2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Foto: Verein Doppelaufstieg beim SV Kickers Hirschgarten!
Foto: Verein Doppelaufstieg beim SV Kickers Hirschgarten!

SV Kickers Hirschgarten: Wenn kleine Vereine aufsteigen

Ein Interview mit dem Trainer Sascha Wetzky

Der SV Kickers Hirschgarten spielt in seinem "gallischen Dorf" am Hirschgartendreieck und wurde lange von den umliegenden Vereinen nur belächelt. Seit zwei Jahren steigert sich der Verein aber stetig und ist in diesem Jahr mit beiden Herrenmannschaften aufgestiegen. In der nächsten Saison wird der Verein erstmals in der Bezirksliga antreten. Wir haben mit dem Trainer Sascha Wetzky gesprochen.

Glückwunsch zum Aufstieg! Habt ihr schön gefeiert?
Klar, wir haben sehr ausgiebig gefeiert. Die Aufstiege waren ja schon vor dem letzten Spieltag klar. Wir haben bei uns auf dem Gelände eine Feier vorbereitet mit Grillwagen, Bierstand, DJ und allem was dazugehört. Es wurde angestoßen, getrunken und gefeiert und vor allem die zweite Mannschaft hat sehr ausgelassen gefeiert.

Der Erfolg kommt ja nicht von allein. Wie hat sich die Arbeit im Verein in den letzten Jahren verändert?
Nachdem wir für lange Zeit immer ein Abstiegsanwärter in der Kreisliga B waren, hat es sich irgendwann so entwickelt, dass jährlich drei bis vier neue Spieler dazugestoßen sind, die die Qualität in den Mannschaften enorm erhöht haben. So haben wir uns Stück für Stück gesteigert. Viele Spieler kennen sich schon seit der Schulzeit und das macht die Stimmung im Verein natürlich zu etwas Besonderem. Das hat uns über die Jahre dazu verholfen, immer mehr neue Spieler anzulocken und verschafft uns nun enorme Qualität und eine gute Kaderbreite.

Bezirksliga - soll das vorerst das Ende der Fahnenstange sein?
Erstmal haben wir in einigen Sachen etwas nachzuholen, wie z.B. muss am Fitnesszustand einiger Spieler gearbeitet werden. Wir haben vor allem im Winter schlechte Trainingsbedingungen und müssen auf den Kunstrasen nach Friedrichshagen, was viele Spieler nicht schaffen. Deshalb könnte man sagen, wir sind fast ohne Training aufgestiegen und das spricht natürlich für die Qualität der Jungs. In der Bezirksliga musst du aber nicht nur kicken können, sondern auch läuferisch eine Schippe drauflegen. Da wir eine gewisse Kaderbreite haben und die Qualität innerhalb der Mannschaft kaum abnimmt, müssen wir uns keine Sorgen machen, etwas mit dem Abstieg zu tun zu haben. Wir gucken einfach, wo die Reise hingeht und nach dem ersten Saisondrittel wissen wir, wo man ungefähr steht und an welchen Schwächen man noch arbeiten muss. Danach glaube ich, muss die Bezirksliga noch nicht das Ende sein. Wir haben definitiv keine Angst vor der Bezirksliga.

Fließen bei euch Gelder?
Bei uns gibt es kein Geld und es wird auch nie Geld geben, wir sind ein sehr kleiner Verein. Es wird auch ganz normal Beitrag gezahlt. Leider ist uns die Jugendabteilung fast vollständig weggebrochen, sodass wir uns selbst finanzieren müssen. Wir hoffen natürlich, dass Sponsoren auf uns aufmerksam werden und uns noch ein wenig unterstützen können.

Die zweite Mannschaft von den Kickers gehörte lange zu den schlechtesten Teams in der Kreisliga C. Warum ist das Team auf einmal so erfolgreich?
Ja, das Team gehörte lange zu den schlechtesten Teams. Das liegt daran, dass dort nie jemand hochklassig gespielt hat, sondern einfach Kumpels die ein bisschen kicken wollten. Das wurde dann dem jetzigen Trainer Andre Jörn übergeben, der wirklich Bock auf diese Sache hatte und mittlerweile ein wichtiges Mitglied im Verein geworden ist. Er hat langfristigen mit hartem Training die Jungs erstmal fit gemacht und alle Spieler haben weitestgehend mitgezogen, Stück für Stück kamen dann auch hier Neuzugänge, die die Qualität aufgewertet haben. Auch in der Kreisliga B mache ich mir keine Sorgen, dass die Mannschaft um den Abstieg mitspielt und ich freue mich auch unheimlich für Andre, weil er eine sehr schwere Aufgabe richtig gut gemeistert hat.

Ist denn in Zukunft noch etwas außerhalb des sportlichen Bereichs geplant, wie z.B. die Aufwertung der Spielstätte?
Wir haben einen Flachbau mit einer kleinen Küche, sechs Kabinen und das war's. Wir haben einen wunderschönen Rasenplatz, wenn er denn gepflegt wird, weil das Sportamt zu wenig Leute hat. Meistens kümmern wir uns selbst um den Platz. In der Sommerpause gibt es meist einen Arbeitseinsatz von uns, um alles für die neue Saison schick zu machen. Auch wenn wir jetzt nicht mehr Kreisliga spielen, hat es einen gewissen Charme, bei den Kreisliga-Basics zu bleiben. Wenn ein Verein Kreisliga ist oder war, dann ist es der SV Kickers Hirschgarten, auch aufgrund unserer Größe. Auch die Jugendarbeit wollen wir wieder aufnehmen, auch wenn das schwer wird. Die Jugend muss definitiv mehr gefördert werden.

Gibt es schon spruchreife Zu- oder Abgänge?
Feststehende Zugänge gibt es noch nicht. Wir haben den einen oder anderen Spieler im Auge und die haben uns auch im Auge. Wenn alles klappt, bekommen wir nochmal einen brutalen Qualitätsschub. Verlassen hingegen wird uns ein Spieler und das ist leider der Kapitän Daniel Mahler. Er wandert mit seiner Frau zusammen nach Australien aus und er wurde natürlich auch gebührend verabschiedet. Leider ist er für uns ein sehr herber Verlust, weil er menschlich ganz groß ist und immer für den Verein da war.

Wo seht ihr euch in fünf Jahren?
Wir wollen die erste Mannschaft Stück für Stück verjüngen, sonst können wir in zwei bis drei Jahren eine Ü32 aufmachen. Wir wollen irgendwann eine intakte Mannschaft übergeben, die hochklassig spielt, je nachdem wie weit wir es noch schaffen. Auch in der zweiten Mannschaft haben wir junge Spieler, die Bock haben noch lange für den Verein zu spielen und den Erfolg noch ein bisschen weiterzutragen. Wir sind jetzt keine kleine Nummer mehr, auch innerhalb Köpenicks gesehen. Wir wurden jahrelang von allen umliegenden Vereinen belächelt und nun werden wir so oft beglückwünscht, das macht mich stolz und ich gebe das immer gern an die Mannschaft weiter. Es ist auch überragend, besser zu sein als der Friedrichshagener SV, der Riesenverein gleich um die Ecke. Die VSG Rahnsdorf und Eiche Köpenick haben halt dieselben Probleme, die wir hatten, nur die hatten nicht das Glück so gute Spieler zu bekommen. Wir wollen gern auf dasselbe Niveau kommen wie Fortuna Biesdorf, Stern Kaulsdorf, der Adlershofer BC oder der Köpenicker SC. Wir werden weiter arbeiten und sehen dann, wo uns der Weg hinführt. Man hat uns wahrgenommen und man wird auf jeden Fall noch von uns hören.

Aufrufe: 07.6.2019, 14:30 Uhr
Brian SchmidtAutor