2024-04-24T13:20:38.835Z

FuPa Portrait
Dass es beim SV Gonsenheim so gut läuft, liegt auch an Damir Bektasevic (vorne). Der 26-Jährige erzielte in dieser Saison drei Tore und bereitete acht Treffer vor.	Archivfoto: hbz/Jörg Henkel
Dass es beim SV Gonsenheim so gut läuft, liegt auch an Damir Bektasevic (vorne). Der 26-Jährige erzielte in dieser Saison drei Tore und bereitete acht Treffer vor. Archivfoto: hbz/Jörg Henkel

Die Mischung stimmt

SV Gonsenheim hat Oberliga-Abstieg, Trainerwechsel und Kaderumbau gut verkraftet +++ Regeneration ein Schlüssel

Mainz. Dem Abstieg folgte der Aderlass. Nach acht Jahren musste der SV Gonsenheim im Sommer die lieb gewonnene Fußball-Oberliga wieder verlassen. Auf die Rückkehr in die Verbandsliga folgte der Abgang des Cheftrainers und maßgeblichen Spielerverpflichters Babak Keyhanfar sowie von 16 Spielern – und die große Ungewissheit. Es rumorte durchaus, doch Manager Marvin Bylsma blieb demonstrativ cool. Und darf sich, nach zwölf Ligaspielen, bestätigt sehen. Der SVG ist mit vier Punkten Vorsprung Tabellenführer, gab auswärts noch überhaupt keinen Zähler ab, verlor erst einmal. Der Absteiger ist auf Aufstiegskurs. Woran liegt das?

Die Zentrale: Dominik Ahlbach, Damir Bektasevic und Mustafa Yilmaz bringen fast 300 Oberligaspiele an Erfahrung mit, sind zugleich aber jung genug, um Dynamik zu verkörpern. Der kopfball- und zweikampfstarke sowie torgefährliche Ahlbach, der feine Techniker Bektasevic und der lautstark und einsatzfreudig vorweg marschierende Yilmaz verkörpern Verbandsliga-Topniveau.

Der Sturm: Khaled Abou Daya (neun Saisontore), der bei Schott Mainz schon Regionalligaerfahrung gesammelt hat, und Dennis Merten (sieben) treffen zuverlässig, beim aktuell formschwachen Ibrahim Yilmaz (drei) kann jederzeit der Knoten platzen. Drei unterschiedliche Spielertypen, die einander gut ergänzen und verschiedene Angriffsstrategien ermöglichen.

Die Mischung: Jung und alt, erfahren und dynamisch – die Mischung stimmt. Musterbeispiel ist der Innenblock mit dem spielenden Cotrainer Ferhat Gündüz, an dessen Seite Eigengewächs Lars Hermann einen Sprung gemacht hat. Fallen allerdings zwei, drei Arrivierte aus, sinkt der Altersschnitt schnell. Doch die eigene Talentschmiede ist die Basis allen Erfolgs am Wildpark, U19-Verteidiger Nicolas Obas hat schon den Sprung zum Stammspieler geschafft.

Die Topspiel-Stärke: 3:1 in Morlautern, 1:0 in Waldalgesheim, dazu das (viel zu knappe) 3:2 gegen Dudenhofen – geht es gegen Aufstiegsmitkonkurrenten, ist der SVG auf dem Posten.

Die Transfers: In Max Kimnach und Jan Itjeshorst gingen zwei Ex-Kapitäne, in Marc Beck, Balcan Sari oder Stefano Pennella weitere Säulen. Doch ein Stück weit hätte ohnehin ein Generationswechsel unter den Führungskräften angestanden. Gündüz und Merten sind Top-Verstärkungen, Spieler wie Lehmann, Habscheid oder Sorihashi haben ebenfalls gezeigt, dass sie weiterhelfen. Und viele Leistungsträger, siehe oben, konnten ja auch gehalten werden.

Der Trainer: Der in Rheinhessen bislang namenlose Christian Lüllig führt die Mannschaft mit Akribie, klarer Ansprache und ebenso klaren Vorstellungen. Der SVG beherrscht das schnelle Umschaltspiel, kann aber auch aus dem Ballbesitz heraus mit Positionsangriffen Torgefahr entwickeln – und wird mit Ausnahme des 1:2 gegen Bad Kreuznach kaum einmal ausgekontert. In seiner kontrolliert-balancierten, zugleich druckvollen und risikoarmen Spielweise wirkt der SVG, trotz des zur Hälfte mit Neuzugängen besetzten Kaders, schon ziemlich abgebrüht. Und beim jüngsten 3:1 gegen Rüssingen wurde sogar eine schlechte Leistungen in Zählbares umgemünzt – die Königsdisziplin eines Titelaspiranten.

Die Ausfälle: Es gibt kaum welche, und das ist wichtig. Gleichwertige Alternativen zu den sieben, acht Leistungsträgern bestehen eigentlich nur im Tor, wo Paul Simon eine überzeugende Saison spielt. Mit, was es lange Jahre in der Oberliga nicht gab, einem festen Physiotherapeuten sowie Reha- und Athletiktraining legt Lüllig viel Wert auf die Regeneration, um aus einem guten Kader eine bislang fast makellose Saison herauszuholen.



Aufrufe: 031.10.2018, 09:00 Uhr
Torben SchröderAutor