2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview
Das Warten für unsere Amateurfußballer hat ein Ende. Ab dem 19. September geht es wieder wettkampftechnisch zur Sache - und das sogar mit Publikum.
Das Warten für unsere Amateurfußballer hat ein Ende. Ab dem 19. September geht es wieder wettkampftechnisch zur Sache - und das sogar mit Publikum. – Foto: Werner Franken

Freude, Erleichterung, aber auch Probleme und Kritik vor dem Re-Start

Nach einer schier unendlich langen, durch die Pandemie verursachten Wettkampfpause, geht es ab dem nächsten Wochenende endlich wieder um Punkte. Sind nun alle wirklich glücklich? Keineswegs! FuPa hat nachgefragt.

Endlich, es geht wieder los! Der Bayerische Fußballverband kann ab dem 19. September den Spielbetrieb in seinen Amateurligen wieder aufnehmen. Was waren nun die Gründe, dass sich die Bayerische Staatsregierung nun plötzlich überraschend schnell dazu durchgerungen hat, die Zeit der Ungewissheit für die Fußballer in Bayern zu beenden? Waren es die wohlwollenden Worte eines Hubert Aiwanger, der sich in den letzten Tagen für den Amateursport „reingehauen“ hat? Oder spielte auch der Druck eine Rolle, den der BFV mit 66 Prozent seiner Vereine ausgeübt hätte, um eine Klage gegen die Staatsregierung für mehr Lockerungen einzureichen?

Am Ende ist es dem aktiven Fußballer egal, letztlich zählt nur, endlich wieder in den Wettkampfmodus schalten zu können. Endlich haben das nervige Warten, das Training ohne Ziel und die irgendwie doch wertlosen Testspiele ein Ende. Doch in die Freude über den Re-Start mischen sich auch vielerorts eine ganze Reihe von Problemen. Können die Rahmenbedingungen des Re-Starts mit maximal 400 zugelassenen Zuschauern auf den jeweiligen Sportplätzen geschaffen werden? Alleine die Erfassung der Kontaktdaten der Zuschauer zum Beispiel bedeutet schon einen riesigen Aufwand. Dann das vorgegebene Hygienekonzept des BFV, kann das überall vorschriftsmäßig umgesetzt werden?

FuPa hat sich nun bei einigen Klubs in unserer Region umgehört und konnte dabei durchaus zwiegespaltene Meinungen aufschnappen. Gefragt waren ein kurzes Statement zur Entscheidung, den Spielbetrieb wieder aufzunehmen und eine Bewertung, ob man aus sportlicher Sicht für den Re-Start gerüstet ist.


Andreas Scheler (Trainer SpVgg SV Weiden – Landesliga Mitte)
Grundsätzlich bin ich überrascht, dass zum jetzigen Zeitpunkt die Regierung eine Kehrtwendung vollzogen hat. Denn das gesundheitliche Risiko hat sich aktuell keineswegs von heute auf morgen verbessert. Für die Sportler – und damit meine ich nicht nur den Fußball – die seit Wochen trainieren und für ein bestimmtes Ziel arbeiten, ist der Entschluss ohne Zweifel hervorragend. Nach der nun positiven Entscheidung hätte ich mit allerdings einen einheitlichen Start bzw. Termin gewünscht, damit jeder Verein noch die angedachten zwei Wochen Vorlauf bekommt. Das nun entstandene Szenario macht sich nun durchaus an den Testspielpartner an diesem Wochenende bemerkbar. Aber wir werden, wie alle anderen Mannschaften auch, versuchen, das Beste daraus zu machen und uns ganz auf den finalen Start fokussieren und konzentrieren.

Martin Kratzer (Trainer SV Grafenwöhr – Landesliga Mitte)
Natürlich finde ich die Entscheidung gut und auch richtig. Überraschend dabei, wie schnell man jetzt mit Zuschauern spielen darf, was aber sehr gut ist. Sportlich gesehen sind wir für den Re-Start gerüstet, aber wie gut wir in den Punktspielmodus kommen nach so einer langen Zeit, kann man nur schwer einschätzen.

Michael Rösch (Trainer SpVgg Vohenstrauß - Kreisliga Nord)
Wir freuen uns sehr, dass es nun endlich wieder los geht. Als Fußballer willst du dich einfach im Wettkampf messen. Das ist einfach was ganz anderes, als ständig nur Testspiele zu absolvieren. Die Ungewissheit der letzten Wochen hat doch schon ganz schön an den Nerven gezehrt. Ich denke, wir sind gut gerüstet. Die Jungs ziehen voll mit, brennen auf das erste Spiel. Wir sind in der glücklichen Lage, über einen sehr ausgeglichenen und breiten Kader zu verfügen, was sich total positiv auf die Entwicklung eines jeden einzelnen in den letzten Wochen ausgewirkt hat. Am kommenden Sonntag haben wir mit der SpVgg Schirmitz nochmals einen starken Testgegner, der uns nochmals in allen Bereichen richtig fordern wird. Danach werden wir uns sehr intensiv auf Störnstein vorbereiten. Unser ganz klares Ziel ist es, in jedem Spiel bis zum Winter drei Punkte einzufahren. Dafür müssen wir viel investieren, aber der Kader ermöglicht es uns hoffentlich, auch weiterhin die notwendige Flexibilität und Frische Woche für Woche auf den Platz zu bringen.

Manfred Lederer (Trainer DJK Neustadt/WN – Kreisklasse Ost)
Natürlich begrüßen wir die Entscheidung, dass endlich wieder um Punkte gekämpft wird, das ist doch klar. Auch wenn bei den Rahmenbedingungen noch Fragen zu klären sind und im Umfeld außerhalb des sportlichen Geschehens noch einiges an Arbeit verrichtet werden muss, um die Auflagen zu erfüllen. Ein Fußballspiel im Wettkampfmodus ist halt doch schon etwas anderes, als die dauernden Testspiele, da bist du schon ganz anders motiviert. Unangenehm aufgestoßen ist mir in den letzten Tagen allerdings die erneute Befragung der Vereine, bevor der BFV den Re-Start nun endlich terminiert hat. Der Verband als oberste Stelle hat als Verbindungsorgan zur Regierung die Entscheidung zu treffen und sich nicht durch die immer wiederkehrenden Befragungen quasi abzusichern, um, falls dann doch etwas Negatives passiert, die Verantwortung auf die Vereine schieben zu können. So kommt das für mich rüber.
Im sportlichen Bereich sind wir gerüstet, wir arbeiten ja seit Ende Mai konzentriert für die Restrückrunde. Leider hat uns in einem - aus meiner Sicht vom Gegner zu hart geführten - Vorbereitungsspiel das Verletzungspech gleich drei Mal getroffen. Bei zwei Kreuzbandrissen und einem Syndesmosebandriss werden uns diese Spieler in dieser Saison nicht mehr zur Verfügung stehen. Doch nachdem andere langzeitverletzte Akteure wieder zurück sind, gehen wir optimistisch an den Re-Start heran und wollen natürlich unsere gute Ausgangsposition verteidigen.

Matthias Müller (Trainer DJK Irchenrieth – Kreisklasse Ost)
Natürlich bin ich zufrieden mit der Entscheidung der Regierung. Was unsere aktuelle Verfassung betrifft, wir sind im Großen und Ganzen vorbereitet. Nach einigen Zu- und Abgängen während der Corona-Pause muß sich die Mannschaft allerdings erst noch finden.

Bernd Häuber (Trainer TSV Eslarn – Kreisklasse Ost)
Ich persönlich finde die Entscheidung richtig. Wie sich die ganze Sache entwickelt, kann dann eh keiner vorhersagen. In den unteren Klassen werden die Zuschauer auf jeden Fall genügend Abstand zueinander haben. Ob wir nun gerüstet sind? Ich hoffe es, obwohl unsere Vorbereitung war doch sehr durchwachsen war.

Fabian Dimper ( Trainer SpVgg Schönseer Land – Kreisklasse Nord Cham/Schwandorf)
Nachdem der Re-Start erneut verschoben wurde und es keine klare Botschaft von Seiten der Regierung für eine Rückkehr in den Pflichtspielbetrieb gab, war die Enttäuschung sowohl bei Spielern, als auch bei den Verantwortlichen in den Vereinen groß. Gerade die Ungewissheit nagte an den Nerven sämtlicher Beteiligter. Umso erfreulicher nun die Nachricht, dass endlich wieder um Punkte gespielt werden kann. Was die aktuelle Form meiner Mannschaft vor dem 20. September betrifft, bin ich mit einer Bewertung eher vorsichtig. In der ungewohnt langgezogenen Vorbereitung hatten wir aus den unterschiedlichsten Gründen mit etlichen Ausfällen zu kämpfen und mussten so fast jedes Testspiel mit einer anderen Mannschaft bestreiten. Mit den erzielten Ergebnissen können wir absolut nicht zufrieden sein, von der Form, die wir zum Ende der Wintervorbereitung hatten, sind wir definitiv noch weit entfernt. Ich bin dennoch optimistisch, dass meine Mannschaft den Schalter pünktlich zum Punktspielstart umlegen kann und weiterhin eine scharfe Klinge in der Liga schlägt.

Florian Zehent (Pressebeauftragter TSV Pleystein – Kreisklasse Ost)
Natürlich sind wir auf der einen Seite froh, dass es nun endlich wieder weiter gehen kann. Jedoch ist die ganze Situation von vielen großen Problemen begleitet. Die Umsetzung der geforderten Hygienekonzepte erweist sich als sehr schwierig, da z. B. eine strikte Trennung von Zuschauern und Spielern erforderlich ist. Das ist ein Stein, vor dem man sicher auch auf vielen anderen Kreisklassenplätzen steht. Aber dies ist nun nur eine von vielen Hausaufgaben, vor denen man im Vorfeld steht und die bis zum Start bewältigt und umgesetzt werden müssen. So stehen wir auch der Tatsache kritisch gegenüber, dass die komplette Haftungs- und Verantwortungsfrage bei den einzelnen Vereinen liegt, die schiebt der Verband also einfach weiter.
Im sportlichen Bereich sind wir bestens gerüstet auf den Wiederbeginn, denn wir haben eine gute Vorbereitung hingelegt. Unsere Jungs wurden von Coach Stefan Linz perfekt vorbereitet, was sich auch in den Ergebnissen der Vorbereitungsspiele niederschlug, wo wir in den letzten fünf Partien vier Mal das Spielfeld als Sieger verlassen haben. Unsere Mannen sind also fit, motiviert und bereit für Kreisklassenfußball!

Uwe Schmidt (Abteilungsleiter SV Kohlberg-Röttenbach – Kreisklasse Ost)
Ganz klar freuen wir uns über die positive Entscheidung, endlich wieder um Punkte kämpfen zu können, denn wir haben uns nun wochenlang intensiv vorbereitet und wollen spielen. Und auch dass Zuschauer wieder zugelassen sind, ist prima. Ob dies allerdings alle Vereine so sehen, bezweifle ich. Denn da könnte es noch Schwierigkeiten mit dem Ablauf geben, falls Mannschaften zurückziehen.

Aufrufe: 011.9.2020, 14:00 Uhr
Werner SchaupertAutor