2024-04-19T07:32:36.736Z

Pokal
Blickt dem Ligapokal mit Skepsis entgegen: Franz Koller, Trainer des Bayernligisten SV Donaustauf.
Blickt dem Ligapokal mit Skepsis entgegen: Franz Koller, Trainer des Bayernligisten SV Donaustauf. – Foto: Florian Würthele

Der Ligapokal als »reiner Lückenfüller«

Pokallust oder Pokalfrust? Wir haben nachgefragt, wie die Regensburger Vertreter in Bayern- und Landesliga den neu geschaffenen Wettbewerb bewerten.

Die Entscheidungsträger des Bayerischen Fußball-Verbandes haben sich in den letzten Wochen intensiv Gedanken darüber gemacht, wie der Rahmenspielplan bis zum kommenden Frühjahr aussehen soll. Geboren ist die Idee eines ligainternen Pokalwettbewerbs, der neben den noch ausstehenden Ligaspielen ausgetragen werden soll.

Zumindest für die Verbandsligisten ist seit voriger Woche klar, wie das ganze Konstrukt denn nun konkret aussehen soll. Die Mannschaften der Süd-Staffel der Bayernliga sowie die der Landesligen wurden in sechs Dreiergruppen eingeteilt. Wie angekündigt, geschah das nach regionalen Gesichtspunkten. In einer Gruppenrunde mit Hin- und Rückspielen geht es bis Ende des Jahres um den Einzug in die Zwischenrunde. Anschließend folgen im Frühjahr 2021 die Partien der Finalrunde sowie die K.O.-Spiele um einen (zur Regionalliga) beziehungsweise drei (zur Bayernliga) zusätzliche Aufstiegsplätze. Wichtig ist: Keines der Vorrunden-Teams verpasst den Sprung in die Finalrunde. Wir haben nachgehackt, wie die Vertreter aus dem Fußballkreis Regensburg grundsätzlich zum Ligapokal stehen, wie sie die Umsetzung sowie ihre eigene Gruppe finden, und, welchen sportlichen Wert der Wettbewerb aus ihrer Sicht hat.

Gemeinsam mit der U21 des SSV Jahn hält der SV Donaustauf die Regensburger Farben auf Bayernliga-Ebene hoch. Donaustaufs Trainer Franz Koller macht keinen Hehl daraus, dass für ihn der neue geschaffene Wettbewerb nur eine Notlösung darstellt. Die Pokalspiele erachtet Koller als „reiner Lückenfüller des Verbandes, um ein Stück weit den Spielkalender voll zu machen.“

Trotz der Lokalduelle gegen den SSV Jahn II und die SpVgg Hankofen-Hailing geht Franz Koller von keinem großen Zuschauerinteresse während der Vorrundenphase aus. „Gerade in der Vorrunde sind die sportliche Konsequenzen, egal ob du gewinnst oder verlierst, relativ gering.“ Allzu großen sportlichen Wert misst Koller dem Ganzen nicht bei. Von 35 Bayernligateams würde schließlich nur eines zusätzlich aufsteigen können. „Die sportliche Möglichkeit geht gegen Null. Man sollte sich hier nicht versteifen.“ Priorität genießt für Koller nach wie vor der Punktspielbetrieb. „Auch wenn wir jedes Spiel gewinnen wollen – für uns sind die Pokalspiele mehr oder weniger nur gute Testspiele auf einem guten Niveau“, sagt der SV-Coach. Immerhin biete sich die Möglichkeit, die vielen neuen Spieler im Team einsetzen und so schauen zu können, auf welchem Niveau sie mithalten können.

Andere Töne kommen aus dem Lager des TSV Kareth-Lappersdorf. Matthias Bösl, der Trainer des Landesligateams, steht dem wohl einmaligen Ligapokal grundsätzlich positiv gegenüber. „Ich finde es gut, dass der Verband das anbietet und kann die Jammerei nicht verstehen“, meint er. Die nach regionalen Geschichtspunkten eingeteilten Gruppen gefallen Bösl. Vor allem die eigene mit dem SV Fortuna Regensburg sowie Bösl langjährigem „Arbeitgeber“ ASV Burglengenfeld. „Die Einteilung ist für uns ein Glücksfall, weil es einfach schöne Derbys und interessante Spiele sind.“ Zunächst stünden aber die Auftaktspiele in der Liga im Fokus. Hier will der TSV einen guten Start erwischen und seine derzeitige Spitzenposition festigen. Zur Zielsetzung im Ligapokal sagt Bösl: „Wenn dann der Pokal ansteht und wir zu diesem Zeitpunkt eine schlagkräftige Truppe zur Verfügung haben, werden wir natürlich versuchen, so weit wie möglich zu kommen. Das versteht sich ja von selbst.“

Hinsichtlich des Re-Starts im September hat Matthias Bösl große Bedenken. Für ihn ist das allerwichtigste, dass es bald wieder losgeht. „Wenn es noch länger dauert oder sogar heuer gar nicht mehr gespielt werden kann, dann haben wir ganz andere Probleme, ob wir einen Ligapokal spielen oder nicht.“ Die aktuelle Entwicklung der Infektionszahlen gibt Bösl ein mulmiges Gefühl. „Das wäre ein harter Schlag für den Fußball, wenn wir jetzt nicht spielen können.“

Der FC Tegernheim war ursprünglich in eine Gruppe mit der Fortuna Regensburg und dem TSV Bad Abbach eingeteilt worden, bekam anstelle der Abbacher jetzt allerdings den 62 Kilometer entfernten TV Aiglsbach zugeteilt. Tegernheims sportlicher Leiter Thomas Schweiger bleibt in der Frage des sportlichen Werts für seine Elf eher zurückhaltend: „Du musst dich schon gegen gute Mannschaften durchsetzen. Ich denke, die Mannschaften, die in der Liga oben stehen, werden auch im Pokal weit kommen“, ist Schweiger realistisch. So oder so ist aber klar: „Die Ligaspiele haben natürlich Priorität für uns.“

Gespannt ist Schweiger darauf, ob der Ligapokal eine einmalige Sache bleibt oder nächste Saison wiederholt wird. Hinsichtlich eines möglichen Termindrucks, sollte der Ligabetrieb nicht wie geplant im September fortgesetzt werden können, gibt er zu bedenken: „Klar ist der Ligapokal besser als spielfrei, aber das Ganze ist halt reingedrückt.“ FC-Trainer Andreas Meyer will Spielern aus der zweiten Reihe, die in der Liga bisher eher weniger zum Zug kommen, die Möglichkeit geben, Einsatzzeiten zu sammeln.

Im Lager des SV Fortuna, der mit Burglengenfeld und Kareth-Lappersdorf in einer Gruppe ist, nimmt man die Entschlüsse des Verbandes so, wie sie kommen – damit eingeschlossen auch den Ligapokal. „Alle zufriedenstellen kannst du nie, und von daher würde ich es einfach toll finden, wenn man einfach mal eine Entscheidung akzeptiert“, hatte Regensburgs spielender Co-Trainer Arber Morina neulich betont. Die Idee eines Pokalwettbewerbs perse findet Morina gut. Spannung und Attraktivität seien gegeben.

Aufrufe: 029.7.2020, 08:00 Uhr
Florian WürtheleAutor