Dabei war der Traditionsverein von der Mosel nach einer turbulenten Saison 2019/20 dem fast schon besiegelten Abstieg aus der Bezirksliga West entgangen und wegen des coronabedingten Saison-Abbruchs und der beschlossenen Nichtabstiegsregelung bereits gerettet.
Den Verantwortlichen des SV Leiwen-Köwerich ist es aber trotz eines neuen Konzepts, das sich auf Spieler aus Leiwen und der näheren Umgebung konzentriert, offenbar nicht gelungen, eine konkurrenzfähige Bezirksliga-Mannschaft für die kommende Saison auf die Beine zu stellen. „Da selbst etliche ehemalige und aktuelle Spieler, die zunächst von dem Konzept begeistert waren, diesen Weg nicht mitgehen wollen, haben wir uns schweren Herzens für einen kompletten Neuanfang in der Kreisliga B mit Start in der Saison 2020/21 entschieden“, spricht Clubchef Werner Jostock von langwierigen und schwierigen Verhandlungen bei der Kaderplanung für die kommende Saison. „Es war schon enttäuschend, dass uns nur wenige Spieler die Stange gehalten haben. Die meisten haben es vorgezogen, uns zu verlassen“, spricht Jostock von einer „harten Zäsur“, zumal sich auch Spieler dem Jugendspielgemeinschaftspartner und Rheinlandligisten SV Mehring angeschlossen haben. „Wir wollen die Sache nicht breittreten, auch wenn diese Transfers für Brisanz gesorgt haben“, ist der Vereinsvorstand nach dem Wechsel von Axel Thomas und Philipp Lattig zum benachbarten Mosel-Club um eine Deeskalation der Lage bemüht. Auch Raphael Thömmes (Schweich), Yannic Clement (SG Saartal), Pascal Lex (Bekond) und Mario Herres (Wasserliesch) hatten ihren Abschied bekannt gegeben.
Doch es gibt auch einen ersten Silberstreif am Horizont, denn als Trainer für das Unternehmen Neuaufbau konnte das bereits bewährte heimische Trainerduo Timo Toppmöller und Sebastian Loewen gewonnen werden. Als erster Neuzugang steht Adrian Kazubowski aus dem eigenen Juniorenteam fest. „Der geschäftsführende Vorstand hat großes Vertrauen in die beiden Trainer und ist überzeugt, dass diese aus dem vorhandenen Kader eine schlagkräftige Truppe formen können. Wir sind Timo dankbar, dass er sich schon seit Jahren im Verein als Jugendtrainer und Coach der zweiten Mannschaften einbringt. Ich denke es ist die beste Lösung“, sagt der Vorsitzende Jostock, der auch eine Vision hat: „Wir möchten, dass der Fußball beim SV Leiwen-Köwerich auch künftig für Spaß am Sport und auch reges Vereinsleben für unsere Mitglieder steht. Der Verein spielte jahrzehntelang in überkreislichen Ligen. Obwohl dieser Rückzug momentan einen Rückschritt bedeutet, hoffen wir, dass wir weiterhin unseren Nachwuchsspielern die Chance geben können, bei uns in Leiwen Fußball zu spielen. Über die Spieler aus den eigenen Orten möchte der Verein wieder eine höhere Identifikation erreichen und wieder mehr Zuschauer auf den Rasenplatz an der Kelterstation locken.“
Jostock möchte einer neuen Ausrichtung auch in der Vorstandsetage nicht im Wege stehen: „Wir werden demnächst Neuwahlen durchführen und auch einen Neuanfang der Führungsmannschaft einleiten. Der SV Leiwen-Köwerich wird auch künftig eine gute Adresse im Fußball bleiben. Es wird zwar etwas dauern, bis wir uns wieder erholt haben, aber man muss abwarten können.“ Werner Jostock, der schon fast 30 Jahre lang Vorstandsarbeit in Leiwen und Köwerich leistet, spricht damit von einem großen Vermächtnis und einer enormen Verpflichtung.
Der 1946 gegründete Stammverein Leiwen spielte in den 1970er Jahren in der 1. Amateurliga und der Oberliga Südwest. Der Verein wurde Rheinlandmeister und nahm 1974 an der deutschen Amateurmeisterschaft teil. Die Moselaner etablierten sich lange Jahre in der Rheinlandliga, stiegen dann 2008 in die Bezirksliga ab und kehrten in der Saison 2016/17 für ein Jahr in die höchste Amateurspielklasse des Verbands zurück.
Lange Jahre zählte Leiwen neben den Clubs Eintracht Trier und Salmrohr zu den erlesenen Aushängeschildern der Fußball-Region. Bekannte Spieler wie Klaus und Peter Scholtes, Herbert Herres, Paul Pidancet, Matthias Schömann, Klaus und Marco Toppmöller standen zeitweise in Leiwen unter Vertrag. Prominente Trainer waren Harald Kohr und zuletzt Rudi Thömmes.
Der bittere Gang in die Kreisliga bedeutet für den Verein aber auch einen schmerzlichen finanziellen Einschnitt. Besonders hart trifft den Verein der Rückzug des Hauptsponsors – eine große Brauerei, die ihr Engagement lediglich auf überkreisliche Ligen beschränkt. „Es ist ein herber Verlust. Wir müssen künftig kleinere Brötchen backen, aber immerhin soll das Hallenturnier um den Veltins-Cup weiter stattfinden“, spricht Jostock von einem Lichtblick.
„Fördern statt fordern“ soll es nun künftig beim neu aufgestellten Traditionsverein heißen, Jostock ist sich sicher, dass Leiwen nicht der einzige Verein bleiben wird, der sich in der Zukunft strukturell neu aufstellen muss: „Es gibt immer weniger Jungs und Mädchen, die Fußball spielen. Das wird ganz schwer für Dorfvereine wie uns. Es werden sich vermehrt Spielgemeinschaften bilden, da braucht man kein Prophet zu sein.“
Kein Nachrücker in die Bezirksliga
Der freiwillige Rückzug des SV Leiwen-Köwerich aus der Bezirksliga West hat nach Mitteilung von Bernd Hurth, dem Spielleiter der Bezirksliga West, keine Konsequenzen für die künftige Ligastärke sowie die Aufstiegssituation der Teams aus der A-Liga.
In der nächsten Saison verbleibt es damit bei 18 Mannschaften. Der FC Bitburg als Aufsteiger in die Rheinlandliga hat die Liga nach oben verlassen, aus den Fußball-Kreisen steigen die FSG Ehrang/Pfalzel (Trier-Saarburg), der SV Speicher (Eifel) und die punktgleichen Moselclubs SV Zeltingen-Rachtig sowie die Mont Royal Enkirch auf.