Verbale Gewalt gegen Schiedsrichter – fraglos ein latentes Problem, das auf die Agenda gehört und nicht totgeschwiegen werden darf. Angesichts ständiger Anfeindungen – und bei lächerlich niedriger Entlohnung seitens eines Verbandes, der Millionen verdient mit TV-Rechten und Werbegeld – machen die Unparteiischen einen mehr als guten Job. Die Referees an der Basis halten den Amateurfußball am Leben und haben weit mehr Respekt verdient, als sie genießen.
Daher ist die Idee ehrenwert, mit dem Streikaufruf einen Finger in die Wunde legen zu wollen. Er ist auch mutig, weil er ohne Unterstützung des mächtigen Landesverbandes erfolgt. Gleichzeitig ist er aber eine falsche, weil unverhältnismäßig harte Reaktion darauf, dass es dem Verband und seinen Juristen nicht gelungen ist, dem plausiblen Bedürfnis der Schiedsrichter nach einer Sanktionierung des Vorfalls gerecht zu werden – auf welchem Wege auch immer.
Nun werden 40 höherklassige Fußballspiele bestreikt – darunter Partien an Orten, an denen viele Kicker nicht einmal wissen, wo Firrel liegt – weil ein ostfriesischer Verein aus satzungsrechtlichen Gründen keine 400 Euro bezahlen muss. Die Folgen des Streiks müssen unbeteiligte Klubs tragen, der Respekt ihrer Fußballer gegenüber Unparteiischen wird so kaum steigen, der Wettbewerb könnte verzerrt werden. Und die Bezirksführung verfeuert mit dem Streikaufruf ihr krassestes verfügbares Mittel in einem Fall, der bei aller Verwerflichkeit keine weitreichenden Schäden verursacht hat.
Was aber tun, wenn am nächsten Sonntag wieder irgendein Chaot etwas Falsches zum Schiedsrichter sagt?