Das altbekannte Weiler Lied

In der vergangenen Saison trennten den SV Weil und den SV Kirchzarten zumindest emotional Welten. Im Frühjahr, da mussten sich die Weiler Fußballer auf einmal mit jenen tabellarischen Regionen auseinandersetzen, die den ungeliebten Abstiegskampf verheißen. Graue Tristesse im Nonnenholz. Die Kirchzartener hingegen waren die Sonnyboys der Landesliga. Locker-flockig mischte der Aufsteiger vorne mit, wurde Vizemeister und verpasste den Durchmarsch in die Verbandsliga erst im letzten Spiel der Aufstiegsrunde.

In der neuen Saison liegen der SV Weil und der SV Kirchzarten allerdings wieder näher beieinander. Tabellarisch, emotional und auch mit Blick auf die personellen Veränderungen - wobei der SVK einen gravierenderen Kaderumbruch erlebt hat. Beide Teams sind suboptimal in die Runde gestartet, Kirchzarten lag noch punktlos am Tabellenende. Auch das Weiler Konto war mit drei Zählern mager - Erfolgsdruck für beide Mannschaften, die nervös agierten. Doch nach schleppendem Beginn "haben wir immer mehr Kontrolle über das Spiel bekommen", sagte der Weiler Trainer Tobias Bächle.

Tobias Bächle: "Abläufe stimmen noch nicht"

Allerdings bleiben sich die Blau-Weißen - Umbruch hin oder her - einer ungeliebten Tradition treu: Sie geben den Takt vor, verzeichnen Chancen, schlagen aber kaum Kapital daraus und erhalten vom Gegner regelmäßig eine Lehrstunde in punkto Effektivität. So stellte Bächle auch in Kirchzarten wieder "das altbekannte Lied" fest, heißt: Die Weiler mussten alsbald einem Rückstand hinterherlaufen. Verteidiger Henry Osajere Adetoro hatte aus dem Gewühl heraus zum 1:0 für Kirchzarten getroffen (31.).

Die Gäste mühten sich fortan, brachten jedoch nur wenig Zwingendes zustande, leisteten sich viele Fehler, wie Bächle feststellte. Ein Faktor: "Wir haben noch keine eingespielte Mannschaft, die Abläufe stimmen noch nicht." Die steten Wechsel durch Urlauber bleiben für die Weiler nicht ohne Folgen - wobei dieses Problem auch andere Teams betrifft.

In Kirchzarten gelang den Gästen zumindest das, was ihnen weder beim 1:3 gegen den FV Herbolzheim noch beim 0:3 beim FC Tiengen vergönnt war: der Ausgleich. Kapitän Daniel Mundinger, diesmal als Zehner auf dem Platz, hatte Almin Mislimovic lanciert, der brachte den Ball scharf nach innen und der eingewechselte Ousman Njie "stand im richtigen Moment am richtigen Ort", so Bächle über das 1:1 nach 65 Minuten. Sechs Zeigerumdrehungen später lief aber bereits wieder die alte Platte: Die Gäste klärten einen Flankenball zu kurz (Bächle: "nachlässiges Abwehrverhalten"), der Kirchzartener Joker Taylan Boya zog von der Strafraumgrenze ab. Der Ball sprang von der Unterkante der Latte hinter die Torlinie - der Linienrichter entschied ohne Zögern auf Tor, 2:1 für den SVK.

"Wir haben dann alles nach vorne geworfen", sagte Bächle. Die Weiler probierten viel, produzierten aber ebenso viele Fehler und Ballverluste. Kirchzarten agierte clever, den Gästen blieb "kaum noch Nettospielzeit", haderte der Weiler Coach. Dessen Mannschaft hat in dieser Saison ein offensives Kernproblem: Entweder sie erspielt sich keine Chancen, oder sie nutzt ihre Möglichkeiten nicht. Doch gab es auch die positiven Schritte in Kirchzarten: "Wir haben geduldiger agiert und kaum Konter zugelassen", hob Bächle hervor. Aber auch er weiß: "Fußball ist ein Ergebnissport. Und die Ergebnisse sprechen gegen uns."

SV Kirchzarten - SV Weil 2:1 (1:0)
Tore: 1:0 Adetoro (31.), 1:1 Njie (65.), 2:1 Boya (71.). Schiedsrichter: Engel (Furtwangen). Zuschauer: 120.