erstmals in der Lengfelder Elf aufgetaucht. Zwei Kreisliga-Aufstiege schaffte er mit dem SV (2011 und 2014) - natürlich lag dazwischen auch ein Abstieg, der auch diese Saison massiv droht. Bemerkenswert: In 67 Spielen für das Team erzielte er laut FuPa-Statistik 47 Tore. Nur der derzeit verletzte Martin Heimler (51 Treffer) kann das toppen, benötigte dafür aber 109 Partien.

,,Freilich hänge ich noch immer an diesem Verein und ein Kreisliga-Abstieg wäre schade. Doch meine ganze Konzentration gilt dem SSV Jahn", sagt Gfreiter, der seit dem Jahr 2000 als Spieler und in der Folge als Teamkoordinator und Co-Trainer (seit 2012) für die Rothosen aktiv ist. ,,Ich hab' praktisch seit 16 Jahren Vertrag", lächelt der Lengfelder. Gegen weitere Jährchen hätte der A-Lizenz-Trainer nichts einzuwenden.

,,Wir hatten einen Rucksack umgeschnallt"

Dass er mit SSV-Chefcoach Christian Brand jetzt ein Erfolgsgespann bildet, war vor einigen Monaten noch frommer Wunsch. ,,Der Abstieg aus der Dritten Liga war bitter und hat richtig weh getan. Aber du kannst dem nicht ewig nachtrauern", sagt Gfreiter. Die Spieler hätten die Vorbereitung auf die Regionalliga vorbildlich und mit intensiver Arbeit genutzt. ,,Jeder hatte seinen Rucksack umgeschnallt. Wir haben den Abstieg aber verdaut und schauen nach vorne." Die guten Ergebnisse in den Testspielen seien ein erster Fingerzeig gewesen. ,,Und in der Liga hatten wir von Anfang an positive Erlebnisse. Das stärkt die Mannschaft natürlich. Den Spielern macht Fußball wieder Spaß."

Die Heimspiele in der neuen Continental-Arena lösen bei Harry Gfreiter ein ,,Wow!"-Gefühl aus. ,,Wenn ich mit den Spielern zum Aufwärmen rausgehe und sehe, wie sich die Ränge fühlen, ist es jedesmal ein Highlight. Dass es die Spieler beflügelt, muss man nicht eigens erwähnen." Die Fans, sagt der 41-Jährige, honorierten die Leistung und die Resultate. ,,Das Stadion war ein richtiger Schritt und die Leute sehen geilen Fußball", spricht der Co-Trainer auch gelungene Auftritte gegen FC Augsburg oder FC Bayern München an.

Die mitunter diskutierte Auswärtsschwäche will Gfreiter ins richtige Licht rücken. ,,Wir laufen auswärts auf engen Plätzen gegen eine Wand von zehn, elf Gegnern an. Wir wollen Fußball spielen, aber die anderen machen nicht mit", erklärt er spitz. ,,Da haben wir noch einen Lernprozess vor uns. Wir müssen solche Partien über Standards oder einen einfachen Ball entscheiden und einen schmutzigen Sieg über die Zeit bringen."

Aufstieg: ,,Fußball ist nicht planbar"

Der Wiederaufstieg in die Dritte Liga sei ,,kein zwingendes Muss", betont Gfreiter. ,,Fußball ist nicht planbar. Der FC Bayern will jedes Jahr die Champions League gewinnen und es klappt nicht immer." Die Position an der Regionalliga-Spitze genieße man freilich. ,,Für mich ist es ein positiver Druck, der Gejagte zu sein. Wobei Druck ohnehin etwas künstlich Erzeugtes von außen ist. Wir konzentrieren uns auf unsere Arbeit."

Den Kader des Jahn sieht der Co-Trainer trotz der Erfolge ,,relativ dünn besetzt". ,,Viel Verletzungspech dürfen wir nicht haben." Eine Forderung daraus abzuleiten, dass die Vereinsführung handeln müsse, will Gfreiter nicht. ,,Jeder Trainer ist bestrebt, die bestmöglichen Spieler zu haben, Spieler, die einen weiterbringen." Ob der SSV nachlegen müsse, ,,ist einzig und allein Entscheidung des Vereins". Über Konstellationen in möglichen Relegationsspielen zur Dritten Liga mag der 41-Jährige nicht reden. ,,Bis dahin ist es noch ein weiter, harter Weg."

Dass Gfreiter nicht mehr für den SV Lengfeld spielt, stimmt so übrigens nicht. Luca, der siebenjährige Filius des Jahn-Co-Trainers, läuft für die F-Jugend auf. Mit Noah (3) kündigt sich ein weiterer Gfreiter-Sohnemann als möglicher Kicker an.

Aufrufe: 028.10.2015, 10:09 Uhr
Martin RutrechtAutor