2024-04-16T09:15:35.043Z

FuPa Portrait
Fotos: Henrik Martinschledde, Danilo Thienelt
Fotos: Henrik Martinschledde, Danilo Thienelt

Serge Sterling: Als Jungprofi in England, dann kam das Pech

FAST GESCHAFFT: Er hatte bereits einen Vertrag als Jungprofi unterzeichnet, als plötzlich gesundheitliche Probleme auftraten. Serge Sterling, der in den vergangenen Jahren auch beim FC Gütersloh stürmte, will sich beweisen.

Fußballprofi werden - davon träumen viele Kids. Obendrein noch in England, dem "Mutterland des Fußballs" – mit weltweit einer der stärksten Ligen. Diesem Traum eiferte auch Serge Sterling McNichol Strickland nach. Und für eine Weile sah es auch gut aus. Doch dann kollabierte seine Lunge. Und zu allem Überfluss sollte das Verletzungspech fortan ein stetiger Wegbegleiter des mittlerweile 26-Jährigen werden. „Immer wieder in den entscheidenden Phasen“, klagt Strickland. Dennoch gab der beidfüßige Flügelstürmer nicht auf und ging seinen fußballerischen Weg. FuPa Ostwestfalen zeichnet den Weg eines Mannes nach, der sich über England, Brandenburg und zwischendurch immer wieder seine Heimat Ostwestfalen, die Freude und Leidenschaft am Fußball nicht hat nehmen lassen.

Am 14. November 1992 in Minden geboren verbrachte Serge Sterling – mit deutschen und englisch-jamaikanischen Wurzeln - den ersten Teil seiner Kindheit in Ostwestfalen. Hier schnürte er seine Fußballschuhe in der Jugend des TSV Amshausen. 2006 beschlossen seine Eltern den Umzug nach Großbritannien, was für den damals 13-jährigen Jungen einen großen Umbruch bedeutete. „In London ging ich auf eine Sportschule. Wenn du da was reißen willst, musst du wirklich deinen Kopf reinstecken!“ Für die Schulmannschaft auflaufend, wurden Talentscouts auf den Jungen aufmerksam. Es folgte ein zweiwöchiges Probetraining bei den Queens Park Rangers, wo der 14-Jährige schließlich unter Vertrag genommen wurde. "England ist in dieser Hinsicht eine andere Welt, in Deutschland ist das komplizierter. Hier wird ein Schwerpunkt auf Schule gesetzt, was auch gut ist. In England bekommt mancher Jugendspieler zweieinhalb Tausend Euro im Monat. Das darf dir nicht zu Kopf steigen!" Drei Jahre in der Jugendabteilung der Rangers und mit 17 schließlich als Jungprofi zum FC Colchester United, Serge Sterling stand die Tür zu einer erfolgreichen Karriere als Fußballer offen. Doch dann folgte der (erste) gesundheitliche Rückschlag: In der Saisonvorbereitung 2010 kollabierte die rechte Lunge und Sterling war mit gerade mal 17 gezwungen, den Fußball zunächst einmal Fußball sein zu lassen.



Mehrere Jahre vergingen und Serge Sterling befand sich seit dem Frühling 2016 wieder in Ostwestfalen, hier wollte er nun einen neuen Anlauf in Sachen Fußball unternehmen. Kurzzeitig beim VfR Wellensiek untergekommen, überredete ihn im Sommer ein Freund, Khalil Rhilane, zum gemeinsamen Probetraining beim FC Gütersloh. „Nach zwei Tagen haben die uns dann unter Vertrag genommen. Wir kamen hin und waren nicht gerade fit. Trainer Fatmir Vata machte sich noch darüber lustig. Am ersten Tag wurde die Fitness getestet, am zweiten Tag wurde das spielerische Können auf die Probe gestellt.“ Nach dem zweiten Tag war der FCG-Coach dann überzeugt. Die Zeit in Gütersloh war allerdings nur von kurzer Dauer, der Oberligist steckte damals erneut in finanziellen Schwierigkeiten. Statt in der Oberliga Westfalen landete Serge Sterling schließlich in der Oberliga NOFV-Nord beim SV Grün-Weiß Brieselang. Die fünfte Liga kann durchaus als Sprungbrett für manch talentierten Fußballer dienen und Sterling fasste neuen Mut, ob es womöglich doch mit der Fußballer-Karriere klappen würde. Doch abermals schlug das Verletzungspech zu: „In der Vorbereitung sind mir Schmerzen in der Hüfte aufgefallen. Wie sich herausstellte, handelte es sich um ein Impingement (Gelenkblockade durch Störungen der knöchernen Form des Hüftgelenks), eine Operation war nötig und ich fiel für 13 Monate aus.“ Erneut musste Sterling von vorn anfangen und sich wieder Stück für Stück heranarbeiten, für Brieselang bestritt er somit lediglich ein Ligaspiel.

„Als ich wieder fit war, meldete sich Fatmir Vata bei mir.“ Vata war zu jenem Zeitpunkt, im Winter 2017/18, weiterhin Trainer des FC Gütersloh und hatte den talentierten Fußballer, der ihn einst im Probetraining so schnell überzeugt hatte, nicht vergessen. So kam es also zum zweiten Anlauf als Spieler beim FCG. Die Wintervorbereitung mit Testspielen verlief für den Offensivspieler mit der Trikotnummer 12 zunächst gut, es folgte die Teilnahme an der Gütersloher Hallenfußball-Stadtmeisterschaft. „Das ist David gegen Goliath, die kleinen Clubs zerreißen sich gegen dich. Es war eine ungewohnte Art der Belastung, eine Minute spielen, runter, eine Minute spielen, wieder runter. In einem der Vorrundenspiele wurde ich am Sprunggelenk getroffen. Ich ging zu Physio und Trainer und sagte „Irgendwas ist da. Trainer, es geht nicht“.“ Die ernüchternde Diagnose lautete schließlich Innenbandriss. Bis zum Ende der Rückrunde arbeitete Sterling somit an seiner Genesung und kam in den letzten beiden Saisonspielen noch zum Einsatz.



Für Serge Sterling endete mit der Saison 2017/18 auch sein zweiter Anlauf beim FC Gütersloh. Seitdem ist er ohne Verein und arbeitete weiter an seiner Fitness. Zur Rückrunde will er wieder ran, "egal wo. Ein Probetraining schadet keinem, ich will ein bisschen Lärm machen und auf mich aufmerksam machen."
Vor einem möglichen weiteren Rückschlag fürchtet sich Sterling nicht und zeigt sich selbstbewusst: "Davor habe ich keine Angst. No risk, no fun, no regret! War das alles Karma? Keine Ahnung, die Pechsträhne ist nun aber in jedem Fall vorbei. Fußballerisch muss ja ich doch irgendwas können. Das Talent muss da sein, Wiederholung und harte Arbeit machen dich zu einer Maschine." Dies gilt sowohl als Leitsatz für den 26-jährigen Stürmer als auch als Ratschlag für alle Jungs, die ihren Traum vom Profi-Fußball fest im Blick haben.

Aufrufe: 02.2.2019, 14:30 Uhr
Björn Eimer / FuPaAutor