2024-04-19T07:32:36.736Z

Allgemeines

Streik: Keine Schiedsrichter auf Bezirksebene

UPDATE +++ Landesliga und Bezirksligen am Sonntag betroffen +++ Vereine müssen sich selbst um Spielleiter kümmern

Paukenschlag kurz vor dem Wochenende: Im Fußballkreis Weser-Ems werden diesen Sonntag auf Bezirksebene keine Schiedsrichter zu den angesetzten Spielen fahren. Betroffen sind somit sowohl die Bezirksligen 1 bis 5 als auch die Landesliga Weser-Ems.
Mit einer Art Schiedsrichter-Streik reagiert der Bezirk Weser-Ems im Niedersächsischen Fußball-Verband (NFV) auf ein Urteil des Verbandssportsgerichts, das den Bezirksligisten GW Firrel nach einer Schiedsrichterbeleidigung von einer Strafe befreit: Am Sonntag werden zu den Spielen in den fünf Weser-Ems-Bezirksligen und in der Landesliga Weser-Ems keine Schiedsrichter angesetzt.

Nicht betroffen vom Protest sind die Spiele am Freitag und am morgigen Sonnabend in den genannten Staffeln sowie die Juniorinnen-/Junioren- sowie Frauenspiele auf Bezirksebene für das gesamte Wochenende.

Der Bezirksschiedsrichterausschuss sieht nach dem Urteil die Schutzbedürftigkeit der Schiedsrichter nicht mehr gewahrt. Grund ist ein Sportgerichtsurteil, das vom Verband aufgehoben worden ist. Konkret geht es um die Schiedsrichterbeleidigung eines Fans von Grün-Weiß Firrel, der im September im Anschluss an eine Partie gegen TuRa Westrhauderfehn (0:3) auf Referee Benedikt Schröder (Bad Zwischenahn) zugelaufen kam und ihm gesagt hatte: "Sowas wie Euch sollte man vergasen".

Wegen "diskriminierenden Verhaltens seiner Anhänger" hatte das Bezirkssportgericht den Verein GW Firrel zu einer Geldstrafe von 400 Euro verurteilt. Der Klub wehrte sich dagegen, ging durch alle Instanzen - und bekam vor der letzten Instanz, dem Oberverbandssportgericht des NFV, Recht: "Die Äußerung des Zuschauers gilt sehr wohl als Diskriminierung. Aber der Verein GW Firrel hätte den vorfall aus unserer Sicht nicht verhindern können. Deshalb trifft ihn keine Schuld", erklärt Ralph-Uwe Schaffert als einer der drei Richter des Oberverbandssportgerichts. Schaffert sitzt übrigens auch im DFB-Kontrollausschuss. So konnte er auch gut den Unterschied erklären, warum der DFB etwa bei Pyrotechnik-Verfehlungen die ihm unterstehenden Vereine in Haftung nehmen kann, der NFV dies bei seinen Klubs aber nicht kann: Der Grund liegt in den verschiedenen Satzungen beider Organisationen. "Beim NFV scheidet eine Strafbarkeit des Vereins ohne nachweisbares Eigenverschulden aus", so Schaffert.

Der Bezirk verweist nun darauf, dass die Spiele laut Spielordnung trotzdem stattfinden müssen. Die Vereine sind also in der Pflicht, einen Spielleiter zu finden, den beide Mannschaften akzeptieren. In der Landesliga sind an diesem Sonntag aus der Region sowohl der SV Bevern als auch der SV Hansa Friesoythe und der BSV Kickers Emden im Einsatz. In der Bezirksliga sind zudem sechs weitere Partien in der Bezirksliga II und sieben Spiele in Ostfriesland (BZ I) betroffen.Im Bereich Cloppenburg (BLZ IV) sind ebenfalls sieben Partien betroffen.

Der Bezirksschiedsrichterausschuss hat inzwischen alle Schiedsrichter-Ansetzungen für den Sonntag rückgängig gemacht. In einem Schreiben an seine Schiedsrichter bittet er zudem die Referees, auch dann nicht zu den Spielorten zu fahren, wenn die Vereine die Schiedrichter selbst kontaktieren und sie bitten, das Spiel zu pfeifen. "Wir wollen hier ein eindeutiges Zeichen setzen, dass man mit uns nicht alles machen kann", schreibt Georg Winter als Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses an seine Kollegen.

Inzwischen hat sich auch der Fußballkreis Weser-Ems in einer Mitteilung positioniert: Der Boykott der Schiedsrichter wird unterstützt. "Schiedsrichter sind immer häufiger Opfer u. a. von verbaler Gewalt. Das führt dazu, dass vor allem junge Schiedsrichter nach kurzer Zeit ihrer Tätigkeit nicht mehr bereit sind, ihrem ehrenamtlichen Engagement nachzugehen und aufhören. Jetzt wurde durch die Aufhebung eines Sportgerichtsurteils des Bezirkssportgerichts Weser-Ems (Sportgerichtssache „Firrel“) sogar durch die Verbandssportgerichtsbarkeit die Schutzbedürftigkeit seiner Schiedsrichter nicht gewahrt. Der Vorstand des NFV-Bezirks Weser-Ems will dagegen ein Zeichen setzen und wird am Sonntag, den 12. März für die Spiele der Bezirksligen 1 – 5 und der Landesliga der Herren keine Schiedsrichter entsenden", schreibt der Vorsitzende Dieter Ohls.

Aufrufe: 010.3.2017, 12:56 Uhr
Red.FuPa Weser/EmsAutor