2024-04-16T09:15:35.043Z

Querpass
Der SV Flechum hat sich für Schützenfest und das kühle Nass entschieden. Wir finden: Das ist okay. F: Thomas Rinke
Der SV Flechum hat sich für Schützenfest und das kühle Nass entschieden. Wir finden: Das ist okay. F: Thomas Rinke

Viel Wind um drei Punkte

Die FuPa-Meinung: SV Flechum macht am Wochenende lieber Schützenfest als Fußball - Ist das in Ordnung?

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Seit gestern gilt im emsländischen Fußball eine neue Rechenregel: Schützenfest > Fußball. Zumindest wenn es nach dem SV Flechum geht, die das Spiel gegen Aufstiegskandidat Teglingen für das Volksfest absagten. Das sorgte für Diskussionen, Empörung und Verständnis. Wir finden: Kommt mal wieder runter.

Dass das Schützenfest eine besondere Bedeutung in diesen Breitengraden besitzt, sollte jeder wissen. Manch ein Schützenbruder nimmt zur „fünften Jahreszeit des Emslands“ seinen Gesamturlaub. Wenn der Festumzug ansteht, werden Taufen des Erstgeborenen, manchmal auch Geburten der Zweitgeborenen verlegt. Oder eben Fußballspiele abgesagt.

Doch was war überhaupt geschehen? Bereits beim Staffeltag im Winter hatte der SV Flechum auf die Terminproblematik an diesem Wochenende hingewiesen. Teglinges Trainer Norbert Koers versprach mit der Mannschaft über eine Verlegung zu sprechen. Dabei kam kein neuer Termin zustande. „Wir hätten wirklich gerne gespielt. Ich kann auch völlig nachvollziehen, dass die Flechumer nicht spielen wollen“, sagt Koers.

Denn in Flechum hatte man sich nach der verpassten Verlegung zusammengesetzt und festgehalten: Das verdammte Fest geht vor! Oder wie Hubert Gerdes, 1. Vorsitzender des Vereins es formuliert: „Schützenfest ist nur einmal im Jahr, das ist unserem kleinen Dorf eben sehr wichtig. Der Spaß steht doch im Vordergrund.“

Und damit sagt Gerdes schon alles, was wirklich wichtig ist: Der Spaß steht, gerade in den Fußball-Kreisklassen, im Vordergrund. Auch wenn die Ansprüche und die Qualität in der 9. Liga Deutschlands beachtlich gestiegen sind – alle sind Hobbyfußballer. Und dessen sollten sich alle Beteiligten bewusst werden. Um faire Absprachen sollten sich alle bemühen, manchmal funktioniert das aber aus den unterschiedlichsten Gründen nicht.

Dass Teglingen das Spiel nicht unter die Woche verlegen will, ist trotzdem verständlich. Trainer Koers würde bei enger Kadersituation auf fünf bis sechs Studenten verzichten müssen. Dass der Tabellendritte mit Aufstiegsambitionen sich mit einer Verlegung nicht selbst schwächen will, kann jeder nachvollziehen. Das weiß auch Flechums Gerdes: „Wenn es sportlich um nichts mehr gehen würde, dann würde da morgen kein Hahn nach krähen“. Aber für Teglingen geht es eben um die Arbeit einer ganzen Saison. Koers: „Klar, wenn es für uns um nichts mehr geht, spiele ich auch mit einer halben Mannschaft mittwochs.“

Sicherlich werden die Mitkonkurrenten aus Haren, Dohren oder Hesepe in den nächsten Wochen auf die Jungs aus Flechum nicht besonders gut zu sprechen sein. Schließlich bekommt Teglingen einen 5:0-Sieg per Post. Aber wenn alle in sich gehen, dann weiß jeder: Der SVT hätte dieses Spiel am Sonntag vermutlich sowieso gewonnen. Gegen trinkfreudige Schützenbrüder sowieso.

Deshalb sollte Gerdes Wunsch entsprochen werden, wenn er sagt: „Wir wollen keine Schlammschlacht.“ Das ist auch gar nicht nötig. Zur Regel sollten solche Absagen trotzdem nicht werden.

Aber in zwei Wochen reist zum Beispiel Holtensia Holte nach Flechum. Ebenfalls ein Kandidat um den Aufstieg. Vielleicht sollten sich die erholten Schützen aus Flechum dann überlegen, ob sie unbedingt 120 Prozent geben müssen. Und damit: Horrido und Haken hinter!

Aufrufe: 06.5.2015, 20:12 Uhr
Tobias AhrensAutor