2024-04-23T06:39:20.694Z

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F: Bock
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Peickwitz beendet das Comeback-Jahr mit weißer Weste

Germania wird ohne Punktverlust Meister / Mehr als 140 Zuschauer im Schnitt zeigt die Euphorie im ganzen Ort

Vor einem Jahr klang es noch wie eine Schnapsidee: Der SV Germania Peickwitz wollte nach fast 60 Jahren Fußball-Abstinenz wieder eine Mannschaft für den Liga-Betrieb aufstellen. Die Mission ist geglückt - ohne Punktverlust ist das Team in der Comeback-Saison durch die 2. Kreisklasse marschiert und darf sich über die Meisterschaft und den Aufstieg freuen. Und ein weiteres Ziel bleibt weiter fest im Blick.

In Peickwitz war am vergangenen Wochenende schon alles vorbereitet: Zum letzten Heimspiel der Meisterrunde sollte die Zweite Mannschaft von Blau-Weiß Lubolz in der Bahndammarena antreten. Der Titelgewinn der Germania war schon klar, aber vor den eigenen Fans feiert es sich doch am schönsten. Doch die Gäste sagten kurzfristig ab. Nur die Pokalübergabe war den Peickwitzern zu wenig, so sprang Preußen Elsterwerda zu einem Freundschaftskick ein. Und zeigte sich als würdiger Gratulant: Das Team, besetzt mit Spieler aus der Kreisoberliga und der Zweiten Mannschaft, wollten den Hausherren nicht kampflos den Sieg überlassen. Am Ende ging es Elsterwerda aber wie allen anderen Teams im Verlauf der Saison - mit einer Niederlage mussten sie die Heimreise antreten.

21 Mal liefen die Germanen in der Spielzeit 2015/16 auf - und 21 Mal verließen sie den Platz als Gewinner. Großen Anteil daran hatte auch Max Nawe. Der Torwart, der im vergangenen Sommer überraschend aus der Regionalliga in Brandenburgs niedrigste Spielklasse gewechselt war, musste nur zwölf Mal hinter sich greifen im Lauf der Saison. "Unser Ziel war aufzusteigen, das haben wir erreicht", so Nawe. Der Keeper hat in seinem Heimatort die perfekte Mischung zwischen Hobby und seiner Zukunftsplanung gefunden: "Es passt super mit dem Training und meinem Sportmanagement-Studium in Potsdam. Es macht Spaß, mit meinen Kumpels zusammen zu spielen. Und durch das Torwarttraining mit Olaf Smerda bin ich sportlich nicht stehengeblieben. Ich konnte das Niveau und die Fitness halten." Ob ihn dann nicht auch wieder höhere Aufgaben reizen? "Im Moment nicht. Ich kann mich voll auf mein Studium konzentrieren. Ich bin sehr zufrieden, so wie es jetzt ist", so Nawe.

Ähnlich geht es auch Germanias Teammanager Ingo Amsel. Als Vereinsvorstand und gleichzeitig auch Ortsvorsteher hat er den Aufbau der Mannschaft intensiv mit begleitet. Auch wenn er anfangs mit gemischten Gefühlen in die Saison gegangen war. Amsel: "Als es losging, hatte ich Bauchschmerzen. Es gab doch den ein oder anderen Kritikpunkt von Außen. Es hat mich heute aber riesig gefreut, dass Hosena uns persönlich zur Meisterschaft gratuliert hat, auch wenn sie letztes Jahr nicht verstehen konnten, warum wir unbedingt eine Mannschaft aufmachen musste und einige Spieler zu uns gewechselt sind. Ein großes Dankeschön für die Glückwünsche an Hosena."

Mit der ungeschlagenen Meisterschaft und dem Aufstieg in die 1. Kreisklasse sind die Peickwitzer zur Freude von Amsel der Favoritenrolle in der Liga gerecht geworden: "Ich habe davon geträumt. Wir wussten natürlich, dass wir einen guten Kader haben. Aber man weiß nicht, wie man in die Saison kommt und wie die Spieler verfügbar sind. Das lief wirklich gut: Das Grundgerüst des Teams war fast immer da. Acht oder neun Spieler haben fast 90 Prozent aller Spiele absolviert", so Amsel. Dabei half sicher auch, dass die Germanen stets sportliche Mittel für ihre Erfolg fanden. "Es ist absolut positiv, dass wir die Fair-Play-Wertung auch gewonnen haben. Wir haben keine einzige Gelb-Rote oder Rote Karte kassiert und haben alle Gegner mit spielerischen Mitteln geschlagen. Ich bin stolz darauf, dass wir keine Holzertruppe sind", sagt Amsel.


Ingo Amsel (r.) ermöglichte sogar dem 71-jährigen Gerd Drogla noch einige Einsatzminuten. Er ist ein Urgestein des Peickwitzer Fußballs. F: Bock

Noch ein weiteres Superlativ zeigt, wie groß die Euphorie auch im Ort nach dem Comeback nach fast 60 Jahren Fußball-Abstinenz im Männer-Spielbetrieb ist: Mit mehr als 140 Zuschauern im Schnitt bei den Heimspielen ist die Germania auch in dieser Statistik unangefochtener Ligakrösus. Die Partie gegen den FSV Guteborn sah die Rekordkulisse von 279 Zuschauern - bei wohlgemerkt insgesamt rund 390 Einwohnern in Peickwitz. Teammanager Amsel: "Der Zuschauerzuspruch jede Woche ist einfach unglaublich. Es haben sich viele Fans gefunden, die sonst nicht so viel mit Fußball zu tun hatten. Die Unterstützung ist wirklich grandios. Wir surfen im Moment natürlich aber auch auf einer Erfolgswelle. Es weiß niemand, wie lange die anhält."

Mit dem Aufstieg ist der erste Teil von Amsels großem Plan geschafft: "Wir wollen in drei Jahren zum 100. Geburtstag des Vereins in der Kreisliga spielen." Dafür wird auch in Zukunft in Peickwitz weiter alles getan. Senftenbergs Bürgermeister Andreas Fredrich sagte bei der Meisterfeier die Unterstützung der Stadt beim Umbau des Sportgebäudes zu. Und auch die Mannschaft will das Ziel mit erreichen. In wesentlichen Teilen bleibt das Team zusammen. Dazu kommen mit Marco Mendritzki von Elastisch Senftenberg und Stanley Wienholz aus Kroppen zwei Kreisliga-erfahrene Neuzugänge. "Wir wollen nächstes Jahr an unsere guten Leistungen anknüpfen. Und hoffen natürlich, dass es erfolgreich weitergeht", so Schlussmann Nawe.

Aufrufe: 016.6.2016, 17:00 Uhr
Sven BockAutor