2024-04-23T13:35:06.289Z

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Florian Schober: Der Trainer des SC Weßling hatte es schon geahnt. SC Weßling
Florian Schober: Der Trainer des SC Weßling hatte es schon geahnt. SC Weßling

Inninger Fake-Ticker: „Große Enttäuschung“ und „sehr unsportliches Verhalten“

Die betroffenen des VfL Egenburg und SC Weßling im Interview

Um sich einen Vorteil im Relegationskampf zu verschaffen, tickerte ein Beteiligter aus Inning absichtlich falsch, um Einfluss auf das Parallelspiel zwischen Weßling und Egenburg zu nehmen.

Kaum zu glauben, dass im Amateurfußball auf solche Mittel zurückgegriffen wird. Im Saisonfinale der Kreisklasse wurde aus Inning ein Fake-Ticker bedient, der bewusst das Zwischenergebnis 1:1 anzeigte, um im Parallelspiel für das Wunschergebnis zu sorgen. Das eigentliche Zwischenergebnis von 2:0 für den SV Inning wurde verheimlicht, um den abstiegsbedrohten VfL Egenburg zu Offensivfußball zu zwingen und so eine Niederlage des SC Weßling herbeizuführen. Bei einem Sieg vom Egenburg wäre der SV Inning auf dem Aufstiegsrelegationsplatz gewesen. Wir haben die Verantwortlichen der betroffenen Vereine nach ihrer Meinung zu dem Fake-Ticker gefragt.

Unsportliches Verhalten, das hier nichts zu suchen hat

Beim vermeintlichen 1:1 wart ihr abgestiegen. Wann kam die erlösende Nachricht, dass das Parallelspiel 3:0 ausgegangen ist?

Wolfgang Schmitz, Abteilungsleiter VfL Egenburg: Die Nachricht vom Ergebnis kam natürlich erst nach dem Spiel. Wobei ich sagen muss, dass wir einen ganz fairen Sportsmann aus Wildenroth in Inning vor Ort hatten, der uns schon beim 2:0 über den Zwischenstand informiert hat. Zu dem Zeitpunkt waren wir uns trotzdem nicht sicher, ob das vielleicht eine Taktik ist, die die SpVgg fährt, aber im Endeffekt hat sich bewahrheitet, dass der Zuschauer, der das Spiel beobachtet hat, die Wahrheit gesagt hat. Das fand ich sehr fair und man muss das auch noch einmal ein extra Lob aussprechen.

Wart ihr während dem Spiel über den Ticker informiert?

Selbstverständlich waren wir über den Ticker informiert. Nachdem das Ergebnis dort auf 1:1 umgestellt wurde, haben wir auf drei Stürmer umgestellt und die Viererkette aufgelöst und das hätte ganz schlimm ins Auge gehen können.

Was haltet ihr von so einer Aktion?

Ich muss das ganz klar so formulieren, dass das sehr unsportliches Verhalten ist und hier eigentlich nichts zu suchen hat - egal wen es hätte treffen können. Wir sitzen alle im selben Boot und wir müssen sportlich entscheiden und nicht über irgendwelche Nebenkriegsschauplätze.

Große Enttäuschung und eine gewisse Unsicherheit

Wie waren die Reaktionen der Beteiligten direkt nach dem Abpfiff?

Es war eine sehr große Enttäuschung da, aber auch eine gewisse Unsicherheit. Die Spieler haben auch mitbekommen, dass es zwei unterschiedliche Aussagen gab. Einmal die des Tickers und einmal die des fairen Zuschauers. Ich habe dann gleich im Anschluss an den Abpfiff mit dem Abteilungsleiter von Inning telefoniert, der mir das 3:0 auch dann bestätigt hat. Von daher war nach dem das Spiel zu Ende war ziemlich schnell Klarheit da.

Wie war die Reaktion der Spieler, als dann klar war, dass das Parallelspiel 3:0 ausgegangen war?

Die Spieler waren natürlich glücklich, weil sie unter dem Strich auch ein sehr ordentliches Spiel gemacht haben. Hier gegen den Aufstiegsaspiranten einen Punkt zu holen und kein Gegentor zu bekommen, ist auch nicht ohne. Dementsprechend war die Freude natürlich groß. Es war kein überschwänglicher Jubel, was auch durch die Temperaturen bedingt war. Was das im Endeffekt ausgemacht hat, werden wir dann nächsten Samstag erfahren.

Wie hast du dich selber gefühlt, nachdem dir das Ergebnis mitgeteilt wurde?

Ich habe letztendlich die Bestätigung der Leistung der Mannschaft gespürt, dass sie sich erarbeitet haben, dass sie in der Relegation spielen dürfen.

Wie bereitet ihr euch auf die Relegationsspiele vor?

Es wird ein Abschlusstraining geben, um die Belastung des Spieltages erst einmal aus den Beinen zu bekommen. Dann liegt die volle Aufmerksamkeit auf Mittwoch. Die Chancen in der Relegation sehe ich persönlich bei etwa 50-50, eine Favoritenrolle kann ich keinem geben. Unterscheiden wird sich die Vorbereitung, die wir während der Saison auf jedes Spiel hatten nicht wirklich, auch wenn es sich um zwei besondere Spiele handelt. Trotzdem geht es um alles und wir werden uns dementsprechend darauf vorbereiten.

Kein Wort geglaubt, von dem, was berichtet wurde

Wer vom Team wurde informiert, dass es im Parallelspiel 1:1 steht?

Florian Schober, Trainer SC Weßling: „Ich wurde beim angeblichen 1:1 informiert, woher die Informationen genau kamen, weiß ich nicht. Irgendwo aus Richtung Bank, vielleicht von den Zuschauern, vielleicht von den Ersatzspielern. Auf jeden Fall wurde der Ticker mitverfolgt.“

Habt ihr auf diese Informationen speziell reagiert?

„Wir haben grundsätzlich nicht direkt reagiert. Ich habe in der Sekunde, als die Information hereinkam gesagt, dass ich kein Wort glaube, von dem, was berichtet wird und uns hat ja das Unentschieden gelangt. Reagiert hat dann jedoch Egenburg, denn für die war das Unentschieden natürlich schlimmer. Sie mussten tatsächlich reagieren und haben somit alles nach vorne geworfen. Plötzlich kam dann eine Hektik-Phase auf, die aber meine Mannschaft sehr gut gemeistert hat. Der Ticker hatte keinen wirklich großen Einfluss auf unser Spiel, deshalb hänge ich das nicht allzu hoch auf.

Was hältst du allgemein von so einer Situation?

Die Inninger haben eine überragende Rückrunde gespielt, die letzten vier Spiele gewonnen, ich glaube nicht, dass die es nötig gehabt hätten, so eine Aktion zu machen. Aber der Ticker hat keinen offiziellen Stellenwert. Den kann jeder bedienen und derjenige, der am schnellsten ist, kann sich den Ticker sichern. Und solange da ein offizieller Charakter fehlt, kann man den nicht für voll nehmen. Ich denke, dass die Egenburger deutlich mehr Grund haben sich darüber aufzuregen, da sie deutlich stärker betroffen waren - sowohl emotional, als auch auf ihre Handlungen bezogen. Uns hätte es auch treffen können, aber wir sind mit der Situation ziemlich souverän umgegangen.

Wie lange hat es gedauert, bis die ganze Sache aufgeklärt war?

Das wussten wir sogar vor Spielende. Es war einige Zeit Hektik, aber scheinbar hatte sich dann auch der Gegner informiert, wie es wirklich im Parallelspiel steht. Irgendwann kam dann auch aus dem Zuschauerbereich, dass Inning 2:0 vorne liegt. Und dann haben die Egenburger auch ihre offensive Taktik rückgängig gemacht und das Spiel hat wieder ein wenig normalere Züge angenommen.

Die Interviews führte: Eric Nestler

Aufrufe: 03.6.2019, 17:38 Uhr
Starnberger Merkur / Eric NestlerAutor