2024-04-22T13:47:39.148Z

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Keine Roten Karten von offiziellen Schiedsrichtern wird es an diesem Wochenende wohl in Osnabrück Stadt und Land in der Landesliga und der Bezirksliga geben. Foto: dpa
Keine Roten Karten von offiziellen Schiedsrichtern wird es an diesem Wochenende wohl in Osnabrück Stadt und Land in der Landesliga und der Bezirksliga geben. Foto: dpa

Der Schiedsrichter-Streik: Ehrenwert, aber falsch

Kommentar zur Absetzung der Referees in der Landesliga und der Bezirksliga nach dem Fall Firrel

Für diesen Sonntag hat der Bezirk Weser-Ems seine Schiedsrichter dazu aufgerufen, keine Spiele in der Landesliga und der fünf Bezirksligen zu leiten, um ein Zeichen gegen verbale Gewalt gegen die Unparteiischen zu setzen. Die Intention der Aktion ist ehrenwert, aber falsch, findet Kommentator Benjamin Kraus aus der NOZ-Sportredaktion.

Verbale Gewalt gegen Schiedsrichter – fraglos ein latentes Problem, das auf die Agenda gehört und nicht totgeschwiegen werden darf. Angesichts ständiger Anfeindungen – und bei lächerlich niedriger Entlohnung seitens eines Verbandes, der Millionen verdient mit TV-Rechten und Werbegeld – machen die Unparteiischen einen mehr als guten Job. Die Referees an der Basis halten den Amateurfußball am Leben und haben weit mehr Respekt verdient, als sie genießen.

Daher ist die Idee ehrenwert, mit dem Streikaufruf einen Finger in die Wunde legen zu wollen. Er ist auch mutig, weil er ohne Unterstützung des mächtigen Landesverbandes erfolgt. Gleichzeitig ist er aber eine falsche, weil unverhältnismäßig harte Reaktion darauf, dass es dem Verband und seinen Juristen nicht gelungen ist, dem plausiblen Bedürfnis der Schiedsrichter nach einer Sanktionierung des Vorfalls gerecht zu werden – auf welchem Wege auch immer.

Nun werden 40 höherklassige Fußballspiele bestreikt – darunter Partien an Orten, an denen viele Kicker nicht einmal wissen, wo Firrel liegt – weil ein ostfriesischer Verein aus satzungsrechtlichen Gründen keine 400 Euro bezahlen muss. Die Folgen des Streiks müssen unbeteiligte Klubs tragen, der Respekt ihrer Fußballer gegenüber Unparteiischen wird so kaum steigen, der Wettbewerb könnte verzerrt werden. Und die Bezirksführung verfeuert mit dem Streikaufruf ihr krassestes verfügbares Mittel in einem Fall, der bei aller Verwerflichkeit keine weitreichenden Schäden verursacht hat.

Was aber tun, wenn am nächsten Sonntag wieder irgendein Chaot etwas Falsches zum Schiedsrichter sagt?

Hier gibt es alle Hintergründe zum Schiedsrichter-Streik

Aufrufe: 010.3.2017, 21:00 Uhr
Benjamin Kraus / Neue Osnabrücker ZeitungAutor