2024-04-25T10:27:22.981Z

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Markus Bednarek (rechts) feiert ausgelassen mit seiner Mannschaft. Nikolai Münch (links, im Mannschaftskreis) gibt den Zeremonienmeister. Foto: Karl-Heinz Bodon
Markus Bednarek (rechts) feiert ausgelassen mit seiner Mannschaft. Nikolai Münch (links, im Mannschaftskreis) gibt den Zeremonienmeister. Foto: Karl-Heinz Bodon
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Der neue Weg ist das große Ziel

Der SV Langenenslingen kehrt in die Fußball-Bezirksliga zurück

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Bad Saulgau / - Der SV Langenslingen ist zurück in der Fußball-Bezirksliga. 17 Jahre des Wartens haben ein Ende. Im Juni 2002 war der SV Langenenslingen als Tabellenletzter der Bezirksliga abgestiegen, drei Jahre nach dem Aufstieg. Jetzt also die lang ersehnte Rückkehr - passend zum 70-jährigen Bestehen des Vereins.

"Wir sind ein Team", Trainer Markus Bednarek beschwor nach dem Schlusspfiff im Mannschaftskreis mehrfach lautstark mit markigen Worten und stellte zugleich klar, was seine Mannschaft in diesem Jahr ausgemacht hatte. Er und Zeremonienmeister Nikolai Münch lenkten die Gefühle der Spieler in Jubelbahnen. Bednarek kniete sich nach seiner kurzen Ansprache hin, reihte sich ein in den Kreis und genoss. Natürlich musste Bednarek, seit vier Jahren Trainer des SV Langenenslingen, die übliche Bierdusche über sich ergehen lassen, als Maximilian Lex ein volles Weißbierglas über dem nun knienden und bis kurz vor der Dusche ahnungslosen Bednarek ausgoss, während die Mannschaft die Namen ihrer Trainer Markus Bednarek und Peter Krämer skandierte.

Wenige Augenblicke später stand der Erfolgscoach ein wenig abseits und wählte seine Worte besonnen. "Wir mussten erst mal zusammenwachsen", ließ Markus Bednarek den Beginn der Saison nochmals Revue passieren. Grund: Nach dem 5:3-Auftaktsieg gegen den FC Inzigkofen/Vilsingen/Engelswies hatte der Langenslinger Motor kurz gestottert. Zwei Niederlagen folgten: 0:3 beim SV Braunenweiler am zweiten Spieltag und 2:5 gegen den SPV Türk Gücü Sigmaringen am dritten Spieltag. "Gegen Braunenweiler haben wir unsere Chancen nicht genutzt und der Gegner hat uns mit langen Bällen das Leben schwer gemacht. Gegen Türk Gücü hatte Samuel Peter einen echten Sahnetag", fasste Bednarek die beiden Spiele zusammen. Es blieben die einzigen Niederlagen in der Saison. Es folgten 20 Spiele ohne Niederlage, 18 Siege und zwei Unentschieden - ein torloses Remis zu Hause - gegen - wieder mal - den SV Braunenweiler - und ein 1:1 in Renhardsweiler. "Natürlich mussten wir erst mal unsere neuen Spieler integrieren, wie Stefan Münst, Jochen Gulde und Jonathan Guth, die alle aus Altheim zurückgekommen sind und einige andere neue Spieler", sagte Bednarek, aber als das funktioniert habe, lief es und die Elf präsentierte sich als Einheit. "Wir verlieren und gewinnen alle zusammen, das gilt auch für den Zusammenhalt erste und zweite Mannschaft, die ja Reservemeister geworden ist", sagte Bednarek. Und auch Jugendleiter Ottmar Pfeil freut sich schon auf die Bezirksliga: "Neufra, Riedlingen, Uttenweiler, wir, das wird eine echte Bussenliga nächste Saison", sagte er, schoss Fotos von der Feier und lachte.

Dabei war die Partie in Scheer am Sonntagnachmittag fast ein Spiegelbild der Saison. Holpriger Start, 0:1-Rückstand, ehe sich das Team um Kapitän Jochen Gulde berappelte. Bereits sechs Minuten nach dem Treffer des Scheerers Christian Lehr glich Stefan Münst mit einem Freistoß von der Strafraumgrenze in den linken, oberen Winkel aus. Ein Treffer der Marke Traumtor. "Es fällt oftmals richtig schwer, den letzten Schritt zu gehen, die Schritte davor fallen oft leichter", sagte Bednarek. "Es war ja auch kein wirklich gutes Spiel. Gekämpft haben beide, aber vom Niveau...", sagte Bednarek und runzelte die Stirn. Umso schöner waren die Tore, die die Partie in der zweiten Halbzeit entschieden. Erneut Stefan Münst traf per Kopf, Münsts 31. Treffer in dieser Saison, das letzte Tor legte er dann Jochen Gulde auf. Münst hebelte die komplette Abwehr der Scheerer aus, ehe er den mitgelaufenen Gulde bediente. "Das war mein Ziel, deshalb bin ich nach Langenenslingen zurückgekommen. Ich wollte mit meinen Jungs hier aufsteigen. Das habe ich versprochen, als ich nach Altheim gegangen bin. Das war unser Ziel", sagte Stefan Münst nach dem Ende des ersten Teils der Feierlichkeiten. "Jetzt will ich noch die Torjägerkanone. Das ist fast ein Lebensziel von mir", sagte Münst und lachte. Zum Hintergrund: Vor seinem Abgang Richtung Altheim hatte Stefan Münst im letzten Jahr in Langenenslingen die Torjägerkanone fast sicher, doch am letzten Spieltag der Saison 2015/2016 erzielte Gammertingens Timo Genkinger am letzten Spieltag sieben Tore und schnappte Münst die Kanone weg.

Trotz des Erfolgs verlässt Markus Bednarek nach vier Jahren den Verein. Er wird in der kommenden Saison den SV Bingen/Hitzkofen coachen. "Ich hätte gerne noch weitergemacht, aber der Verein wollte etwas Neues machen", sagte Bednarek kurz und knapp. "Lassen wir das so stehen", mochte er nicht wirklich mehr zu seinem Aus in Langenenslingen nach vier Jahren, in der Stunde des größten Triumphs, sagen - und kostete diesen mit einem Lächeln aus. "Es waren vier herrliche Jahre, die ich echt genossen habe", sagte Bednarek.

Zufrieden schauten auch die beiden Sportlicher Leiter, Abteilungsleiter Sport Peter Reiser und der Sportlicher Leiter Björn Kolb, drein. Endlich am Ziel. "Ja, natürlich ist das auch eine Bestätigung für den Weg, den wir seit einigen Jahren gehen", sagte Peter Reiser. Auch er genoss den Triumph eher ruhig, fast ein bisschen in sich gekehrt. Mit "Weg" meint Reiser vor allem die Neustrukturierung des Vereins in jüngster Vergangenheit, mit dem Ziel, die Arbeit auf möglichst viele Schultern zu verteilen. "Schauen Sie auf unser Organigramm. Da stehen 30 Namen drauf. Alle engagieren sich im Verein", sagte Reiser nicht ohne Stolz. "Wir haben den Aufstieg in die Bezirksliga nur mit eigenen Spielern geschafft. In der Jugend spielen wir mit durchgängig eigenen, kompletten Mannschaften. Wir haben alle Jugendmannschaften mit lizenzierten Trainern besetzt (die SZ berichtete, Anm. d. Red.)." Seit Mitte März hat die Abteilung Fußball statt einem nun drei Abteilungsleiter, die die Fußballabteilung führen, gleichberechtigt. So gibt es einen Abteilungsleiter Technik, Roland Mayer, der alles rund um den Platz koordiniert, einen Abteilungsleiter Sport/Verwaltung mit Peter Reiser, der den reinen aktiven Bereich unter sich hat und mit Klaus Königsberger einen Abteilungsleiter Jugend. "Genau 20 Jahre nachdem wir "Alte" in die Bezirksliga aufgestiegen sind, zum 50-jährigen Vereinsjubiläum steigt die jetzige Mannschaft auf, zum 70-Jährigen Bestehen des Vereins", sagte Reiser. Doch auch er weiß, dass noch jede Menge Arbeit auf den Verein wartet. Zunächst gilt es, die Trainersuche abzuschließen. "Wir haben einen Kandidaten, Der Vertrag ist nur noch nicht unterschrieben", sagte Reiser. "Wir wollten nach vier Jahren mit Markus Bednarek einen Neuanfang machen. Gerade jetzt, der Aufstieg ist, denke ich, ein guter Anlass. Das hat nichts mit Markus Bednarek zu tun, der eine tolle Arbeit gemacht hat und dem wir unendlich dankbar dafür sind."

Aufrufe: 020.5.2019, 21:22 Uhr
Schwäbische ZeitungAutor