Dass er am Samstagnachmittag als Schiedsrichterassistent auf dem Fußballplatz stehen würde, damit hat Markus Seidl nicht gerechnet. ,,Ich war daheim bei Kaffee und Kuchen mit den Schwiegereltern, als der Anruf kam", sagte der Bezirksobmann der Schiedsrichtergruppe. Das Telefon klingelte, er nahm ab und schon war Markus Seidl auf dem Weg ins Fellbacher Max-Graser-Stadion. Da hatte sich zuvor der Schiedsrichter Johannes Heselschwerdt verletzt und so für eine etwa 40-minütige Unterbrechung der Landesliga-Begegnung zwischen dem SV Fellbach und dem SV Schluchtern gesorgt. Geholfen hat die unfreiwillige Pause dem SVF nicht - der Tabellenzehnte verlor nach einer schwachen Leistung mit 0:2 (0:1).
"So etwas habe ich noch nie erlebt"
Es lief die 65. Minute als sich der Schiedsrichter Johannes Heselschwerdt beim Stand von 0:2 aus Sicht der Gastgeber eine Wadenzerrung zuzog. Während sich die Fellbacher Physiotherapeutin Sandra Nikolic um den Verletzten kümmerte, warteten die beiden Teams ratlos auf dem Platz, die Trainer und Schiedsrichterassistenten berieten, wie es weitergehen sollte. ,,Ist unter Ihnen ein neutraler Schiedsrichter?", fragte der Stadionsprecher Siegfried Fleischmann das Publikum, die 130 Zuschauer staunten nicht schlecht. ,,So etwas habe ich noch nie erlebt", sagte der SVF-Mittelfeldmann Maurice Klaus.
Schluchtern ist dem SVF völlig überlegen
Nach 40 Minuten - mittlerweile war Markus Seidl als Ersatz eingetroffen - pfiff die eigentliche Schiedsrichterassistentin Daniela Schroth die Partie wieder an. Und Markus Seidl stand nun mit dem Fähnchen an der Seitenlinie. Etwa 25 Minuten waren da noch zu spielen, passiert ist dann nicht mehr viel. Schon vor der Unterbrechung war das Spiel so gut wie entschieden.
,,Wir haben grausam gespielt, echt unterirdisch", sagte Maurice Klaus, der nach 61 Minuten die Kapitänsbinde vom verletzt ausgewechselten Manuel Schmid (rechter Oberschenkel) übernommen hatte. Bei den Fellbachern lief von Beginn an wenig zusammen, das Passspiel war zu ungenau, die nötige Aggressivität fehlte. Ganz anders der Auftritt des Tabellendreizehnten aus Schluchtern: Die Gäste spielten zielstrebiger nach vorne und verteidigten geschickt. Mit einem Schuss von der Strafraumgrenze scheiterte Nico Lang erst am SVF-Torsteher Yusaburo Matsuoka und dem Pfosten (12.), die anschließende Ecke unterlief Yusaburo Matsuoka dann aber, und der Gäste-Angreifer Kevin Haas köpfte den Ball zum 1:0 ins leere Tor (13.).
Siebtes siegloses Spiel in Folge
Vom SV Fellbach kam dagegen kaum etwas. ,,Auf Halbgas gewinnt man nicht. Deshalb haben wir völlig verdient verloren", sagte Manuel Schmid. Bis auf einen Schuss von Giuseppe Saltarelli (20.) und einen Kopfball von Philipp Hörterich (32.) konnte sich das Team um den Trainer Markus Kärcher keine Chancen erspielen. Der SV Schluchtern hatte immer wieder Möglichkeiten, eine davon nutzte Niko Grellmann frei vor Yusaburo Matsuoka zum 2:0 (50.). Im Anschluss hatte dann Sandra Nikolic einiges zu tun: Erst verletzte sich der Fellbacher Rechtsverteidiger Patrick Kicherer am rechten Sprunggelenk (56.), dann musste sie Manuel Schmid behandeln, und schließlich begleitete sie den Schiedsrichter Johannes Heselschwerdt vom Platz.
,,Das war unser schlechtestes Spiel seit langer Zeit. Jetzt müssen wir schnell die Kurve kriegen, sonst führt das in Regionen, in die wir nicht reinkommen wollen", sagte Mathias Fischer. Nach dem siebten sieglosen Spiel in Folge belegt der SV Fellbach mit 23 Punkten den zehnten Platz - auf den SV Schluchtern, der den ersten Abstiegsrang einnimmt, haben die Fellbacher aber nur noch einen Zähler Vorsprung.
SV Fellbach: Matsuoka - Kicherer (58. Ayaz), Schmid (61. Binder), Ackermann, Nachtigall, Miller, Klaus, Hörterich, Saltarelli, Mosca (66. Alkan), Habermann.