2024-04-24T13:20:38.835Z

Allgemeines

Eintracht Trier: Schulden liegen bei 250 000 Euro

Bei der Mitgliederversammlung des SVE ging's um die Finanzen, die sportlichen Ziele, die Kaderplanung, die Wiedergeburt einer zweiten Mannschaft und den immer noch fehlenden Fantreff. Hinten raus kam es noch zu einer Kontroverse. Ein Überblick.

Trotz des im Sommer 2018 bekanntgegebenen Schuldenschnitts liegen hinter den Verantwortlichen von Eintracht Trier arbeitsreiche und teilweise zermürbende Monate. Das wurde bei der Mitgliederversammlung des SVE am Montagabend im FourSide Plaza Hotel deutlich. „Wir haben unter erheblichem zeitlichen Aufwand die endgültigen Abschlusszahlen der noch fehlenden Bilanzen der Saisons 2015/16, 2016/17 und 2017/18 erstellt“, berichtete Eintracht-Präsident Helmut Meeth den rund 130 anwesenden Mitgliedern. Hürden in der Aufarbeitung stellten unter anderen der zwischenzeitliche Rücktritt des Finanz-Vorstands Dieter Friedrich Ende September 2018 sowie die Tatsache, dass die Eintracht in den vergangenen Jahren mehrfach den Steuerberater gewechselt hat, dar.

Das Ergebnis, nachdem die Zahlen nun auf dem Tisch liegen: Zum 30. Juni 2018 lagen die Verbindlichkeiten der Eintracht bei rund 250 000 Euro – vor dem Schuldenschnitt waren es weit über zwei Millionen Euro. „Die jetzigen Verbindlichkeiten kann der Verein meistern. Wir haben keine Insolvenzgefahr. Die wirtschaftliche Situation des Clubs ist nicht gut, aber sie ist vernünftig“, sagte Beiratsmitglied Alfons Jochem, der zwischen den Zeilen durchblicken ließ, dass manch einer in der Führungsetage des Clubs kurz vor dem Hinschmeißen stand: „Die Aufarbeitung war ein Stück weit frustrierend. Manch einer hat sich gefragt, ob es richtig war, seine Freizeit für diese Arbeit zu opfern. Ich möchte mich bedanken, dass die Beteiligten nicht das Schiff verlassen haben.“

Aus Sicht von Jochem werden Finanz-Fragen auch in Zukunft eine Herkules-Aufgabe bleiben: „Dass Eintracht Trier mal ein Festgeldkonto eröffnet, werden wir nicht erleben. Wir werden immer von der Hand in den Mund leben.“

Das zu erwartende Minus in dieser Saison scheint wohl im fünfstelligen Euro-Bereich zu liegen. Eine genaue Prognose gab Meeth noch nicht ab, er sprach aber davon, dass das Minus nicht im sechsstelligen Euro-Bereich liegen werde.

Meeth kündigte an, dass künftig ein monatlicher Plan-Ist-Vergleich ein absolutes Muss sein werde - ein Hinweis darauf, dass der Abgleich von Planzahlen mit der Realität in der Vergangenheit offenbar nicht regelmäßig vorgenommen wurde. Meeth sagte: „Ein Verein muss in kaufmännischer Hinsicht wie ein Unternehmen geführt werden.“ Dabei dürften aber die Begeisterung, Leidenschaft und Lust, für die ein Fußballverein auch stehen muss, nicht auf der Strecke bleiben.

Meeth machte deutlich, dass im Konsolidierungsprozess bei der Eintracht noch jede Menge Baustellen geschlossen werden müssen. Eine Auswahl der Themen: die Organisation in der Geschäftsstelle, Notwendigkeiten durch die Digitalisierung, neue Wege in der Sponsorenakquise, die Integration der Jugendabteilung in den Hauptverein, eine Auffrischung des Geschäfts mit Fanartikeln. All das brauche Zeit, genauso wie beispielsweise die Mitgliederwerbung. Statt mehr Mitglieder zu gewinnen – ein klares Ziel von Meeth – sank die Zahl seit dem Sommer 2018 um 43.

Sportlich nannte der Präsident klare Ziele: „Wir wollen raus aus der Oberliga. Wir müssen irgendwann auch die Dritte Liga in den Fokus nehmen. Aber das geht nur Schritt für Schritt. Und ohne Sponsoren geht das gar nicht.“ In puncto Sponsoring präsentierte Meeth ein neues Konzept, das auf verschieden hoch dotierten Paketen basiert.

Sportvorstand Horst Brand redete die aktuelle sportliche Situation nicht schön: „Die bisherige Spielzeit verläuft nicht so, wie wir uns sie vorgestellt haben.“ Ziel sei es, in dieser Saison noch Dritter oder Vierter zu werden. Als Team auf diesen Rängen könnte die Eintracht unter Umständen noch in die Aufstiegsrelegation rutschen, sofern die besser platzierten Clubs darauf verzichten würden. Damit ist aber nicht unbedingt zu rechnen. Wie die Regionalliga Südwest GbR am Montag bekanntgab, haben neben der Eintracht aus der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar Rot-Weiss Koblenz, der FV Engers 07, der TuS Mechtersheim, Röchling Völklingen, die TuS Koblenz, die TSG Pfeddersheim und der TSV Schott Mainz Bewerbungsunterlagen für die Regionalliga Südwest eingereicht.

Für die nächste Oberliga-Spielzeit gab Brand als Ziel aus, um den Aufstieg mitzuspielen. Als neuer Co-Trainer an der Seite von Josef Cinar soll ein Ex-Eintracht-Spieler kommen – den Namen nannte er noch nicht. Aus dem Spielerkader haben laut Brand bislang elf Spieler ein Vertragsangebot unterbreitet bekommen. Ziel sei es, viel stärker als bislang Zwei-Jahres-Verträge zu schließen. Der Sportvorstand erläuterte zudem die neue Struktur der Arbeitsverträge: „Wir wollen das alles leistungsgerechter gestalten. Spieler haben teilweise recht hohe Gehälter gehabt.“ Heißt konkret: Neben einem Grundgehalt gibt es künftig erfolgsabhängige Komponenten: Einsatz-, Punkt-, Pokal- und Aufstiegsprämien.

Brand stellte außerdem die Wiedergeburt einer zweiten Mannschaft in Aussicht, die in der D-Klasse anfangen muss: „Es gibt einen Vorschlag von Ultras, wir werden uns in den nächsten Tagen mit ihnen zusammensetzen. Ich habe einen Sponsor, der die zweite Mannschaft finanzieren wird. Anfang Mai wollen wir ein Probetraining veranstalten. Wir können keine Spieler von anderen Vereinen verpflichten, ein Wechsel würde uns als Oberligist 2000 Euro kosten. Wir können nur Spieler holen, die ablösefrei sind.“

Seitens der Anhänger wurde endlich die Einrichtung eines Fantreffs angemahnt. Klare Worte fanden diesbezüglich Eva Schneider vom Fanbeirat und Raphael Acloque als Vorsitzender des Supporters Club Trier. „Es ist ein Unding, dass die Eintracht keinen Treffpunkt für die Fans hat. Da muss der Verein endlich Größe zeigen, auch gegenüber der Stadt. Ich bitte den Verein, mit uns bei diesem Thema weiter Gas zu geben“, sagte Acloque.

Eine Kontroverse bei der Mitgliederversammlung rief ein letztlich positiv beschiedener Antrag hervor, vorerst nicht über insgesamt elf eingereichte Anträge zu Satzungsänderungen abzustimmen.

Um was ging es: Mit den Anträgen sollen nach Aussage von Christoph Selbach-Schneider Themen rund um die Mitgliedschaft weiterentwickelt werden. In der Frage, wie einschneidend die gewünschten Änderungen tatsächlich sind, gehen die Meinungen auseinander. Hinzu kommt ein Problem in der zeitlichen Abfolge. Während der SVE laut Satzung zu einer Mitgliederversammlung mit vierwöchiger Vorlaufzeit einladen muss, können Anträge bis zwei Wochen vorher eingereicht werden. Die Folge: Mit der Einladung erhielten die Mitglieder keine Infos zu den Anträgen. Es gibt also eine Diskrepanz zwischen Einladungsfrist und Einreichefrist. In der Kürze der Zeit sieht der SVE-Vorstand ein Problem – und darauf zielte auch ein Antrag von Rechtsanwalt Roderich Schmitz ab, vorerst nicht über die Vorschläge zu Satzungsänderungen abzustimmen. Mit Verweis auf Bestimmungen im Bürgerlichen Gesetzbuch sagte er: „Wenn wir heute über Satzungsänderungen abstimmen, sind sie unwirksam.“

Die Antragsteller mutmaßten dagegen, dass mit Schmitz jemand vorgeschickt werde, um ihre Vorschläge zu blockieren – zumal sieben der elf Anträge fast wortgleich schon bei der vergangenen Mitgliederversammlung gestellt und damals bereits aufgeschoben worden seien. Diesen Vorwurf wies Präsident Meeth zurück – verbunden mit dem Angebot, die Themen binnen der nächsten drei, vier Wochen zu diskutieren. Letztlich wurde Schmitz' Antrag mit 56 Ja- zu 42 Nein-Stimmen angenommen. Meeth versprach den Antragstellern für die Satzungsänderungen: „Wir werden eure Vorschläge nicht unter den Tisch kehren.“

Aufrufe: 015.4.2019, 23:02 Uhr
Mirko BlahakAutor