2024-04-23T13:35:06.289Z

Allgemeines
Mohamad Awata spielte früher beim TSV 1860 München. sampics / Stefan Matzke
Mohamad Awata spielte früher beim TSV 1860 München. sampics / Stefan Matzke

Awata über Deutschlehrer Mölders: „Der hat so viel geredet...“ 

Ex-Löwe überzeugt bei Pflichtspieldebüt in Heimstetten

Mohamad Awata war nach seinem Pflichtspieldebüt beim SV Heimstetten bester Laune. Nach dem Spiel suchte der Syrer die Nähe zu einem eigens angereisten Löwenfan und erklärte seine beeindruckenden Deutschkenntnisse.

VON MATTHIAS HORNER

München – Viele glückliche Gesichter waren nicht zu erblicken am späten Samstagnachmittag im Kirchheimer Ortsteil Heimstetten. Soeben hatte sich Regionalliga-Schlusslicht SV Heimstetten im ersten Spiel nach der Winterpause vom TSV Buchbach mit einem eher schmucklosen 0:0 getrennt und damit immerhin die rote Laterne an den FC Pipinsried weitergereicht. Da der Aufsteiger aus dem Münchner Osten aber weiterhin einen Abstiegsplatz belegt und auch die Gäste wenig Grund zu feiern hatten, stach ein Mann an diesem grauen, kühlen Frühlingstag umso mehr heraus. Mohamad Awata verkörperte die pure Lebensfreude. Deutlich war dem Syrer anzusehen, wie viel Spaß es ihm bereitet hatte, wieder Fußball spielen zu dürfen.

Erst im Winter war der 25-jährige Angreifer nach einem halben Jahr beim jordanischen Erstligisten Al-Jazeera nach Deutschland zurückgekehrt und hatte sich dem SVH angeschlossen. In beeindruckend gutem Deutsch erklärt er nach seinem ersten Einsatz für seinen neuen Klub, dass die Zeit in Jordanien „eine wertvolle Erfahrung“ gewesen, er nun aber froh sei, „wieder hier zu sein“. Kam Awata doch diesmal ganz offiziell nach Deutschland. Das war beim ersten Mal noch ganz anders gewesen. Nachdem er schon in jungen Jahren in seiner syrischen Heimat für den Erstligisten Al-Wahda aus der Hauptstadt Damaskus aufgelaufen war, wurde Awata wie so viele seiner Landsleute ein Opfer des Bürgerkrieges. 2000 Dollar habe er bezahlt, um seine Heimat in einem Schleuserboot verlassen zu können, berichtete er damals. Über Griechenland, die Türkei und Stuttgart landete er schließlich in München, wo er trotz vierjähriger Fußball-Abstinenz nach etlichen Probetrainings einen Vertrag beim TSV 1860 erhielt.

Sein damaliger Trainer schwärmte von Beginn an vom jungen Syrer. Daniel Bierofka, seinerzeit noch Coach der U21 in der Regionalliga, imponierte Awatas Trainingsmentalität: „Da können sich alle anderen was davon abschauen, Mohamad gibt immer hundert Prozent.“ 2017/18 kam er unter Bierofka sogar zu zwei Regionalliga-Einsätzen in der ersten Mannschaft der Löwen. Sein Vertrag wurde aber nicht verlängert, und Awata bot sich die Chance, in Jordanien auch international im Asia Cup zu spielen.

Dass die Verbindung Awata/1860 jedoch noch heute auf gegenseitiger Zuneigung basiert, wurde auch am Samstag in Heimstetten deutlich. Nach dem Abpfiff erhielt er von einem eigens angereisten Löwenanhänger einen 1860-Fanschal überreicht, den er dann wie eine Trophäe mit sich führte. Mit diesem Schal in der Hand erklärt Awata, dass er Bierofka „nie vergessen werde, wie er sich damals um mich gekümmert hat, und dass er gesagt hat, dass ich mich jederzeit beim ihm melden kann“.

Auch seine Deutschkenntnisse stammen noch aus seiner Zeit bei den Löwen. „Ich hatte nie Unterricht und habe alles von meinen Mitspielern gelernt. In der Kabine saß ich neben Sascha Mölders, der hat so viel geredet, dass mir gar nichts anderes übrig blieb, als schnell Deutsch zu lernen.“ Die Plattform Heimstetten möchte Awata nun nutzen, um sich „für den deutschen Profibereich“ zu empfehlen. Einer Sache kann sich ein potenzieller Interessent dabei sicher sein: An der Einstellung wird es Awata nicht mangeln.

Aufrufe: 06.3.2019, 09:59 Uhr
Münchner Merkur (Nord) / Matthias HornerAutor