2024-04-23T06:39:20.694Z

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Majid Cirousse.
Majid Cirousse. – Foto: Bernd Seyme

„Beim SV Kosova habe ich Freunde fürs Lebens gefunden"

Der Fußball ist aktuell beim Coach Majid Cirousse ins Abseits gerückt

Im vergangenen Januar verpflichtete der SV Kosova mit Majid Cirousse einen neuen Trainer. Der Club präsentierte seine Wunschlösung. Zunächst bis zum Ende der Saison galt die Vereinbarung mit dem B-Lizenz-Inhaber, der zuvor mit dem SC Türkgücü den Aufstieg in die Bezirksliga feiern konnte. Der Verein verknüpfte große Hoffnungen mit der Verpflichtung des neuen Coaches. Corona machte aber allen Beteiligten einen Strich durch die Rechnung. Kein Spiel konnte Majid Cirousse seine neue Mannschaft wegen des Abbruchs der abgelaufenen Saison betreuen. Dennoch hat er sich im Sommer zur Verlängerung seines Vertrages entschieden. Nach der erneuten Saisonunterbrechung wollten wir u. a. wissen, was den Ausschlag für die Vertragsverlängerung geben hat, welche Ziele er mit dem SV Kosova verfolgt und wie er seine Mannschaft während der Corona-Pause bei Laune hält. Die Antworten gibt Majid im folgenden Interview.
Du wolltest nur bis zum Ende der vergangenen Saison beim SV Kosova bleiben. Was hat den Ausschlag gegeben, dass Du Dein Engagement dort verlängert hast und welches Zeitlimit habt Ihr vereinbart?

Ja, das ist richtig. Da ich aber coronabedingt kein einziges Spiel in der Rückserie der letzten Saison als Trainer bestreiten konnte, wäre es komisch, wenn ich aufgehört hätte, ohne überhaupt richtig angefangen zu haben. Ausschlag war also auch sicherlich, dass ich mir nicht nachsagen lassen wollte, nichts bewegt haben zu können (lacht). Denn für die Rückrunde hatten wir uns einiges vorgenommen und hätten garantiert für viel Furore gesorgt. Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wie es nach dem Winter weiter geht. Wir haben mit dem Verein besprochen, dass wir uns zu gegebener Zeit nochmal zusammensetzen wollen. Das liegt aber ausschließlich an meiner privaten als auch beruflichen Situation. Denn beim SV Kosova habe ich - das kann ich mit Sicherheit sagen - Freunde fürs Leben gefunden.

Niemand denkt im Augenblick an Fußball. Dennoch möchten wir wissen, wie Deine Ziele mit dem SV Kosova lauten und was Du mit dem Club unbedingt erreichen möchtest.
Ich habe wahrscheinlich den mit Abstand kleinsten Kader der Liga. Wenn alle verfügbar sind, kommen wir inklusive Festim Beqiri und mir auf 15 Spieler. Ohne Unterstützung aus der II. Mannschaft, für die ich sehr dankbar bin, also immer am Limit. Meine Saisonziele sind entsprechend bescheiden. Ich würde am Ende der Saison einfach nur die Liga halten wollen. Außerdem ist mir das Thema FairPlay nach wie vor wichtig. Bemerkenswert finde ich insofern, dass ausnahmslos jeder unserer Gegner im Spiel gegen uns mehr Karten bekommen hat, als wir.
Und dennoch stehen wir im unteren Drittel der FairPlay-Wertung. Eben weil die Mannschaften in den Wochenenden davor und danach wieder deutlicher fairer zur Sache gehen, als gegen uns. Woran das liegt, hab‘ ich noch nicht herausgefunden, dennoch finde ich diese Statistik beachtlich. Denn die bloße Betrachtung der FairPlay-Wertung, ohne Berücksichtigung genau dieses Hintergrundes, hat damit für mich eine ganz andere Aussagekraft. Ich finde es jedenfalls sehr positiv, dass meine Mannschaft nachweislich in wirklich jedem Spiel fairer gespielt hat, als der Gegner.


Ihr habt Euch nach einem etwas holperigen Saisonstart gefangen und zuletzt gegen den Meisterschaftsfavoriten SV Hellern einen möglichen Sieg knapp verpasst. Wie zufrieden bist Du mit dem bisherigen Saisonverlauf?
Ich würde unseren Start gar nicht als holprig bezeichnen. Wir haben ausnahmslos jedes Spiel überzeugt und hätten jetzt sogar gut und gerne mindestens vier Punkte mehr auf dem Konto haben können. Beim Auftakt gegen Eintracht waren wir die deutlich überlegenere Mannschaft. Wir hatten an dem Tag jemanden fürs Tor reaktiviert, der zehn Jahre älter als ich ist, da drei Keeper von uns ausgefallen sind. Letztendlich bekommen wir drei Standards gegen uns. Ansonsten gewinnen wir auch da. Gegen Ballsport haben wir auch den Siegtreffer auf dem Fuß, verlieren am Ende dann sehr unglücklich. Unter diesen Voraussetzungen bin ich also sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf, insbesondere mit den entsprechenden Leistungen.

Was unternimmst Du eigentlich mit Deiner Mannschaft während der langen Coronapause um sie bester Stimmung zusammen zu halten?
Ehrlicherweise gar nichts. Wahrscheinlich bin ich da der einzige aktuell?! Aber der Fußball ist so weit in Abseits gerückt, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich versuche stattdessen eher, meine Kinder bei Laune zu halten, weil ich glaube, dass es für die umso wichtiger ist. Ich trainiere insofern regelmäßig mit ihnen im Garten. Außerdem biete ich gelegentlich ein „halbillegales Kinder-Spielplatztraining“ an (lacht). Laut der aktuellen Coronaverordnung dürfen sich bis zu 10 Kinder unter 12 Jahren treffen. Das nutzen wir ab und an mit meinen beiden Jungs, die dann einige Freunde aus ihrer Klasse zum Fußballspielen auf dem Spielplatz einladen. Ich mach dann da den Trainer und denke mir die eine oder andere Übung aus. Ansonsten beschäftige ich mich aktuell gar nicht mit Fußball. Selbst mit der Bundesliga nicht, außer wenn der VFL spielt.

Ich finde wir haben in beinahe allen Lebensbereichen die Unbeschwertheit verloren. Mein jüngerer Sohn ist in der 1. Klasse und wünscht sich nichts sehnlicher, als „einmal ohne Maske zur Schule gehen“. Und er kann sich nicht vorstellen, dass ich früher „wirklich niemals mit Maske zur Schule“ gehen musste. Wenn wir da wieder angekommen sind, dann stehe ich auch wieder gerne auf dem Platz! Bis dahin hoffe ich einfach, dass alle Menschen um mich herum unversehrt durch die Zeit kommen...
Aufrufe: 026.11.2020, 12:00 Uhr
Michael EggertAutor