2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
– Foto: Wolfgang Henry

SV Kriegsdorf zieht die Mannschaft zurück

Rot-Weiße gehen freiwillig in die B-Klasse. Eibl und Jüsgen treten zurück. Aegidienberg gerettet

Mit dieser Nachricht hatte keiner gerechnet: Vollkommen überraschend hat der SV Kriegsdorf am Dienstagabend – einen Tag vor dem vorgezogenen letzten Saisonspiel gegen die SpVg Hurst/ Rosbach und ohne Wissen des Trainers Gregor Eibl und Sportlichen Leiters Detlef Jüsgen – seine Mannschaft aus der Fußball-Kreisliga A zurückgezogen. Die Rot-Weißen, derzeit auf Tabellenplatz fünf gelistet, sind damit nach dem ebenfalls zurückgezogenen Siegburger SV 04 II und dem TuS Oberlar der dritte von vier Absteigern.

Durch den Kriegsdorfer Rückzug sind die Sportfreunde Aegidienberg bereits vor der abschließenden Begegnung bei den SF Troisdorf 05 gerettet; um den vierten Abstiegsplatz gibt es nun am Sonntag ein Fernduell zwischen dem SV Eitorf 09 (in Menden) und dem VfR Marienfeld, der freilich beim Meister und Bezirksliga-Aufsteiger VfR Hangelar denkbar schlechte Chancen hat, drei Zähler einzufahren.
Eibl und Jüsgen zogen sofort die Konsequenz aus dem Verzicht des SVK und traten zurück. „Es ist einfach unfassbar. Ich bin immer noch konsterniert. Nach meinem Empfinden war in Gesprächen in der vergangenen Woche alles geklärt. Ich habe sogar aus meinem Kurzurlaub in den Niederlanden noch versucht, die Partie gegen Hurst/ Rosbach vorzuverlegen“, sagte Jüsgen. „Und als ich am Dienstag nach Hause komme, erfahre ich plötzlich, dass die Mannschaft abgemeldet ist.“ Der Fußball stehe ihm derzeit „bis Oberkante Unterlippe“, will Jüsgen in absehbarer Zeit trotz diverser Anfragen keinen Job in einem Verein mehr annehmen.
Das ist bei Eibl grundlegend anders. „Vor sechs Wochen sind sie mir in Kriegsdorf nach nachgelaufen, dass ich für die nächste Saison verlängere. Diese Entscheidung ist total enttäuschend. Sie werfen die A-Klasse einfach weg“, schimpfte der (Ex-) Coach. „Ich bin weit entfernt von einer Fußballpause, aber jetzt sind alle Trainerstellen schon besetzt.“
Derweil versuchte Kriegsdorfs Vorsitzender Thomas Over die Entscheidung des Clubs im Vorfeld der am Freitag stattfindenden Jahreshauptversammlung zu verteidigen. „Wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht. Wir mussten die Entscheidung jedoch in dieser Form treffen, weil wir aufgrund einiger qualitativ hochwertiger Abgänge keine Perspektive für die neue Spielzeit in der Kreisliga A sahen und Gregor Eibl nicht zumuten wollten, mit einer Rumpftruppe in der A-Klasse zu starten. Die Eile war vonnöten, weil wir die Elf vor dem letzten, auf Mittwoch vorgezogenen Spiel zurückziehen mussten, um in der B-Klasse einen Neuanfang starten zu können“, erklärte er. Immerhin räumte der SVK-Boss ein: „Der geschäftsführende Vorstand hat mit Mehrheit entschieden.“
Darüber hinaus betonte Over ausdrücklich, dass „wir mit dem Rückzug keinesfalls die Arbeit eines Detlef Jüsgen oder Gregor Eibl schmälern oder die beiden in irgendeiner Weise beschädigen wollen“. Die bisherigen Erfolge seine untrennbar mit den beiden verknüpft.
Eibl und Jüsgen können diese Argumentation freilich nicht nachvollziehen. „Wir wissen bislang nur von drei oder vier Abgängen“, meinten beide unisono. „Aber es wären ja auch wieder Spieler dazugekommen.“ Eibl ging noch weiter: „Ich hatte schon die Zusagen von drei Leuten. Wie stehe ich denn jetzt vor diesen Spielern da? Ich denke, es ging eher um finanzielle Dinge, die aber meines Wissens nach absolut im Rahmen liegen.“
Dass dem SV Kriegsdorf nun möglicherweise der Sturz in die Bedeutungslosigkeit drohen könnte, bestreitet Over. „Den einen oder anderen Spieler werden wir sicherlich halten können. Dazu kommen noch einige Kicker aus der Zweitvertretung, die zuletzt schon ins A-Liga-Team eingebaut wurden“, sagte er. Der Rest des Kaders werde aus Aktiven der aktuellen Reserve bestehen, die freilich in der Kreisliga C weit entfernt von einem etwaigen Aufstiegsplatz liegt. „Es wird sicherlich schwierig, aber wir müssen die Chance zum Neuanfang ergreifen“, erklärte Over.

Aufrufe: 012.6.2019, 11:55 Uhr
General-Anzeiger Bonn/Wolfgang LeyAutor