2024-04-23T13:35:06.289Z

Relegation
Der SV Konz II feiert den Klassenerhalt.
Der SV Konz II feiert den Klassenerhalt.

Konz wirft finalen Rettungsanker

SG Nittel unterliegt dem SV Konz II in der Verlängerung und steigt ab

Spannender, ja dramatischer hätte es nicht sein können: 650 Zuschauer verfolgten am Mittwochabend in Könen das Entscheidungsspiel um den direkten Klassenverbleib in der A-Klasse und wurden – was die Dramaturgie und Leidenschaft anging – nicht enttäuscht. Aljoscha Schmidt sorgte in einem ausgeglichenen Spiel mit seinem Tor in der 111. Minute für den Konzer Klassenerhalt, während die SG Nittel/Wellen/Temmels nach fünf Jahren den bitteren Gang in die Kreisliga B antreten muss.

3:0 in Nittel für Konz, 2:0 für Nittel in Konz im regulären Ligabetrieb sorgten für eine fast gleichwertige Ausgangslage vor diesem entscheidenden Duell um den Verbleib in der Kreisliga A - nachdem beide Teams am Ende der Punktspielrunde Kopf an Kopf auf dem dritt- und viertletzten Rang lagen, musste die Frage geklärt werden, wer den FC Schöndorf und den SV Mehring II nach unten begleitet.

Feuer, Leidenschaft und Herzblut


Die Partie nahm von Beginn an Fahrt auf, zahlreiche Möglichkeiten auf beiden Seiten würzten das Geschehen über die gesamte Spielzeit hinweg. Der Konzer Merlin Weis prüfte Nittels Keeper Oliver Kerner per Kopf (6.), dann hatte sich Julian Kloß im Rücken von Nico Schmidt davongeschlichen, touchierte aber nur das Außennetz. Wenig später tankte sich der spätere Siegtorschütze Aljoscha Schmidt auf der rechten Seite durch, scheiterte aber an Kerner. Danach besaßen die Konzer Manuel Niebling und Weis weitere dicke Chancen zur Führung. Nach einer Flanke von Nittels Niko Buchheit zeigte Konz’ Keeper David Kwast seine Nervosität, in dem er den Ball nicht festhielt und beinahe Sven Kloß noch bedient hätte. Es war Feuer, Leidenschaft und Herzblut drin in dieser Partie, die weniger von fußballerischen Momenten aus der Feinkostabteilung, vielmehr jedoch vom ungeheuren Spannungsgehalt lebte. Eine diffizile Szene ereignete sich in der 33. Minute, als die einzig nominelle Spitze der Konzer, Niebling, allein auf das Tor der Nitteler zusteuerte und per Notbremse von Patryk Maciuch gestoppt wurde. Für viele auf den ersten Blick unverständlich, doch dann doch nachvollziehbar, entschied Schiedsrichter Arndt Collmann auf Freistoß und zeigte Maciuch den Roten Karton. Fortan spielte Nittel in Unterzahl, wehrte sich aber nach Kräften. Mit der Roten Karte brachte sich Collmann selbst in Zugzwang und musste aufpassen, dass die Verhältnismäßigkeit der Fouls in seinen Einschätzungen gewahrt blieb. Drei Minuten vor der Pause trudelte der Schlenzer von Weis einen knappen Meter am Nitteler Gehäuse vorbei. Nittel übernahm im zweiten Durchgang das Kommando, entwickelte mächtig Druck, wobei Sven Kloß im Angriff die Konzer Abwehr ein ums andere Mal in Verlegenheit brachte. Nach cirka einer Stunde hatte man nicht den Eindruck, dass beide Mannschaften das letzte Risiko mieden, die verhaltene Spielweise wurde nur ab und an von Konterattacken des SVK unterbrochen. Nach einem schnellen Angriff über Buchheit verpasste Sven Kloß freistehend die sichere Nitteler Führung (82.), doch die Schlussminuten gehörten dem SV Konz. Nach Ecke von Mevlüt Kücükmemisoglu touchierte ein Kopfball von Konz’ Abwehrchef Jan Wrobel die Querlatte.

Kraftakt der besonderen Art

Die Verlängerung wurde zu einem Kraftakt der besonderen Art: Zunächst vergab Niebling die Konzer Führung nach einem haarsträubenden Fehler von Christoph Pleimling, dann hatte der eingewechselte Oliver Esch aus 14 Metern die Riesenchance zur Führung, bevor der ebenfalls eingewechselte Dennis Gloe nach Niebling-Flanke die Kugel aus Nahdistanz nicht an Kerner vorbeibrachte (110.). Die Konzer Führung lag mehrmals in der Luft, in der 111. Minute wurde sie zur Gewissheit, als Aljoscha Schmidt mit dem rechten Fuß unten links ins lange Eck traf – 1:0. Die Schlussphase der Verlängerung wurde nicht nur hitzig, sondern war auch von zwei Flaschenwürfen auf das Spielfeld negativ begleitet. Die herbeigeeilten Ordner beruhigten die Situation. Als dann Nittels Jonas Brill nach einer Tätlichkeit zu allem Nitteler Übel ebenfalls mit der Ampelkarte vom Feld flog, kochte die Stimmung nur so. Mit Geschick und Glück rettete der SV Konz die dünne Führung über die Zeit.

SG Nittel – SV Konz II 0:1 n.V. (0:0)

SG Nittel: Kerner – Welsch, Maciuch, Pleimling, Rehle, Leisen (74. Schreiner), S. Kloß, Hübner (62. Hogan), Brill, Buchheit (97. Parisi), J. Kloß.

SV Konz II: Kwast – Gradwohl, Wrobel, Herrig, Vollkommer, N. Schmidt (60. Esch), Hager (65. Gloe), Kücükmemisoglu (112. Al-Saidi), Weis, A. Schmidt, Niebling.

Tor: 0:1 Aljoscha Schmidt (111.)

Rote Karte: Maciuch (33., Notbremse, SG Nittel)

Gelb-Rote Karte: Brill (117., Tätlichkeit, SG Nittel)

Schiedsrichter: Arndt Collmann (Welschbillig)

Zuschauer: 650.

EXTRA

Stimmen zum Spiel

Jan Wrobel (SV Konz II): „Für solche Spiele spielt man Fußball. Wir haben heute glücklich gewonnen, der 120-Minuten-Kampf wurde von beiden Seiten unerbittlich geführt. Oft haben wir überhastet abgeschlossen und waren nicht konsequent genug, doch das alles zählt jetzt nicht mehr. Wir sind glücklich, die Klasse gehalten zu haben.“

Helge Bitsch (Trainer SG Nittel): „Natürlich sind wir maßlos enttäuscht, dass wir abgestiegen sind. Über den Schiedsrichter sage ich heute lieber gar nichts mehr.“

Werner Götze (Vorsitzender SV Konz): „Fußballerisch war das heute sehr angespannt, die spielerische Linie fehlte. Es war natürlich sehr viel Glück dabei, doch in der Summe der zwingenden Torchancen hatten wir schon einen Vorteil. Es war kein Spiel für Ästheten.“

Julian Kloß (Kapitän SG Nittel): „Klar, sind wir jetzt absolut enttäuscht, wobei der Schiedsrichter nicht immer die glücklichsten Entscheidungen getroffen hat. Doch ein Riesenkompliment an die ganze Mannschaft, wie sie in Unterzahl gefightet, gekämpft und alles gegeben hat. Ein Riesenkompliment gehen auch an Helge und Mirko, die hier eine tolle Arbeit geleistet haben. Wir wünschen ihnen alles Gute. In der neuen Saison werden wir wieder angreifen.“

Moritz Vollkommer (Kapitän SV Konz II): „Wir wollten unser Spiel durchziehen und im Ballbesitz bleiben. Beide Teams hatten klare Chancen, doch jetzt überwiegt nur noch das Glück. Wir haben eine wirklich turbulente Saison mit etlichen Trainerwechseln mit einem glücklichen Ende für uns doch noch gerettet. Doch ich möchte es nicht versäumen, den Jungs aus Nittel ein dickes Kompliment auszusprechen, was sie da geleistet und wie sie sich reingekämpft haben.“

Nach kurzer Analyse huldigten die Nitteler Spieler mit einem Banner dem scheidenden Trainerduo Helge Bitsch und Mirko Hoffmann: „Helge und Mirko – Danke. Ihr seid SGO“.

Für den Konzer Trainer Jürgen Kopp, der auf einem viertägigen Seminar weilte, coachte Oliver Henrichs das Team. (L.S.).

Aufrufe: 01.6.2017, 09:53 Uhr
Lutz SchinköthAutor