2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Ihrlerstein (in schwarz) rang Unterhaching (blau) ein Remis ab. Im Finale der Trostrunde wurde Keeper Dominik Reil zum Helden. Fotos: Rutrecht
Ihrlerstein (in schwarz) rang Unterhaching (blau) ein Remis ab. Im Finale der Trostrunde wurde Keeper Dominik Reil zum Helden. Fotos: Rutrecht

Pullach und Brandler rocken Meistercup

Bayernliga-Meister wird in Kelheim der „Champion der Amateure“. Ihrlerstein punktet gegen Haching und gewinnt Trostrunde.

Carmen Jobst beschrieb den Meistercup mit zwei Sätzen. „Man muss nicht immer zu den Bayern fahren, um Profi-Fußball zu sehen. Toll, was heute spielerisch geboten ist“, sagte die Spielermama von Luca (8), der sich an der Torwand austobte. Mutter Jobst hatte morgens noch einen Zitronenkuchen für das Buffet von Gastgeber ATSV Kelheim gebacken.

Der Kreisstadt-Verein richtete am Samstag das Landesfinale der „Champions League der Amateure“ aus. Bei den Herren siegte Bayernliga-Meister SV Pullach. Im Frauenfeld setzte sich die SpVgg Thalkirchen – ein Kreisliga-Titelträger – durch. Zu einer Überraschungstruppe mauserte sich Lokalmatador SV Ihrlerstein.

„Rechts oben beim Robokeeper, dann sitzt er.“ Erlind Dellowa (8)

„Wahnsinn, wie die das aufziehen“, hörte man von Spielern und Zuschauern. Mit dem Sponsor Erdinger im Rücken fuhr die BFV-Veranstaltung vom Fanbus mit Zapfhähnen an der Außenwand, Geschwindigkeitsschussanlage, Torwand oder Robokeeper Attraktionen wie auf einem Jahrmarkt auf. Entsprechend flanierten die Besucher und die gerade pausierenden Kicker. ATSV-Youngster Leo Pillmeier befeuerte unablässig die Torwand. „Ich habe heute Geburtstag“, verriet der Achtjährige. „Schön, was es hier alles gibt.“ Angeblich dreimal wollte sein Teamkollege Erlind Dellowa (8) den Robokeeper bezwungen haben. „Rechts oben ins Eck, dann sitzt er“, sagte er treffsicher.

An zwei Massagebänken waren zwei Physios schwer am Kneten – einer war der Kelheimer Ringer Keith-Martin Roland. „Der ATSV hat mich gefragt, ob ich mitmache – keine Frage für mich“, so der 24-Jährige. Mehr als eine Massage war bei einem Spieler des VfB Durrach II erforderlich, der sich am Sprunggelenk verletzte. Es war aber die einzige gröbere Blessur, wie auch der BRK-Dienst mit Lisa Rottler aus Saal und zwei Kollegen bestätigte.


Ex-FC Bayern-Kicker coacht Haching

Auf sechs Kleinspielfeldern im Stadion sowie der ATSV-Anlage rollte bei 32 Herren-Meistern und 17 Frauen-Champions in den Vorrundengruppen permanent das Leder. Auf Pfiff von Bezirksspielleiter Richard Sedlmaier von der Bühne aus begannen jeweils sechs Partien konzertiert. „Die Kollegen sagen, ich pfeif’ zu laut“, schmunzelte der Brandler. Seine Augen und die der hiesigen Fans waren auf Lokalmatador SV Ihrlerstein gerichtet. Das Team des neuen Trainers Markus Englert startete optimal. Gegen Kreisliga-Meister SV Sömmersdorf siegten die Brandler durch ein Tor von Christian Bauer mit 1:0. Mit demselben Resultat verlor der SVI aber dann gegen den A-Klassen-Meister TSV Weilheim, was Englert nicht gefiel. „Das ist typisch für uns, gegen einen vermeintlichen Favoriten strengen wir uns an, gegen einen Außenseiter spielen wir bescheiden.“ Die Brandler vergaben auch einen Siebenmeter.

„Das Achtelfinale wäre schöner gewesen, aber die Trostrunde zu gewinnen, ist auch geil.“ Dominik Reil

Das Achtelfinale blieb in Reichweite – allerdings ging es jetzt gegen den Topfavoriten SpVgg Unterhaching, den Meister der Regionalliga. Doch wo Profis draufstand, waren keine Profis drin. Die Hachinger kamen mit ihren Bundesliga-A-Junioren. „Die erste Mannschaft ist im Trainingslager“, sagte Coach Sebastian Dreier, der bis ins Regionalliga-Team beim FC Bayern kickte.

Auch die Youngsters vermochten ein hohes Tempo einzuschlagen. Der erste Treffer gehörte aber durch Simon Hercher den Brandlern, die Hachinger drehten die Partie durch einen Doppelschlag auf 2:1, doch Ihrlerstein glich in der letzten Sekunde zum 2:2 aus. „Das sind U19-Bundesliga-Spieler und sie rotieren ständig in ihren Positionen. Das war viel Arbeit für uns“, so Kapitän Andreas Meier. Am Nebenplatz bezwang Weilheim die Sömmersdorfer mit 2:1. Ihrlerstein verpasste mit vier Zählern den Einzug ins Achtelfinale, Haching (7 Punkte) und Weilheim (6) waren durch. Weil die Gruppendritten eine Trostrunde spielten, war für den Kreisklassen-Meister noch nicht Feierabend. Und die Brandler hatten einen richtigen Lauf: Mit einem 1:0 (Tor: Hercher) gegen SG Burggrumbach und einem 2:1 (Stefan Ziegler/Andreas Chrubasik) gegen den Bayernliga-Nord-Meister (!) VfB Eichstätt standen die Ihrlersteiner im Endspiel dieser Trostrunde.



70 Kilo Würste und 1500 Semmeln

Dort avancierte Keeper Dominik Reil mit drei parierten Siebenmetern nach 1:1 in der regulären Spielzeit zum Helden, während Bauer, Chrubasik und Daniel Treitinger für den 4:2-Endstand vom Punkt sorgten. „Das Achtelfinale wäre schöner gewesen“, gab der Torwart zu, „aber die Trostrunde zu gewinnen, ist geil.“ Nach inoffizieller Lesart hat der SV Ihrlerstein damit Platz 17 unter 261 Meisterteams erobert, die in den Cup starteten. Entspannt und doch mit sportlichem Erfolg sahen die Fußballerinnen von der SpVgg Stegaurach den Tag. „Kicken und feiern, die zwei schönsten Dinge – was will man mehr“, lächelte Spielerin Katrin Schäder. Ins Finale schaffte es ihr Team nicht ganz. Dort fanden sich die SpVgg Thalkirchen und TSV Pfersee-Augsburg wieder. Thalkirchen gewann mit 1:0.

Im Tableau der Herren marschierte Pullach, wenn auch mit Zitterpartien, durch. „Das ist eine g’wandte G’schicht in Kelheim“, lobte Betreuer Richard Heckel. Die Pullacher, die wegen fehlender Infrastruktur nicht in die Regionalliga aufsteigen dürfen, zeigten schnellen Kombinationsfußball, an dem im Finale auch der starke niederbayerische Bezirksliga-Ost-Meister TuS Pfarrkichen mit 0:2 scheiterte. Pullach gewann damit ein Trainingslager in Europas Süden.

Unter den Schiris waren mit Matthias Prantl und Josef Ingerl auch zwei Kelheimer. Die Straubinger Unparteiische Verena Hafner fand an ihrem Debüt im Meistercup „großen Gefallen“. So sehr, dass sie fast vergaß, das Frauen-Finale abzupfeifen. Gewinner das Tages war auch Veranstalter ATSV Kelheim. „70 Kilo Würste, 50 Kilo Pommes, 70 Kilo Steaks und 1500 Semmeln“, zählte Organisator Markus Gruner allein an der Imbisstheke an Verzehr. „Ich finde, es war ein riesige Veranstaltung.“ Man muss nicht immer zum FC Bayern fahren.

Aufrufe: 02.7.2017, 13:00 Uhr
Von Martin RutrechtAutor