2024-04-24T13:20:38.835Z

Interview
„Am Ende ist es schon sehr bitter, wenn man sich nach drei Jahren online von den Spielern verabschieden muss“, sagt Michael Kaufmann.
„Am Ende ist es schon sehr bitter, wenn man sich nach drei Jahren online von den Spielern verabschieden muss“, sagt Michael Kaufmann. – Foto: Verein

Sag beim Abschied „leise SERVUS“

Nach drei Jahren sagt Michael Kaufmann dem SV Immenreuth Servus +++ Wir blicken zurück auf seine Tätigkeit als Spieler und Coach

Mit viel Demut, gleichzeitig aber auch sehr viel Freude auf drei wundervolle Jahre schaut Michael Kaufmann, Spielertrainer des SV Immnereuth, zurück. Uns gab er nun einen sehr interessanten und übersichtlichen Rückblick auf seine Trainerzeit bei seinem Ex-Verein. Auch auf die derzeitige Situation im Fußballkreis, -bezirk usw. hat Kaufmann eine klare Meinung. Seinem Nachfolger Markus Sebald wünscht der 36-Jährige viel Glück und auf die Frage, wie es eigentlich mit ihm weitergehen wird, lässt er alles noch offen.

Kaufmann hatte im bisherigen Saisonverlauf mit personellen Sorgen zu kämpfen. Trotz der Widrigkeiten steht der SV Immenreuth als Tabellenvierter der A-Klasse West Amberg/Weiden gut da. „Wir sind eigentlich wie jedes Jahr hervorragend in die Saison gestartet. Diesmal konnten wir die Form auch halten, als uns bereits nach fünf bzw. sechs Spieltagen viele Stammspieler wegbrachen. Dazu kamen abwesende Montagearbeiter und Studenten, die wegfielen. Abwehrchef Felix Weber fiel lange aus, Sebastian Schmidt musste nach einem Umzug schon früh kürzer treten, Lukas Sell verletzte sich beim Spiel gegen Erbendorf schwerer an der Hüfte und fiel fortan aus. Mit Jan Brunner verletzte sich gleich der nächste Stammspieler aus der Offensivabteilung langfristig.“

Kaufmann weiter: „Das langersehnte Comeback von Torwart Gabriel Scherm schlug leider auch schnell fehl und mit Reiner Ullmann musste dann auch noch der als Ersatz vom Ersatz reaktivierte Torwart die Segel streichen. Er hat sich über einige Spiele hinweg gequält, bis es wirklich nicht mehr ging. Bei ihm möchte ich mich bei dieser Gelegenheit deswegen noch mal explizit bedanken, dass er sich trotz seines Alters und der langen Pause sofort bereit erklärt hat, es nochmals für uns zu versuchen.“

„In Trabitz musste ich dadurch aber letztendlich dann sogar noch selbst ins Tor. Eine neue Erfahrung mit 36 Jahren, die ich aber nicht mehr unbedingt gebraucht hätte! Wir konnten das alles bis zum 12. Spieltag mit Leidenschaft, unglaublichem Teamgeist und Zusammenhalt kompensieren. Hier half auch das abgehaltene Trainingslager, an dem 22 Spieler teilnahmen und von dem man dann lange zehren konnte. Danach fieberte man aber nur noch der Winterpause entgegen. Wenn man diese Umstände alle nüchtern betrachtet und analysiert, muss man mit Tabellenplatz 4 hochzufrieden sein.“

„Ich habe meine Teams in der Vorbereitung immer gequält. Dazu wären einige Rückkehrer angestanden, sodass ich schon die leise Hoffnung hatte, nochmal aufschließen zu können. Grafenwöhr klammere ich allerdings aus, mit der Qualität in diesem Kader sind sie einfach nicht zu stoppen.“


Michael Kaufmann über...

... die Fortsetzung der Saison: „Ich habe dazu inzwischen eine ganz klare Meinung – ABBRUCH! Anfangs war ein Abwarten noch verständlich und ich glaub, es gab anfangs auch noch breite Zustimmung Die aktuelle Lage zeigt aber zunehmend, dass viele mit dem Vorgehen absolut nicht einverstanden sind, obgleich 2/3 für diese Variante gestimmt hatten. Der Gegenwind nimmt zu.

Die Abstimmung war in meinen Augen letztlich auch eine Farce. Allein die Tatsache, dass Vereine in der Landesliga eben ganz andere Dinge bewegen als einen A-Klassisten! Dazu kommt die totale Intransparenz und der Umstand, dass man die Fortsetzung im Vorfeld mehr oder weniger als Alternativlos dargestellt hat. In meine Augen wäre man besser beraten gewesen, verschiedene Szenarien für einen Abbruch zu beraten und diese dann zur Abstimmung zu stellen. Ich möchte aber nicht außer Acht lassen, dass man es sich natürlich leichter redet, wenn man nicht der Entscheidungsträger ist.

Aber die Probleme, welche aus einer Fortsetzung resultieren, überwiegen in meine Augen deutlich die Probleme, welche nach einem Abbruch vorhanden aufgetreten wären. Irgendwer wird sich in so einer Situation letztlich immer als Verlierer sehen, egal wie oder was du entscheidest. Aber die prophezeite Klagewelle im Falle eines Abbruchs halte ich für übertrieben. Das ist letztlich aber auch ausschließlich meine persönliche Meinung! Und ich glaube auch nicht, dass das letzte Wort schon gesprochen ist, was die aktuelle Planung betrifft.“

... die aktuelle Situation in Immenreuth und für ihn persönlich: „Ich habe mehrere Telefonate mit meinem Abteilungsleiter geführt. Durch die angeordnete Fortsetzung ergaben sich auch für mich Probleme. Denn mein Ende in Immenreuth stand schon vor der Zwangspause fest. Kurz vor dem Ende der Vorbereitung wurde dann alles abgebrochen – und dabei hätte man es dann auch belassen sollen.

So war es für alle Beteiligten eine lange Hängepartie. Ich habe meinerseits beim Verein angeregt, dass die Wiederaufnahme des Betriebs durch den neuen Coach, Markus Sebald, erfolgen sollte, soweit dies für alle Seiten möglich ist. Das wird sicher nicht bei allen Vereinen klappen, aber es ist in meinen Augen die vernünftigste Lösung, für die neuen Trainer und auch für den jew. Verein. Die scheidenden Coaches befinden sich da jetzt alle in einer Zwickmühle. Man will den jetzigen Verein ja nicht hängen lassen, den Neuen aber entsprechend auch nicht. Ich habe daher auch keinem neuen Verein zusagen können, weil ich nicht wusste, wann und wie ich letztendlich frei werde.

Ich habe dem SV Immenreuth nämlich fest zugesichert, dass ich die Saison auch über den 30.06. hinweg fortführe, sollte die Wunschlösung mit dem Wechsel von Markus nicht zu Stande kommen. Nun kann geplanter Neutrainer in Ebnath Markus Seblad zeitig ablösen und ich daher relativ entspannt zusehen, wie der BFV weiter verfährt. Denn mein Ende ist nunmehr vorzeitig amtlich, da der Betrieb vorher nicht wieder aufgenommen wird. Allerdings bin ich dadurch bedingt eben auch ohne neue Aufgabe und werde sehen, was die Zukunft bringt.

Evtl. benötigen diverse Vereine auch einen kurzfristigen Aushelfer für den Rest der Saison, da der aktuelle Trainer z.B. zum 30.06. wechselt! Allerdings ist es natürlich schwierig, einen fremden Verein nur für eine Rückrunde zu übernehmen und anschließend wieder zu übergeben. Dennoch ein denkbares Szenario, das ich nicht gänzlich ausschließen würde.

Die neue gewonnene Freizeit nutze ich derzeit für eine mögliche nochmalige Teilnahme an einem Marathon, wo ich meine letzte Zeit von 3:55 Stunden unterbieten möchte. Und ich verbringe viel Zeit mit meinen Kindern oder realisiere aufgeschobene Aufträge meiner Frau im Garten. Am Ende ist es aber schon sehr bitter, wenn man sich nach drei Jahren online von den Spielern verabschieden muss. Wir haben aber schon fest vereinbart, dass dies noch nachgeholt wird.“


... seine Zeit in Immenreuth:
„Ich blicke auf jeden Fall zufrieden auf eine turbulente Zeit zurück und habe sicher auch nicht immer alles richtig gemacht. Ich kann aber - so glaube ich - schon behaupten, dass ich die beiden Teams in einer schwierigen Phase übernommen und in ruhiges Fahrwasser gebracht habe. Ich kann in jedem Fall zwei intakte und ambitionierte Teams übergeben und das macht mich zufrieden, auch wenn wir den Aufstieg doch bitter und denkbar knapp verpasst haben.

Ich bin aus Verbundenheit und als „Freund“ zum SVI gekommen und genau als solcher gehe ich nun auch wieder. Es war ein tolle Zeit bei einem Verein mit tollem Gelände. Ich kann Markus zu seiner Entscheidung nur gratulieren, er findet hier ein sehr gutes Umfeld vor, in dem es Spaß macht zu arbeiten. Und mich wird man sicher als Zuschauer wieder dort sehen.

Am Ende danke ich allen „Gegnern“, Spielern, Fans und Wegbegleitern! Bleibt alle gesund und sportlich.“

Aufrufe: 021.5.2020, 10:12 Uhr
Uwe SelchAutor