2024-04-25T08:06:26.759Z

Ligabericht
Kaum zu stoppen: Der SV Fortuna (links Mario Cieslik) stellt gegenwärtig den besten Sturm der Landesliga Mitte.
Kaum zu stoppen: Der SV Fortuna (links Mario Cieslik) stellt gegenwärtig den besten Sturm der Landesliga Mitte. – Foto: Florian Würthele

Die Fortuna hat Blut geleckt

Ein Jahn-Sieg von 1967 als Vorbild: Fortuna Regensburg siegt in Weiden und ist zurück im Aufstiegsrennen der Landesliga Mitte.

Hans Meichels Augen funkeln, wenn er an ein ganz bestimmtes Fußballspiel seiner aktiven Karriere zurückdenkt. Vor über 50 Jahren, im April 1967, spielte Meichel mit seinem SSV Jahn Regensburg bei der SpVgg Weiden vor. „Ein Traumspiel für die Weidener, Erster gegen Zweiter. 16000 Leute waren da“, erinnert sich der heute 73-Jährige. Am Ende gewann der Jahn mit 3:0 beim Tabellenführer und stieg zwei Wochen später in die 2. Liga auf. Meichel selbst steuerte zwei Jahn-Tore bei.

Heute ist Hans Meichel sportlicher Leiter beim Landesligisten SV Fortuna Regensburg. Und um den Dreh von damals zu heute zu schaffen: Sein Team war am Wochenende ebenfalls in Weiden zu Gast. Unter der Woche hatte Meichel vom damaligen Spiel erzählt. Und gesagt: „Wenn wir dieses Ergebnis holen, wäre es super.“ Meichels Spieler ließen Taten folgen – und gewannen, eben wie der SSV Jahn damals, mit 3:0. Die Umstände erinnern an `67. Denn auch die Fortuna kämpft in der Landesliga Mitte um den Aufstieg. Durch den Sieg vom Samstag hat sich die Mannschaft von Trainer Helmut Zeiml auf vier Punkte an den Zweitplatzierten aus Weiden herangepirscht. Jener zweite Platz würde in der Endabrechnung die Aufstiegsrelegation zur Bayernliga bedeuten.

So weit möchte Hans Meichel noch nicht denken. Nur so viel: Sollten die Weidener schwächeln, wolle man zur Stelle sein. „Aber wir müssen auch konstant bleiben und unsere Spiele gewinnen. Vier Punkte ist jedenfalls nicht die Welt“, sieht Meichel eine realistische Restchance. Vor der Winterpause können die Regensburger noch sechs Punkte einsacken. Zum Duell mit dem Tabellenletzten SpVgg Pfreimd gesellt sich unter der Woche das Nachholspiel beim 1. FC Bad Kötzting.

Jeder bringt Leistung

Und dann gibt es da ja auch noch den Ligapokal. Er wird ernst genommen: „Alle im Verein wollen schauen, so weit wie möglich zu kommen“, so Meichel. Die aktuelle Form seiner Truppe imponiert dem sportlichen Leiter. „Wir tauschen aus und haben verschiedene Formationen, und gewinnen trotzdem. Das macht der Trainer schon geschickt.“ Kein Leistungsabfall trotz Rotation – „Das ist bei uns momentan ähnlich wie bei Bayern“, schmunzelt Meichel. Nicht umsonst hat der SV Fortuna alle vier Spiele nach dem Re-Start gewinnen können.

Dass gleich dreimal ein „Zu Null“ dabei war, ist kein Zufall. „Die Abwehr steht in den letzten Spielen wesentlich besser als zuvor“, freut sich Meichel. In der Tat: Schleichen sich in das offensivlastige Spiel der Regensburger seit jeher Fehler ein, ist man derzeit viel organisierter. Auch die Rückwärtsbewegung ist besser geworden. Allen voran machen Neuzugang Dejan Szubotity sowie der nach dem Re-Start aufblühende Armin Krndzija ihre Sache hinter drin hervorragend.

Die neue Stärke der Fortuna bekam auch die SpVgg SV Weiden zu spüren. Sie schaffte es am Samstag kaum, Druck nach vorne aufzubauen. Lange Bälle waren die Praxis. Und das von der drittbesten Offensive der Liga. Die beste stellt gegenwärtig der SV Fortuna – mit 72 Toren in 27 Spielen.

Ein Löwenanteil daran hat Arlind Morina. Er war in Weiden von den Gegnern nicht zu halten und steuerte zum Sieg das Tor zum 3:0 bei. Mit seinem 14. Saisontor beschenkte sich der quirlige Flügelflitzer zu seinem Geburtstag am nächsten Tag selbst. „Zurzeit haben wir die Lockerheit und den Spielwitz, den eine Mannschaft wir wir braucht“, sagt der 29-Jährige. Die Stimmung innerhalb der Mannschaft sei super. „Auch die Nicht-Stammspieler hängen sich voll rein. Und das merkt man auch in den Spielen.“

Keiner hat mehr gespielt

​Arlind Morina ist übrigens Rekordspieler in der „neuen“ Landesliga Mitte (seit 2012). Über 250 Einsätze sammelte er mittlerweile, und zwar alle für die Regensburger Fortuna. Gerne würde Morina noch ein paar in der Bayernliga dazukommen lassen. Das Potenzial zum Aufstieg sieht der Kapitän in seinem Team auf alle Fälle.

Der vier Jahre ältere Arber Morina, seines Zeichens Spartenleiter und spielender Co-Trainer in Personalunion, kann seinem Bruder nur beipflichten: „Wir schwimmen zurzeit einfach auf einer Welle.“ Bleibt das so, könnte der SV Fortuna Regensburg womöglich tatsächlich den erstmaligen Aufstieg in die Bayernliga packen.

Aufrufe: 021.10.2020, 12:34 Uhr
Florian WürtheleAutor