2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Finale! Der SV Gottenheim behielt im Halbfinale die Oberhand.
Finale! Der SV Gottenheim behielt im Halbfinale die Oberhand. – Foto: Daniel Hengst

SV Gottenheim schlägt neues Kapitel in 27 Jahren Frauenfußball auf

Landesligameister gelingt der Einzug in das Finale des südbadischen Pokals

Die Hände reckten sich in Richtung Himmel, Jubelszenen begannen während andere einfach nur auf dem Boden kniend den Moment huldigten: 3:2 (0:1) hieß es für die Frauen des SV Gottenheim, einmal mehr in einem denkwürdigen SBFV-Pokalhalbfinale, in dem der Gegner dieses Mal FC Wittlingen hieß.

Der Traum vom Finale zu Hause ist für die Gottenheimerinnen real geworden. Am Samstag, 8. August, heißt der Gegner um 17.30 Uhr SG Gengenbach/Zell/Fischerbach. Der Landesligameister aus dem Kinzigtal hat die klassenhöhere Spielgemeinschaft aus ESV und PSV Freiburg mit 3:1 (1:0) bezwungen. Für die Begegnung zwischen den Kinzigtälerinnen und dem Verbandsligameister sind die Eintrittskarten bereits vergriffen. Bedingt durch Corona ist das Kartenkontingent streng limitiert: Wer keine Karte ergattert hat, muss gar nicht erst anreisen.

Mit dem Anpfiff durch den Unparteiischen Daniel Saile übernahmen die SVG-Kickerinnen das Zepter in die Hand. Wittlingen organisierte seine Abwehr gut, diese stand zu Beginn permanent unter Druck. Der Gastgeber kam zwar zu ersten Chancen, konnte sich aber keine glasklare herausarbeiten. Ein Foul an Jana Werz im Strafraum reichte nicht für einen Pfiff. Im Gegenzug konnte Wittlingen seinen ersten Entlastungsangriff in der zwölften Minute starten, der aber entschärft wurde. Gottenheims Abwehrreihe stand hoch, sehr hoch – es war nahezu ein Spiel auf ein Tor. Erst nach der Trinkpause konnte Wittlingen seine Offensive verstärken und sich Spielanteile sichern. Die Gäste kamen jetzt zu ihren Möglichkeiten, wobei bei einem Foul vor dem Gottenheimer Tor der Pfiff und das Zeichen auf den ominösen Punkt ebenfalls ausblieb. Ein Fehler der bislang gut agierenden SVG-Abwehr sorgte für die Chance der Wittlingerinnen. Ein Rückpass auf Isabell Würstlin im Tor war zu kurz, der Pressschlag zwischen Torhüterin und Angreiferin kam zu Lisa Berger, die nur noch eine Gegnerin aussteigen lassen musste, um in das leere Tor zum 0:1 (28.) einzunetzen.

Kurz nach dem Anpfiff verletzte sich Schiedsrichter Daniel Saile, der mit mehr weitermachen konnte und durch Angela Fischer ersetzt wurde, die sich das Spiel ansah. Das Spiel war nach längerer Pause offener. Gottenheim hatte zwar noch mehr Ballbesitz und konnte sich Chancen erarbeiten, die besseren Möglichkeiten vor dem Tor hatte aber der FCW.

Die Pause war nach der längeren Schiedsrichter-Verletzungsunterbrechnung kurz, den Temperaturen geschuldet aber eine ausreichende Trinkpause. Den sehr viel besseren Start erwischte neuerlich das Team von Spielertrainerin Larissa Hummel. Ein Pass in die Schnittstelle auf Maya Gottschling bedeutete höchste Gefahr. Gottschling setzt Mittelstürmerin Jana Werz in Szene. Fabienne Grauer konnte ihr Tor sauber halten, hatte dem Nachschuss von Maya Gottschling nichts mehr entgegenzusetzen. Das Spiel kam in die entscheidende Phase, beide Teams suchten ihre Möglichkeiten. Spannung pur war angesagt, denn beide Teams bekamen ihre Möglichkeiten. In der 51. Minute war es dann eine gute Kombination und das Zusammenspiel zwischen Maya Gottschling und Jana Werz. Dieses Mal schoss Gottschling und Werz konnte aus spitzem Winkel einnetzen. Kurz nach dem Anspiel landete der Ball bei Ronja Gottschling, die den Ball gekonnt nach vorne spielte. Es war nur noch ein Pass auf Maya Gottschling nötig, die zum 3:1 traf. Keine zwei Minuten lagen zwischen beiden Toren. Wittlingen mobilisierte alle Kräfte, um noch eine Chance auf das Finale zu bekommen. Entsprechend stiegen die Spielanteile und Möglichkeiten. Auf links außen konnte sich Wittlingens Chayenne Psaras durchsetzen und den Pass vor dem 16-Meter quer auf Vivien Hallbaur legen. Deren Schuss ging an zwei Abwehrspielerinnen und Keeper vorbei ins Netz (59.). Beide Teams setzten alles für ihren Erfolg ein, es war auf jeden Fall schon längst eine Partie mit bester Werbung für den Frauenfußball. Abwehr- und Offensivabteilungen beider Seiten konnten sich immer wieder auszeichnen. Ein Tor gelang beiden Seiten nicht mehr. Gottenheim hat sich mit dem Einzug ins Finale die dortige Chance auf den Startplatz im DFB-Pokal redlich verdient.

Der Pokalsieger wird erstmals seit Jahren nicht Hegauer FV heißen. Der Dauersieger vom Bodensee scheiterte im Viertelfinale gegen die SG ESV/PSV Freiburg. Den südbadischen Vereinspokal wir die SG Gengenbach/Zell/Fischerbach oder der SV Gottenheim in die Höhe halten.

Der Pokal, Gottenheim und das Halbfinale sind nun eine neue Geschichte. 2017 hatte Gottenheim mit 0:1 gegen Hegau das unglückliche Nachsehen und 2018 war es nicht anders: Nach einer schnellen 2:0-Führung des SVG verkürzten die Gäste auf 2:1. Die Gottenheimerinnen legten zum 3:1 nach und konnten mit 3:2 in die Pause gehen. Das Spiel wurde ein Krimi als Hegau in der 79. Minute ausglich und Gottenheim zwei Minuten später erneut führte. Das 4:3 reichte aber nicht. In der 90. und 90.+1 holte sich der Hegauer FV noch den Sieg an jenem denkwürdigen Ostermontag 2018. Entsprechend ist der Finaleinzug sehr hoch zu bewerten, zumal einige der Stammkaderspieler der zurückliegenden rund zehn Jahre den Schritt in die zweite Mannschaft gehen. In einem Finale ist für jedes Team alles möglich. Die Motivation ist bei beiden entsprechend hoch, beim SVG geht sie ganz sicher weiter, bis in die Haarspitzen. Es ist möglich ein ganz neues Kapitel in 27 Jahren Frauenfußball in Gottenheim zu schreiben, mit Aufstieg in die Oberliga, einem Finale und dem greifbaren Pokalsieg. Nicht nur die scheidenden „Oldies“ im Team werden dafür alles geben.

Aufrufe: 04.8.2020, 14:30 Uhr
Daniel Hengst (BZ)Autor