2024-05-10T08:19:16.237Z

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Diese Woche in "Nachspielzeit": Sven Schramm, der nach seinem erstaunlichen Lebenswandel endlich den Weg zurück zum Aktivenfußball schaffte. Grafik: Ig0rZh – stock.adobe / F: Schramm
Diese Woche in "Nachspielzeit": Sven Schramm, der nach seinem erstaunlichen Lebenswandel endlich den Weg zurück zum Aktivenfußball schaffte. Grafik: Ig0rZh – stock.adobe / F: Schramm

"Knapp -60 Kilo und noch immer nicht am Ziel"

"Nachspielzeit" mit Sven Schramm +++ Aktiven-Debüt nach jahrelanger Pause +++ Der Erbacher spricht über seinen Gewichtsverlust und wie Fußball ihm dabei geholfen hat

Wiesbaden. In unserer Interview-Rubrik "Nachspielzeit" befragen wir wöchentlich in lockerem Rahmen interessante Spieler oder Trainer der Region über ihren Verein und ihre persönlichen Ziele. Heute zu Gast: Sven Schramm vom SV Erbach.
Da Sven auf Grund seines Übergewichtes lange Zeit aufs Fußballspielen verzichten musste, begann seine Rückkehr zuerst zögerlich. Im Laufe der Saison meldete er sich allerdings vollends zurück und unterstützt nun die zweite Mannschaft seines Heimatvereins SV Erbach in der 1. Kreisklasse im Rheingau-Taunus Kreis.

Hallo Sven, nach langer Pause hast du letzten Winter wieder angefangen Fußball zu spielen. Wie lange hat es gedauert diesen Weg zu gehen?

Im Endeffekt habe ich knapp drei bis vier Monate gebraucht. September letzten Jahres habe ich angefangen meine Ernährung umzustellen und mich wieder zu bewegen. Die Entscheidungsfindung davor war langwieriger. Ich habe in der B-Jugend aufgehört Fußball zu spielen, danach nur ein einziges Mal ausgeholfen, was jedoch kein schönes Erlebnis war. Irgendwann war ich es satt und habe bis jetzt schon knapp 60 kg abgenommen.


Der direkte Vergleich: Sven ist die Veränderung deutlich anzusehen.


Wie war dein erstes Training?

Mein Ziel war von Anfang an die Vorbereitung komplett durchzuziehen. Schöner Weise habe ich das auch geschafft, aber die ersten Trainingseinheiten waren sehr schlimm. Ich hatte unheimlich viel Muskelkater und Schmerzen, natürlich auch nicht die Ausdauer. Trotzdem habe ich nicht an mir gezweifelt und immer weiter gemacht.


Du warst aber auch vorher nicht untätig für deinen Verein, warst immer nah am Geschehen dran. Kam dir je in den Sinn dich ganz vom Fußball zu entfernen?

Nein, niemals. Fußball ist schon immer ein Teil meines Lebens und der Verein war mir stets wichtig. Auch als ich nicht spielen konnte, war es mir wichtig hinter den Kulissen aktiv zu sein und war dementsprechend sogar im Wirtschaftsausschuss. Zuletzt wurde ich zum zweiten Kassierer gewählt und mache dies jetzt neben dem Spielen weiter. Ich würde den Verein immer unterstützen so gut ich kann.


Wann kam für dich der Umschwung? Gab es einen privaten Auslöser oder hat eventuell der Wunsch wieder Fußball zu spielen eine Rolle gespielt?

In erster Linie wollte ich einfach wieder fit werden. Gerade wenn man so viel mit sportlichen Menschen zu tun hat, möchte man ja auch selber wieder aktiv werden. Das Fußballspielen kam da natürlich noch dazu. Nur weil ich nicht mehr spielen konnte, habe ich nie den Spaß daran verloren.


Im Februar hattest du dein Comeback bei den Aktiven. Was war das für ein Gefühl?

Ich war total nervös; wirklich sehr, sehr nervös. Vielleicht wäre es übertrieben zu sagen, dass ich nicht schlafen konnte, aber tatsächlich habe ich immer unruhiger gelegen um so näher das Spiel kam. Die Jungs haben in der Kabine vor dem Spiel natürlich rumgeflachst und haben mir direkt gesagt ich solle zwei Buden machen. Die ganze Stimmung war einfach gut. Auf dem Platz kriegt man ja als Stürmer nicht so schnell den Ball und ich wurde noch nervöser, aber als ich ihn dann am Fuß hatte ging es irgendwie von allein. Leider hat das mit den Toren bei diesem Spiel noch nicht so gut geklappt, aber ich habe meiner Meinung nach trotzdem das bestmögliche aus der Situation gemacht.


Gleich bei deinem zweiten Spiel klappte es dann doch. Zwei Tore, eines davon ein Elfer.

Dazu muss man sagen, ich wollte den Elfer überhaupt nicht schießen. Es war warm und ich war eh schon etwas blass zu diesem Zeitpunkt, aber alle haben auf mich eingeredet und gesagt, dass dieser Strafstoß mir gehört. Am Ende habe ich mich dann doch überreden lassen und ich wusste, ich muss ihn reinmachen. Ich wollte meinem Team auch etwas zurück geben und als ich am Punkt stand ging es vergleichbar gut - ein super Gefühl!


Hat dich deine Mannschaft viel unterstützt?

Ja, das muss ich wirklich sagen. Sie waren auf jeden Fall immer für mich da und haben mich mitgezogen. Auch als ich nicht aktiv war, war ich bei den Jungs immer gut integriert. Meinen besten Freund muss ich hier nochmal heraus heben, da er mich wirklich riesig unterstüzt hat. Er spielt ebenfalls in der Mannschaft, geht mit mir aber auch immer ins Fitnessstudio und begleitet mich bei der ganzen Sache.


Wie sehen deine Pläne für die Zukunft aus?

Ich will noch etwas weiter abnehmen und bin noch lange nicht am Ziel. Fußballerisch gesehen wäre ein Tor mal wieder nicht schlecht, schließlich ist das Letzte schon wieder etwas her - leider. Ansonsten freue ich mich auf eine neue Saison mit neuem Trainer, hoffe, dass er mich genauso annimmt wie mein jetztiger Coach und wir die Spielzeit gut zusammen durchziehen.


Hast du Angst davor wieder zuzunehmen?

Überhaupt nicht. Schließlich habe ich gute Freunde die mich immer unterstützen und da auch mit drauf achten. Ich selber habe jetzt natürlich auch viel mehr Ehrgeiz. Wenn man einmal abgenommen hat, möchte man gar nicht mehr zurück.


Viel Erfolg weiterhin, Sven!

Aufrufe: 010.5.2018, 16:00 Uhr
Isabel SteinkeAutor