2024-05-08T11:10:30.900Z

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Nach 13 Jahren endet im Sommer eine Ära: Trainer Jens Martens hört beim SHF-Ligisten SV Henstedt-Ulzburg auf. Foto: Göttsche*
Nach 13 Jahren endet im Sommer eine Ära: Trainer Jens Martens hört beim SHF-Ligisten SV Henstedt-Ulzburg auf. Foto: Göttsche*

SV Henstedt-Uzburg: Ära Martens endet

"Ich verlasse ich im Sommer mein Wohnzimmer" / Jan "Faxe" Jakobsen übernimmt das Zepter

Jens Martens ist der dienstälteste Trainer in der Schleswig-Holstein-Liga. Seit 2003 trainiert der 60-Jährige die Fußballer des SV Henstedt-Ulzburg. Nach Ende der laufenden Spielzeit hört der einzige Trainer mit Fußball-Lehrer-Lizenz in der höchsten Spielklasse des Landes beim SVHU auf.

Unter Martens feierten die Kicker aus der Großgemeinde ihre größten Erfolge. So stiegen die Henstedt-Ulzburger, damals noch unter dem Namen SV Henstedt-Rhen, im Jahr 2006 in die Oberliga Nord auf und kämpften zwei Jahre lang als bislang einziges Team aus dem Kreis Segeberg in der vierthöchsten Liga um Punkte. Ein Jahr später feierten die Rhener den Gewinn der Hallenlandesmeisterschaft in der Kieler Ostseehalle. Zweimal wurde der SVHU Sieger des Landesfinales um den Integrations-Cup. Ein Bezirks- und sechs Kreispokalsiege sowie fünf Hallenkreismeisterschaften komplettieren die beeindruckende Titelsammlung von Jens Martens.

In der laufenden Spielzeit belegt die Mannschaft von Martens trotz erheblichster Verletzungsprobleme mit Platz 14 den ersten Nicht-Abstiegsplatz, hat allerdings schon zwei Begegnungen mehr als die Konkurrenz ausgetragen. Der Klassenerhalt ist dann auch das letzte große Ziel des engagierten Trainers, der seinem Verein seit fast 13 Jahren die Treue hält. ,,Das war eine der schwersten sportlichen Entscheidungen meines Lebens", gesteht Martens, der freimütig einräumte, dass ihm die Stimme versagte, als er der Mannschaft sein Ausscheiden zum Saisonende ankündigte. ,,Schließlich verlasse ich im Sommer mein Wohnzimmer, viele Freunde und Mitstreiter."

Der Entschluss, sein Trainer-Engagement nach über einem Jahrzehnt am Schäferkampsweg zu beenden, reifte bei Martens nicht über Nacht. ,,Es war ein Prozess. In vielen Gesprächen auf unterschiedlichen Ebenen habe ich den Eindruck gewonnen, dass es an der Zeit ist, beim SVHU aufzuhören." Die letzten vier Jahre beim SVHU haben an der Substanz gezehrt. Der Abstieg und der sofortige Wiederaufstieg, die angespannten finanziellen Rahmenbedingungen und der Aufbau einer völlig neuen Mannschaft praktisch aus dem Stand heraus, kosteten Kraft. Oft vermisste Martens die nötige Unterstützung für den Leistungssport, in der Abteilung, im Gesamtverein, aber vor allem in Politik und Verwaltung. Die unsägliche Diskussion über ein dringend notwendiges Fußball-Leistungszentrum in Henstedt-Ulzburg führt Martens als Beispiel an, wie bürokratische Hürden den Sport in der Gemeinde in seiner Entwicklung behindern.

Es waren aber nicht nur äußere Einflüsse, die den ehrgeizigen, fußballbesessenen Trainer Stück für Stück frustrierten. Auch die Einstellung der jungen Generation zum Sport verursachte beim Coach oft Stirnrunzeln. ,,Menschlich gab es keine Probleme, aber Urlaub in der Saisonvorbereitung hat es zum Beispiel zu meiner Zeit nicht gegeben", so Martens. ,,Ich musste zuletzt einfach zu viele Kompromisse eingehen." Aktuell will sich Martens nicht mit einer Trainingsbeteiligung von 70 Prozent zufrieden geben. ,,Da muss mehr kommen, wenn wir unser Saisonziel erreichen wollen. Das deckt sich nicht mit meinem Anspruch an Leistungssport."

Als ,,hochgradig professionell" bezeichnete Abteilungsleiter Jens Fischer die Gespräche, die er mit Jens Martens in den vergangenen Wochen geführt hatte. ,,Wir haben gemeinsam Pro und Contra abgewogen und sind dann zu dem Entschluss gekommen, dass wir unsere Zusammenarbeit im Sommer beenden werden", sagte Fischer, der vor seiner Ernennung zum kommissarischen Abteilungsleiter als Liga-Manager gemeinsam mit Martens die Geschicke der ersten Fußball-Mannschaft lenkte. ,,Jens hat unseren Verein zu einem Aushängeschild in Schleswig-Holstein gemacht und damit Herausragendes geleistet. Sein Ehrgeiz, sein Engagement und sein Auftreten sind beispielhaft im gesamten Amateurbereich", sparte Fischer nicht mit Lob für den scheidenden Coach. Der will keineswegs seine Trainer-Laufbahn schon beenden. ,,Meine ganze Kraft und Konzentration gilt jetzt unserem großen Ziel Klassenerhalt. Alles andere lasse ich in Ruhe auf mich zukommen. Aber eines kann ich jetzt schon sagen: Noch bin ich heiß auf Fußball."


Wird Martens-Nachfolger: Jan "Faxe" Jakobsen (SV Todesfelde II).

Ein kompetenter Nachfolger für Martens steht schon bereit. Jan ,,Faxe" Jakobsen, derzeit noch Trainer beim Verbandsliga-Team des SV Todesfelde, wird das Zepter beim SVHU übernehmen. Der 42-jährige Däne ist seit Juli 2014 beim SV Todesfelde unter Vertrag und wird beim SVHU als hauptamtlicher Trainer gleichzeitig die Funktion des Jugend-Koordinators übernehmen. Jakobsen, der vor seiner Tätigkeit Co-Trainer beim damaligen Regionalligisten SV Eichede und jahrelang Chefcoach beim SSC Hagen Ahrensburg war, hat einen Drei-Jahres-Vertrag unterzeichnet und freut sich auf die neue Herausforderung: ,,Das ist für mich eine unglaublich reizvolle Aufgabe", kommentierte Jakobsen, der in Hamburg zuhause ist.

Fischer ist froh, dass die Martens-Nachfolge jetzt schon geregelt ist: ,,Jan leistet hervorragende Arbeit beim SV Todesfelde. Wir freuen, dass wir mit ihm einen Trainer für uns gewinnen konnten, der sich nicht nur um die Männer kümmert, sondern auch helfen wird, im Nachwuchsbereich Strukturen zu schaffen", erklärte Fischer, warum die Wahl auf den 42-Jährigen fiel.
Aufrufe: 020.12.2015, 21:13 Uhr
SHZ / Joachim JakstatAutor