2024-04-25T14:35:39.956Z

Interview
Lange Interimsvorsitzender, seit Oktober 2020 an der Spitze bestätigt: Theo Falterer, der neue Vorsitzende des SV Hohenlinden. F
Lange Interimsvorsitzender, seit Oktober 2020 an der Spitze bestätigt: Theo Falterer, der neue Vorsitzende des SV Hohenlinden. F – Foto: Stefan Rossmann

Theo Falterers Appell an BFV: „Derzeit hört und sieht man ja nichts“

Der Baustellenmanager des SV Hohenlinden im Interview

Theo Falterer ist seit Oktober 2020 Vorsitzender des SV Hohenlinden. Im Interview spricht er über das schwerste Jahr und die Zukunft des Kreisligisten.

Hohenlinden- Seit etwas mehr als einem Jahr trägt er die Verantwortung auf seinen Schultern. Theo Falterer hat das schwere Erbe seines Vorgängers Ludwig Attenberger angetreten und das Vakuum beim gut 620 Mitglieder umfassenden Sportverein Hohenlinden (SVH) beendet. Als Stellvertretender Vorsitzender rutschte er ganz an die Spitze und sorgte nach einer Rücktrittswelle im Hauptverein und der Fußballabteilung wieder für feste und geordnete Strukturen. Mitte Oktober 2020 wurde der Interimsvorsitzender schließlich in der Jahreshauptversammlung offiziell bestätigt.

Falterer, 50 Jahre alt, ist nicht nur Familienvater und leidenschaftlicher Fußballer, sondern auch Malermeister mit eigenem Betrieb (vier Gesellen). Dazu engagiert er sich im Herliner Pfarrgemeinderat und auch seit dieser Legislaturperiode für die CSU im Gemeinderat. Der Vorsitzende will das Schiff SVH in ruhigen Gewässern halten und Kurs auf eine rosigere Zukunft nehmen. Über das abgelaufene Corona-Jahr, die Sorgen und Pläne des Vereins gab Falterer im Interview mit der Ebersberger Zeitung ausführlich Auskunft.

Theo Falterer über das Corona-Jahr 2020: „Keine einfache Situation“

Herr Falterer, das erste Jahr an der Spitze des SVH liegt hinter Ihnen. Wie würden Sie es bezeichnen?

Theo Falterer: Als sehr, sehr arbeits- und gesprächsintensiv (lacht). Im Ernst: Corona hat das Ganze nicht wirklich einfacher gemacht. Vor allem zu Beginn, im Januar 2020, gab es täglich zig Telefonate und Treffen. Wir hatten sehr viele offene Baustellen und Problemfelder, die wir betreten und managen mussten.

Vor allem im Fußballbereich.

Ja, dort auch. Nicht nur intern, wo wir das Führungsvakuum wieder füllen mussten. Sondern vor allem die vielen Unberechenbarkeiten in der Planung, machten und machen es immer noch schwierig, um auch auf lange Sicht zu handeln oder zu verhandeln. Was macht der Verband mit den Wechselfristen, was mit der Saison? Wie geht’s weiter? Keine einfache Situation. Da fühlte man sich als Verein oft im Stich gelassen.

Bei den Alten Herren der Fußballer hatten Sie bislang in der Führung mitgemischt, waren aber auch schon SVH-Vize. Nun stehen Sie dem Verein als Vorsitzender vor. War es für Sie eine große Umstellung?

Ich war 40 Jahre aktiver Fußballer auf dem Platz. Jetzt erlebe ich alles intensiv hinter den Kulissen. Es ist halt als Präsident eines Vereins etwas ganz anderes.

SV Hohenlinden musste „viel ordnen und neu strukturieren“

Bereuen Sie Ihre Entscheidung?

Nein, überhaupt nicht. Mir liegt der Verein doch am Herzen. Zum Einen habe ich ja die Rückendeckung und die Unterstützung meiner Frau und meiner drei Töchter, die aktiv in der ersten Damenmannschaft beim SVH spielen. Zum Anderen kann ich mich auf die jetzige, neue Führungsmannschaft mit Georg Frick, Christian Maurer und Jan Rathke sowie auf die einzelnen Abteilungsleiter beim SVH absolut verlassen. Da arbeitet jeder sehr gut mit und alle eng zusammen. Das war schon mal anders. Außerdem wusste ich ja durch meine Position als Beisitzer in der alten Vorstandschaft, was dazu gehört und was mich alles erwartet.

Also gibt es so etwas wie Aufbruchstimmung beim SVH?

Ja, das kann man schon so sagen. Wir mussten viel ordnen und neu strukturieren, aber auch die Zukunft und die Mitglieder im Blick behalten.

Und nach der zwei Mal verschobenen Jahreshauptversammlung war dann im Oktober alles endlich offiziell und ihr Team nach zehn Monaten als Interimsvorstand bestätigt. Waren Sie erleichtert?

Ja, natürlich. Und ich war sehr zufrieden, dass die Versammlung überhaupt zustande gekommen ist und alles reibungslos als Präsenzveranstaltung mit den ganzen Hygiene- und Abstandsmaßnahmen funktioniert hat. Ich bin darum auch stolz auf meine komplette Mannschaft

„Der SV Hohenlinden ist und bleibt eine große Familie, die funktioniert“

Wie war das Feedback der Mitglieder?

Es war sehr positiv. Der Andrang war an dem Tag auch groß, was die Bedeutung des Vereins unterstreicht. Der SV Hohenlinden ist und bleibt eine große Familie, die funktioniert.

Es gab in dem Jahr aber auch Rückschläge zu verkraften . . .

Der Tod von unserem Freund Klaus Hufschmid war im März ein unglaublich schwerer Verlust. Er war ja als Schriftführer seit 1993 aktiv und unser „Tagebuch“, hat alles über den Verein gewusst und jede Frage zur Entwicklung beantworten können. Du hast ihn immer anrufen können, er hat immer geholfen. Und dann konnten wir im ersten Lockdown uns nicht richtig von ihm verabschieden.

Das hat der Verein aber inzwischen nachgeholt.

Wir haben einen Gedenkgottesdienst für alle verstorbenen Mitglieder geplant, warten aber noch ab, bis es uns Corona erlaubt. Der Kontakt zu Klaus’ Frau Claudia besteht ja auch weiterhin, da sie nun als Kassenwart in der Fußballabteilung mit eingebunden ist.

Mikroplastik-Diskussion bei neuem Kunstrasen: „Wir diskutieren und werden uns beraten lassen“

Apropos Finanzen: Wie ist die Lage des Vereins nach dem Abgang des Chefs und Sponsors Attenberger, gerade hinsichtlich der neuen Projekte?

Finanziell stehen wir gut da und müssen uns keine Sorgen machen. Die Konten sind im Plus, die Verhandlungen mit Sponsoren und Unterstützern laufen.

Wie ist der Stand in Sachen Kunstrasenplatz?

Ich hoffe, dass wir im März vom Landratsamt erfahren, wie es weitergeht. Der Flächennutzungsplan muss ja dafür geändert und eine Baugenehmigung erteilt werden. Sobald wir Grünes Licht erhalten, wird die Planung intensiviert, so dass wir schnellstmöglich loslegen könnten. Spätestens in einem Jahr, das wäre mein Wunsch.

Spielt die Mikroplastik-Diskussion dabei eine Rolle?

Ja. Wir diskutieren und werden uns beraten lassen, welche Art von Rasen wir nehmen dürfen und vor allem was genau verlangt wird. Wir brauchen den Platz alleine schon für unsere Jugendarbeit, der uns ganz andere Möglichkeiten in Sachen Training ermöglicht.

SV Hohenlinden: Zuerst Kunstrasen und Parkplatz, dann ein neues Vereinsheim

Aber der neue Platz ist ja nur Teil eins der Zukunft.

Ja, das ist richtig. Neben dem Sportplatz soll ein Parkplatz mit 100 Stellplätzen entstehen.

Der alte Parkplatz soll dann weg?

Wir liegen zwar am Ortsrand mit der Anlage, müssen aber derzeit viele Lärmschutzmaßnahmen gegenüber den Nachbarn beachten. Ab 22 Uhr darf keiner mehr auf den Parkplatz fahren. Wir hoffen halt darauf, mittelfristig auch ein neues Vereinsheim mit mehr und moderneren Umkleiden zu bauen. Das soll an die Stelle des jetzigen Parkplatzes entstehen und dann auch als Schallschutz dienen. In dem Antrag ans Landratsamt ist das schon mit eingeplant.

Gab ausführlich Auskunft am Drehkreuz: SVH-Chef Theo Falterer im Gespräch mit EZ-Sportredakteur Olaf Heid.
Gab ausführlich Auskunft am Drehkreuz: SVH-Chef Theo Falterer im Gespräch mit EZ-Sportredakteur Olaf Heid. – Foto: Stefan Rossmann

Bis wann soll das neue Heim fertig sein?

Da gibt es noch keinen exakten Zeitplan. Zuerst kommt der Kunstrasen und der Parkplatz, dann das Vereinsheim. Ich würde tippen, in den nächsten fünf bis zehn Jahren,

Welche Baustellen sehen Sie innerhalb des Vereins derzeit vor allem noch? In der größten Sparte, beim Fußball?

In allen anderen Sparten läuft es rund, beim Fußball seit der Neuaufstellung auch. Allerdings haben wir hier halt die organisatorische Problematik. Es herrscht halt von Seiten des Verbands keine Klarheit oder Gewissheit, ob, wann oder wie es für unsere Mannschaften weitergeht. Das erleichtert die personellen Planungen, egal in welcher Altersklasse oder Mannschaft, überhaupt nicht.

SV Hohenlinden - Ficklscherer kehrt zurück - Schweiger kommt vom TSV Isen

Aber es gibt doch für die Erste schon Neuzugänge, wie das Trio vom FC Forstern.

Ja. Es sind zum einen die drei Rückkehrer, die vor den Querelen zum FCF gingen und zur neuen Saison wieder zurück nach Hause kommen.

Gibt es weitere Verpflichtungen?

Ja, wir waren im Winter keineswegs untätig (lacht). Zum einen wechselt Stefan Ficklscherer vom Bezirksligisten TSV Ebersberg im Sommer wieder zu uns, zum anderen kommt dann auch Julius Schweiger aus Isen. Beide sind Verteidiger und haben eine Hohenlindener Vergangenheit.

Das Konzept, wieder mehr auf Eigengewächse und junge Spieler zu setzen, scheint sich rumzusprechen.

Der Herliner Duft wird stärker (lacht).

Als Abgang steht allerdings Torjäger Sven Jajcinovic zum Nachbarn VfB Forstinning fest.

Er will sich unbedingt höherklassig beweisen, und die Klasse hat er dafür ja auch. Wir haben ihm, als er angefragt hatte, darum keine Steine in den Weg gelegt.

SV Hohenlinden: Thomas Spahr folgt auf Interimscoach Dean Dolencic

Wie schaut’s an der Trainerfront aus? Dean Dolencic gilt als Knezevic-Nachfolger nur als Interimslösung.

Er macht – Stand heute – bis zu diesem Sommer weiter, weil dann ja Thomas Spahr übernehmen wird. Wir tauschen uns aber mit ihm über alle wichtigen Dinge regelmäßig aus.

Es gab aber intern auch weitere Neuerungen.

In der Tat. Wir konnten zum Beispiel einige ältere Mitglieder des SVH wieder reaktivieren, um auch deren Know-How und Erfahrung in der Fußballabteilung einzubringen. Dies hilft uns enorm weiter, unter anderem bei den Abläufen am Sportgelände und im gesamten Vereinsleben.

Wann geht es aus Ihrer Sicht mit der Fußballsaison weiter?

Ich denke, dass wir Ende April den Trainingsbetrieb aufnehmen können und im Mai wieder regulär gespielt wird. In welchem Modus die Saison dann abläuft, kann ich überhaupt nicht einschätzen. Dazu sollte sich der BFV bald mal äußern. Derzeit hört und sieht man ja nichts von ihm. Als Erstes wird wohl der Ligapokal geopfert.

Theo Falterer: .„Wir müssen sportlich nicht mit aller Gewalt in die Bezirksliga“

An dem der SVH gar nicht teilnimmt.

Ja. Wir haben im Vorjahr entschlossen, nicht daran teilzunehmen. Allerdings wäre es jetzt – das muss ich zugeben – für uns gut gewesen, den Pokal als eine Art Überbrückung für die neue Saison zu nutzen.

Was sind denn die Ziele Ihrer Kreisliga-Mannschaft für die Restsaison 2019/21, wenn sie denn kommt?

Der Klassenerhalt zuerst. Ich möchte aber betonen: Wir müssen sportlich nicht mit aller Gewalt in die Bezirksliga. Wenn wir zukünftig die Kreisliga mit eigenen Leuten halten können und vorne mitspielen, wäre das ein toller Erfolg. Mir ist generell wichtig, dass der Spaß und Zusammenhalt bei uns wieder einkehrt. Das Vereinsleben wollen wir verstärkt forcieren und für ein ganz anderes Klima sorgen. Das Menschliche ist in den vergangenen Jahren oft zu kurz gekommen. Wir wollen langfristig etwas aufbauen.

Sie bleiben dem Verein aber bei den Neuwahlen im Oktober 2021 erhalten?

Ich habe nicht vor, nach einem Jahr alles wieder hinzuschmeißen. Vielleicht werden mich die Mitglieder austauschen. (lacht). Nein, solange es funktioniert und der Rückhalt – auch aus der Familie – da ist, werden mein Führungsteam und ich weitermachen. Wir haben ja schließlich noch einiges vor, denn Stillstand ist der Tod eines Vereins.

(Das Gespräch führte Olaf Heid)

Aufrufe: 014.2.2021, 12:47 Uhr
Ebersberger Zeitung / Olaf HeidAutor