2024-04-24T13:20:38.835Z

Querpass
Paul Mitscherlich.  F: Bock
Paul Mitscherlich. F: Bock

Schöneiche-Trainer diskutiert bei Eurosport über Fair Play

Paul Mitscherlich am Montag live bei Kicker.tv zu Gast

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Am Montag ist Paul Mitscherlich, Spielertrainer von Landesligist Germania Schöneiche II, ab 18.15 Uhr beim Fußball-Live-Talk Kicker.tv bei Eurosport zu Gast. Grund: Der 33-Jährige verschoss in der Partie beim Kolkwitzer SV einen Elfmeter – mit Absicht.

Sein Telefon klingelt noch öfter als sonst, „und ich bin permanent am Lesen von Facebook-Nachrichten“, erzählt Paul Mitscherlich. Die Kommentare seien durchweg positiv. Die Einladung ins Eurosport-Studio nach München ist der vorläufige Höhepunkt des Medieninteresses, das jene Szene aus der 80. Minute des Landesliga-Punktspiels zwischen dem Kolkwitzer SV und Germania Schöneiche II hervorgerufen hat.

Die Gastgeber führten mit 1:0, als ein weiter Einwurf in den KSV-Strafraum flog. Germania-Stürmer Kevin Kühnel verlängerte den Ball mit dem Kopf – da pfiff Schiedsrichter Steffen Seifert plötzlich und zeigte zur Verwunderung aller auf und neben dem Platz auf den Elfmeterpunkt. Die wütenden Kolkwitzer Proteste waren vergebens.

„Ich stand ganz gut und hatte gesehen, dass das eine Fehlentscheidung war. Es gab kein Schubsen, kein Stoßen, keinen Kontakt“, schilderte Mitscherlich die Situation. Auf dem Weg zum Strafstoßpunkt hatte er Blickkontakt mit Kühnel. „Kevin hat nur geschmunzelt.“ Da stand für den Germania-Routinier eigentlich schon fest: Den Elfer verschießt du. „Einer meiner Spieler hat mir noch zugeraunt, dass ich entscheiden soll, was ich mache. Ein anderer sagte, dass ich doch an die Punkte denken soll. Aber ich konnte dieses Geschenk einfach nicht annehmen.“ Der Hintergrund: Der Neuling aus Schöneiche rangiert mit nur einem Sieg und gerade mal acht Zählern als 13. unmittelbar vor den Abstiegsplätzen in der Süd-Staffel der Landesliga. Direkt vor der Ausführung zögerte Mitscherlich zwar noch einmal kurz – kullerte den Ball dann aber in Richtung des Kolkwitzer Torhüters Stephan Choschzick.

Eine Aktion, für die er allenthalben Respekt und Anerkennung geerntet hat. Benjamin Goertz, Kapitän der Gastgeber, sprach sogar davon, dass er bei Mitscherlichs Schüsschen eine Gänsehaut bekommen habe. „Das war überragend. Ich weiß nicht, was wir in der Situation gemacht hätten. Vielleicht denkt jetzt aber der ein oder andere mehr über Fairplay nach.“

Die Reaktionen der Schöneicher Mitspieler waren zunächst unterschiedlich. „Die, die es falsch fanden und vielleicht sauer waren, haben wahrscheinlich erst mal gar nichts gesagt. Spätestens beim Training am Dienstag aber war der einhellige Tenor, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte“, sagt Paul Mitscherlich. „Elfmeter werde ich aber wohl keine mehr schießen dürfen“ fügt er lachend hinzu.

Beim Kicker.tv wird er unter anderem mit Ex-Schiedsrichter Urs Maier zum Thema Fairplay und Moral im Fußball diskutieren – natürlich auch vor dem Hintergrund der Schwalbe von Tino Werner von Bundesliga-Spitzenreiter RB Leipzig, der gegen Schalke 04 den anschließenden Elfer auch noch selbst verwandelt hatte. Flug und Hotel sind gebucht, den Montag hat sich Mitscherlich, der als selbstständiger Transportunternehmer arbeitet, freigenommen.

Aufrufe: 09.12.2016, 12:44 Uhr
MOZ.de / Kai Beißer / Sven BockAutor