2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
– Foto: Sascha Köppen

Ein Mittelstürmer aus dem Lehrbuch

Fußball-Größen im Kreis Kleve: Stefan Jansen erlebte seine sportlich erfolgreichste Zeit unter Trainer Jupp Tenhagen beim 1. FC Bocholt.

Mittelstürmer sind im Fußball rar und dementsprechend begehrt. Sie sollen durchschlagskräftig, treffsicher, kopfballstark, vielseitig, spielstark und robust sein. Einer, der diesem Anforderungsprofil vollumfänglich entsprach, war der Halderner Stefan Jansen. Er war in seiner langen Laufbahn, die ihn bis in die Regionalliga führte, auf dem Platz immer dort zu finden, wo es die Möglichkeit gab, einen Treffer zu erzielen. „Ich habe mich in der Sturmspitze immer wohlgefühlt“, sagt Jansen, der bis zum 46. Lebensjahr als Mittelstürmer auf den Fußballfeldern für Tore und Furore sorgte. „Ich habe eine gute Konstitution und fast immer durchgespielt. Und ich habe auch das Glück gehabt, dass ich von schwereren Verletzungen verschont geblieben bin.“

Schon im Alter von sechs Jahren zog sich Jansen beim SV Haldern erstmals die Fußballschuhe an. Früh erkannte man das große Talent des Jungspunds, der in den Nachwuchsteams nach Belieben traf. Klaus Heckrath, der damalige Trainer der ersten Mannschaft, ließ Stefan Jansen später dann vorzeitig zum Senioren erklären. Und auch hier zeichnete sich Jansen auf Anhieb durch seine Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor aus. Die Treffsicherheit sprach sich schnell herum. Toni Burghardt, damals Trainer beim starken Oberligisten Viktoria Goch, wollte den Angreifer unbedingt in seinem Team haben. Doch Jansen traute sich den Sprung noch nicht zu. „Ich machte damals meine Ausbildung zum Maurer und hätte in Goch fast unter Profibedingungen trainieren müssen. Das war mir damals zu viel. Heute würde ich anders entscheiden“, sagt Jansen.

Aber nach der Saison 1988/89 stand für den begehrten Stürmer der erste Vereinswechsel an. Ihn zog es in die Landesliga zu TuB Bocholt. Doch die Mannschaft war zu schwach. Jansen schoss zwar 19 Tore, doch den Abstieg konnte auch er nicht verhindern. Noch eine weitere Spielzeit blieb er bei dem Team, ehe ihn ein Anruf von Jupp Tenhagen erreichte.

Der ehemalige Nationalspieler übernahm in der Saison 1991/92 das Traineramt beim 1. FC Bocholt und startete hier einen Neuanfang mit vielen Talenten aus der Umgebung. Natürlich hatte auch Tenhagen die Entwicklung von Jansen mitbekommen und lotste ihn zum Hünting. Aber die neuformierte Mannschaft tat sich in der Oberliga schwer und war nach der ersten Saisonhälfte Tabellenletzter. In der Rückrunde lief es aber für den FC.

„Das war vom Allerfeinsten. Wir haben nur noch zwei Partien verloren“, sagt Jansen. Der verdiente Lohn war eine Platzierung im gesicherten Mittelfeld und eine große Fangemeinde. „Unsere Heimpartien waren immer gut besucht. Es war keine Seltenheit, dass 3000 bis 5000 Zuschauer kamen. Unsere vielen Anhänger haben uns immer unterstützt. Noch besser war die Kulisse nur, wenn es zu Traditionsklubs wie Alemannia Aachen oder Rot-Weiß Essen ging. Bis zu 15.000 Fans sorgten dort für eine wahnsinnige Stimmung“, so Jansen.

Der Stürmer schwärmt von der damaligen Zeit. „Unsere Mannschaft war schon gut besetzt. Zudem hatten wir in Jupp Tenhagen einen Top-Trainer, der ganz viel Wert auf die Kameradschaft legte.“ In den Folgejahren etablierte sich der 1. FC Bocholt auch dank der vielen Treffer von Jansen im oberen Drittel der Tabelle. Zur Vizemeisterschaft reichte es in der Saison 1992/’93. Damit qualifizierte sich die Mannschaft für die Deutsche Amateurmeisterschaft. Der 1. FC wurde Vizemeister.

Zur Spielzeit 1994/1995 stellte der Deutsche Fußball-Bund sein Ligensystem um. Neu eingeführt wurden die Regionalligen als dritthöchste Spielklasse. Und der 1. FC Bocholt startete als Gründungsmitglied in der Regionalliga West-Südwest. Auch hier war Jansen stets zur Stelle, wenn es galt, den Ball im Tor unterzubringen. Oft wurde er von Spielmacher Uwe Vengels bestens in Szene gesetzt. „Uwe Vengels hat unser Spiel geprägt, doch Stefan Jansen war an Einsatzbereitschaft nicht zu bremsen. Ihm war kein Weg zu weit. Er hat in den Spielen ganz viele Meter gemacht“, erinnert sich Tenhagen gut an die vorbildliche Einstellung des Angreifers.

Natürlich wurden in dieser Zeit auch Profiklubs auf den Stürmer aus Haldern aufmerksam. „Scouts saßen fast immer auf den Tribünen“, sagt Jansen. So bekundete auch Fortuna Köln Interesse an dem Stürmer mit Durchsetzungskraft. Zudem stand für Jansen auch ein Probetraining beim VfL Bochum an. Aber nur einen Tag vor der angesetzten Übungseinheit verlor der abstiegsgefährdete VfL ein wichtiges Spiel und ließ kurzerhand das Training platzen. „Das war sehr schade. Ich hätte es schon gerne mal in der Zweiten Liga oder Bundesliga probiert“, sagt Jansen.

Als sein Förderer Tenhagen den 1. FC nach der Saison 1995/96 verließ, zog auch Jansen einen Schlussstrich am Hünting. „Es gab Unstimmigkeiten zwischen der Führungsetage und mir, da hatte ich absolut keinen Bock drauf“, sagt Jansen, der für vier Jahre zum Lokalrivalen Olympia Bocholt wechselte. Aber als Tenhagen zur Jahrtausendwende zum 1. FC zurückkehrte, war auch Jansen wieder dabei. Drei Spielzeiten hielt es ihn noch am Hünting, ehe der SV Vrasselt die nächste Station war.

Sein Freund Harald Katemann war es, der ihn in der Serie 2005/06 schließlich zum Bezirksligisten Fortuna Elten holte. Drei Jahre blieb Jansen bei der Fortuna, für die er weiter Tor um Tor erzielte und zudem dem ehemaligen Bundesliga-Trainer Katemann als Co-Trainer zur Seite stand. „In Elten hatten wir eine tolle Mannschaft. Gute Kontakte zu den damaligen Spielern gibt es nach wie vor“, sagt Jansen. Er denkt gerne an die Zeit in Elten zurück, obwohl die Zusammenarbeit mit Misstönen mit der Vereinsführung endete. „Versprechungen wurden nicht eingehalten, so dass Harald Katemann und ich das Kapitel schweren Herzens beenden haben“, sagt Jansen.

Aber ohne Fußball ging es für Jansen noch nicht. Der mittlerweile 39-Jährige folgte Katemann zum SC 26 Bocholt. Als spielendes Trainergespann glückte ihnen der Sprung in die Bezirksliga. Und Jansen agierte in der Aufstiegs-Saison natürlich an vorderster Front und wurde Torschützenkönig in der Kreisliga A.

Danach ging es zurück zu den Wurzeln. Und mit dem SV Haldern gab es noch ein Happy End. Mit 46 Jahren gehörte er der von Jürgen Stratmann trainierten Mannschaft an, die 2016 den Aufstieg in die Bezirksliga realisierte. „Es gibt nur wenige, die es schaffen, so lange aktiv am Ball zu sein. Dafür bin ich sehr dankbar. Mein Körper hat aber auch immer mitgespielt“, sagt Stefan Jansen.

Aufrufe: 09.3.2021, 22:00 Uhr
RP / Hans SterbenkAutor