2024-04-19T07:32:36.736Z

Interview
Aus dem NLZ zum SV Heimsetten: Stefan Reuter, Kapitän Lukas Riglewski und Luca Beckenbauer (v. li. n. re.) kämpfen in der Regionalliga Bayern gemeinsam um den Klassenerhalt. Jörg Bullinger
Aus dem NLZ zum SV Heimsetten: Stefan Reuter, Kapitän Lukas Riglewski und Luca Beckenbauer (v. li. n. re.) kämpfen in der Regionalliga Bayern gemeinsam um den Klassenerhalt. Jörg Bullinger

Beckenbauer, Reuter und Riglewski: Ziel ist die Bundesliga

Trio des SV Heimstetten im Interview

Luca Beckenbauer, Stefan Reuter und Lukas Riglewski sind mit einem bekannten Namen zur Welt gekommen. Im Interview sprechen die drei Spieler des SV Heimstetten über ihre prominente Verwandtschaft.

Bei den großen Erfolgen des Opas bzw. der Väter waren Luca Beckenbauer (19), Stefan Reuter junior (19) und Lukas Riglewski (25) noch klein oder gar nicht geboren. Trotzdem steht ihr Nachname immer in Verbindung mit sportlichen Höchstleistungen. 29 Jahre nach dem WM-Triumph in Rom und dem Sieg im Doppel bei den BMW-Open in München spielen die Nachkommen beim SV Heimstetten gemeinsam Fußball und sprechen über ihren bekannten Namen.

Wie war die Kindheit im Schatten eines bekannten Großvaters bzw. Vaters?

Reuter: Eigentlich normal. Wenn wir im Stadion waren, hat es an den Fans vorbei schon mal etwas länger gebraucht.
Riglewski: Bei mir war es etwas anders. Mein Vater war im Doppel weit oben und deshalb nicht ganz so bekannt. Die Gleichaltrigen in Schule und Kindergarten kannten eher die Fußballer.
Beckenbauer: Ich bin damit aufgewachsen. Mein Opa wohnt nicht in München, aber bei gemeinsamen Familienessen sind schon ab und zu Leute gekommen.

Die großen Erfolge waren vor Ihrer Geburt oder Sie waren noch klein. Haben Sie sich später informiert?

Reuter: Ich kenne nur den Abschiedsfilm, der zu seinem Karriereende gemacht wurde. Ich habe ihn mal gegoogelt und es war ein gutes Bild von mir dabei (grinst).
Riglewski: 2015 waren es 25 Jahre, dass mein Vater mit Michael Stich bei den BMW Open gewonnen hat. Zu diesem Anlass gab es ein Video. Wenn ich mittlerweile „Riglewski“ google, gibt es wahrscheinlich mehr Treffer zum Fußball.
Beckenbauer: Manchmal haben mir Freunde etwas gezeigt. Ich habe mir nur angeschaut, welche Titel er in seiner Karriere gewonnen hat.

Alle drei wurden in einem Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet

Prägt einen das sportliche Umfeld?

Beckenbauer: Mein Vater war Jugendtrainer beim FC Bayern. Seit ich denken kann, war ich jeden Tag auf dem Gelände.
Riglewski: Ich war immer auf dem Platz und habe Tennis oder Fußball gespielt. Seit ich klein bin, gehört der Sport bei uns einfach dazu.
Reuter: Ich habe selbst gespielt und es war immer Thema. Der Fernseher lief den ganzen Tag.

Sie wurden alle in einem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) ausgebildet. Ist Profi-Fußballer damit automatisch das Ziel?

Reuter: Der Weg ist darauf ausgerichtet. Seit ich neun Jahre alt war, war ich im Löwen-NLZ. Es war für mich nie Zwang, sondern Spaß. Später hatte ich natürlich das Ziel vor Augen.
Beckenbauer: Bis ich zwölf, 13 Jahre alt war, hat es mich nie richtig interessiert. Ich habe aus Spaß gespielt. Erst ab der U14 und als ich dann zu Schalke gegangen bin.
Riglewski: Jeder Spieler in einem NLZ ist ambitioniert und will Profi werden. Sonst wäre er bei der Anzahl und Intensität im Training falsch. Bei dem Aufwand muss schon ein Ziel dahinter sein.

Weltmeister 1990: Franz Beckenbauer (2. v. li.) und Stefan Reuter (3. v.re.) feiern in Rom den Titel.
Weltmeister 1990: Franz Beckenbauer (2. v. li.) und Stefan Reuter (3. v.re.) feiern in Rom den Titel. – Foto: Frank Kleefeldt/dpa

Welche Ratschläge holten Sie sich zuhause?

Reuter: Ich spreche viel mit meinem Vater und hole mir Tipps. Ich hatte noch nie einen Berater.
Riglewski: Mein Vater kommt aus einem Einzelsport. Dort sind Disziplin und Eigenverantwortung viel wichtiger. Er hat mir oft Tipps gegeben, was ich für meinen Körper tun soll, auch beim Thema Regeneration.
Beckenbauer: Über Fußball habe ich nur mit meinem Vater gesprochen. Er war selbst Profi und beim FC Bayern als Trainer mittendrin.

Luca Beckenbauer und Stefan Reuter schieben Extra-Schichten

Jetzt sind Sie in Heimstetten. Welche Unterschiede gibt es zu Profi-Klubs?

Reuter: Vieles ist ähnlich. Wir haben weniger Training als im NLZ. Wir trainieren hier auch professionell.
Beckenbauer: Genau, ich trainiere zwar weniger, aber es ist wie bei der zweiten Mannschaft von Hannover oder Schalke.
Riglewski: Unterhaching in der U 19-Bundesliga war schon eine Nummer kleiner als der FC Bayern. Ich wollte wieder Spaß am Fußball und bin sogar in die zweite Mannschaft gegangen.

Für Stefan und Luca soll es trotzdem nur eine Zwischenstation sein. Was haben Sie für Zukunftspläne?

Riglewski: Ich bin doch auch noch Talent (lacht).
Reuter: Ich habe noch keinen genauen Plan. Ich lasse es einfach auf mich zukommen und werde dann schauen, was möglich ist.
Beckenbauer: Im Moment bin ich froh und dankbar, dass ich hier bin. Mein Ziel ist es, irgendwann in der Bundesliga zu spielen.

Sie trainieren dreimal pro Woche. Wie viel müssen Sie für den Traum Profi-Fußball extra machen?

Reuter: Ich gehe ins Fitness und mache Läufe. Solche Dinge haben wir im NLZ zusammen gemacht, es geht aber auch gut alleine. Ich benutze Pläne, die ich damals im NLZ bekommen habe. Wenn es Probleme gibt, kann ich mich immer an meinen Vater wenden.
Beckenbauer: Wenn man lange fünf bis sechs Mal pro Woche trainiert hat, fällt es schwer, weniger zu machen. Ich habe einen freien Tag in der Woche und gehe laufen oder ins Fitnessstudio.

Win-Win-Situation für Heimstetten und die Spieler

Gibt es einen Plan B zur Profi-Karriere?

Reuter: Im Sommer habe ich mit einem BWL-Studium angefangen. Das passt sehr gut und ich gehe an die Uni. Ich könnte es als Fernstudium und an anderen Orten weiterführen oder auch pausieren. Ich habe gerade genug Zeit, da kann ich gut etwas anderes außer Fußball machen.
Beckenbauer: Ich bin vor drei Monaten 19 geworden. Ich habe noch Zeit und setze mir kein Limit.
Riglewski: Ich bin schon voll berufstätig und kann mich nach einem langen Tag im Training auspowern. Am Anfang habe ich die Umstellung gemerkt, wenn ich viel im Büro gesessen bin. Da bin ich nach dem Training schon mal vor dem Fernseher eingeschlafen.

War der Gang zum SV Heimstetten der richtige Schritt?

Reuter: Für mich auf jeden Fall. Ich kannte einige Jungs, die hier spielen und mir dazu geraten haben. Ich war bei Unterhaching und wäre in der 3. Liga in den Planungen nicht berücksichtigt worden.
Beckenbauer: Ich habe über den Trainer, die Mannschaft und die Spielweise nur Gutes gehört. Die Regionalliga ist im ersten Jahr bei den Senioren eine gute Liga.
Riglewski: Das muss der Weg des SV Heimstetten sein. Es ist eine Win-Win-Situation. Wir sind als Durchgangsstation für junge Spieler attraktiv. Hier können sie den nächsten Schritt gehen.

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Klangvolle Namen haben auch Lucas Scholl, Gianluca Gaudino und Steeven Ribéry. Was wurde aus den drei Burschen? Hier gibt es den Überblick über die Karriere nach dem Abgang vom FC Bayern.

Aufrufe: 023.10.2019, 12:06 Uhr
Münchner Merkur (Nord) / Jörg BullingerAutor