2024-04-23T13:35:06.289Z

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Mit 16 Jahren hatte Michael Wagner die Idee für das Fußballportal \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\"FuPa\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\". Heute sind 386000 Hobbykicker im Netzwerk erfasst.  Foto: dgmedia
Mit 16 Jahren hatte Michael Wagner die Idee für das Fußballportal \\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\"FuPa\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\\". Heute sind 386000 Hobbykicker im Netzwerk erfasst. Foto: dgmedia

Ein Niederbayer trifft ins Kickerherz

Vor acht Jahren gründete Michael Wagner das Internetportal "FuPa" +++ In unserer Video-Porträtreihe erzählt er von der Liebe zum Fußball und zur Heimat

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Michael Wagner hat in seiner Karriere nicht mehr als drei Tore geschossen. In 103 Spielen stand er 7771 Minuten auf dem Fußballplatz. Drei Vorlagen, sieben gelbe Karten und zwei Gelb-Rote sind in seinem Profil aufgelistet. Der 24-Jährige kickt bei der Spielgemeinschaft Fürstenstein/Nammering.

Ein Sechser, aber unglaublich torungefährlich, wie er selbst gern sagt. ,,Ich bin kein Filigrantechniker, mehr so der Kämpfer." Eigentlich recht unspektakulär alles. Trotzdem ist Michael Wagner ein Fußball-Star - nicht nur in Passau, sondern in ganz Deutschland.

Vom Balkon aus kann der Michi, wie ihn in Fürstenstein jeder nennt, den Sportplatz sehen. Und damit den Ort, an dem er vor acht Jahren seine Mission startet. Weil die Lokalmedien die Kicker der unteren Ligen zu wenig beachten, will Wagner ihnen eine neue professionelle Bühne geben. Das Internet erscheint ihm als idealer Ort. Der damals 16-Jährige gründet die Plattform ,,FuPa" und beginnt, Informationen über die Vereine seiner Liga zu sammeln.

Ein Lexikon für Fußballnarren

Unter Hobbykickern spricht sich schnell herum, dass sich das Ein-Mann-Projekt zu einem nahezu unerschöpflichen Lexikon des Amateurfußballs entwickelt. Schritt für Schritt kommen mehr Ligen und Mannschaften dazu. Heute betreibt Michael Wagner ein Portal für Vereine, auf dem es Spielberichte, Mannschaftsinfos, Ligapläne, Liveticker und Bilder gibt. 41000 sogenannte Vereinsverwalter haben sich angemeldet und versorgen ,,FuPa" mit Nachrichten. Sie stellen kurz nach Schlusspfiff ihre Berichte online.Michael Wagner liebt Statistiken. Über seine eigene Kickerkarriere oder das Portal. ,,Das sagt doch aus, ob man gut arbeitet oder nicht." Aktuell sind mehr als eine Million Partien, 386000 Spielerprofile und 15000 Vereine erfasst. Längst geht es nicht mehr nur um Niederbayern. ,aber auch in Brandenburg oder an der Weser.

In Fürstenstein, einem 3000-Seelen-Ort zwischen Grafenau und Passau, kennt jeder den Wagner Michi, der sich schon ins Goldene Buch der Gemeinde eingetragen hat. Der inzwischen 24-Jährige trägt Jeans, einen dunkelblauen Kapuzenpulli mit ,,FuPa"-Print und Pantoffeln, als er. Die Idee sei eigentlich banal, erklärt Wagner. Nach dem Realschulabschluss macht der Hobbykicker eine Ausbildung zum Fachinformatiker. Nebenher bastelt er am Fußballportal. Er sei vom Typ her keiner, der unter anderen arbeiten könne, sagt der Niederbayer. Er macht lieber sein eigenes Ding. Als ,,FuPa" Zug um Zug wächst, muss sich Wagner irgendwann entscheiden: ,,Entweder mach' ich ,FuPa' richtig oder ich lass' es bleiben." Sein Vater, der selbst ein Taxiunternehmen hat, versteht zwar wenig von Computern, doch er motiviert seinen Sohn zur Selbstständigkeit.Von außen erinnert nur das ,,FuPa"-blaue Klingelschild daran, dass im Mehrfamilienhaus am Hang das Fußballnetzwerk zu Hause ist.

Wagner mag den Firmensitz im Ort, von dem das Team mittags ins Wirtshaus seines Onkels gegenüber geht. Überhaupt herrscht ein bisschen WG-Stimmung im Büro. In der Küche stehen Eierkocher und Espressomaschine. Außerdem ein Kühlschrank, in den haufenweise Energydrinks geschlichtet sind. Ein Getränkehersteller hat ihn spendiert und sorgt für Dosen-Nachschub. Mittlerweile gibt es zwölf Mitarbeiter im ,,FuPa"-Büro: Programmierer, Redakteure, Vertriebler. Wie in einer Fußballmannschaft sei jeder mit Leidenschaft und Spaß dabei, sagt Wagner. Der 24-Jährige musste in den vergangenen Jahren lernen, Entscheidungen zu treffen. ,,Geschenkt wird dir nix." Er wuchs in die Chef-Rolle hinein, steckte viel Zeit in den Erfolg. Wagner erzählt im Interview, er habe in der Arbeit mehr Spaß als im Urlaub. ,,Klingt zwar bisserl komisch, is' aber so." Michael Wagner grinst.

Live-Statistik im Büroflur

Der Flatscreen im Flur ist allen im Büro heilig. Das Licht des blauen Monitors strahlt den Gang entlang. Es ist die Auflistung der einzelnen ,,FuPa"-Regionen, eine Live-Statistik der Besucherzahlen. In der rechten Bildschirmecke steht der Tagesrekord, der vor 82 Tagen das letzte Mal gefallen ist: 295431 User waren an diesem Tag im Netzwerk unterwegs. Im Jahr 2010 hat der junge Niederbayer den Grimme-Online-Award erhalten. Der Glasquader steht auf der Fensterbank im Besprechungsraum, an der Wand hängt die Urkunde. Michael Wagner erinnert sich an den Augenblick, als ihm Laudator Oliver Welke den Preis in die Hände drückte. Für ihn unbeschreiblich schön.

Trotz seines Erfolgs ist der ,,FuPa"-Gründer bodenständig und heimatverbunden geblieben. Manchmal hört er andere sagen, es würde besser klingen, wenn er ein Büro in München oder wenigstens in Passau anstatt in Fürstenstein hätte. Wagner sieht das anders: ,,Das ist der Reiz. Amateurfußball ist unsere Basis, da kommen wir her und da bleiben wir", antwortet er dann. Auch in Zukunft will er das Land von Niederbayern aus ,,fupanisieren". Michael Wagner erzählt, er stelle es sich schlimm vor, in einer Firma zu arbeiten, die sich nicht entwickle. Der 24-Jährige hat ständig Pläne. Sein neuer Coup ist rund zwei Meter hoch. Keiner, der nach Fürstenstein fährt, wird ihn übersehen. Wagner hat ein kolossales ,,FuPa"-Logo bestellt. Er will es am Hang in seinem Garten aufstellen.

Hier geht es zur "Ansichtssache"


Aufrufe: 012.2.2014, 09:30 Uhr
Von Andrea Fiedler, MZAutor