2024-04-16T09:15:35.043Z

Allgemeines
– Foto: FuPa Sachsen

Uns fehlt die Unterstützung der Verbände und vor allem des DFB

Interview-Reihe von FuPa Sachsen zur aktuellen Situation der sächsischen Vereine / Heute im "Zehnerpack": Stefan Müller vom SV Eintracht Dobritz 1950 e.V.

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Lockdown und kein Ende: Mehr als drei Monate ruht nun schon der sächsische Amateurfußball - Corona lässt weder Training noch Spielbetrieb zu. Auch wenn derzeit noch nicht absehbar ist, wann der Ball wieder rollen kann, geben die aktuell sinkenden Infektionszahlen Anlass zur Hoffnung auf einen absehbaren Re-Start. FuPa Sachsen hat den Vereinen im Freistaat zehn Fragen zu ihrer aktuellen Situation gestellt. Die Antworten veröffentlichen wir in unserer neuen Interview-Reihe "Zehnerpack".

Diesmal mit Stefan Müller, Vorsitzender des SV Eintracht Dobritz 1950 e.V.

Frage: Stefan, wie sieht es nach mehr als drei Monaten ohne Training und Spielbetrieb aktuell in Eurem Verein aus?

Den ersten Lockdown haben wir, wie wohl die meisten Vereine, noch locker weggesteckt. Der jetzige zehrt inzwischen schon sehr an den Nerven. Vor allem weil eine echte Perspektive irgendwie zu fehlen scheint. Dennoch nutzen wir die Zeit und arbeiten akribisch an unserer Weiterentwicklung. Beispielsweise ist in dieser Zeit ein kompletter Kraftraum entstanden.

Gab es während des Lockdowns alternative Angebote (z. B. online, Video usw.) oder musste die Vereinsarbeit gänzlich ruhen?

Mit unserer 1. Mannschaft sind wir über Teamchallenges aktiv geblieben. Im Nachwuchsbereich ist dies natürlich deutlich schwieriger, sind beispielsweise Laufeinheiten gerade bei den aktuellen Temperaturen nicht sonderlich zielführend. Zur Weihnachtszeit haben die Trainer kleine Präsente verteilt um für bisschen Abwechslung zu sorgen.

Welche Erfahrungen habt Ihr bei der Erstellung und Umsetzung von Hygienekonzepten für Eure Sportstätten gemacht?

Die Eröffnung von unserem neuen Platz fiel genau in diese Zeit. In Abstimmung mit dem Gesundheitsamt haben wir ein Hygienekonzept eingereicht und bis zu 400 Zuschauer genehmigt bekommen. Bereits im Vorfeld haben die Verantwortlichen vom Dresdner SC und dem Radeberger SV uns an Ihren Erfahrungen teilhaben lassen, so dass auch die Umsetzung super lief.

Hattet Ihr Lockdown-bedingt Austritte von Mitgliedern/Trainern/Spielern verzeichnen? Haben Euch Eure Partner und Sponsoren die Treue gehalten?

Sowohl bei unseren Mitgliedern als auch bei unseren Sponsoren können wir uns nur bedanken. Allesamt halten bisher zum Verein. Leider bekommen Vereine trotz diverser Äußerungen der Politik nicht wirklich Unterstützungen, so dass wir auch auf die Zahlungen der Mitgliedsbeiträge angewiesen sind. Da die Situation aber sowohl für unsere Mitglieder als auch Sponsoren wirtschaftlich natürlich schwierig ist, kann man dies nicht hoch genug anrechnen.

Gab es in der Transferphase Veränderungen in Eurem Kader?

Mit Richard Pohl verlässt uns ein Spieler. Er kehrt zurück in die Stadtliga nach Trachenberge. Im Gegenzug konnten wir uns mit zwei jungen Akteuren verstärken. Vom VfL Pirna-Copitz kommt mit Leon Walter ein gelernter AV. Vom Meißner SV kehrt Bernd Köster zu uns zurück.

Welche Variante bevorzugt Ihr für einen Abschluss der laufenden Saison 20/21?

Wir hoffen sehr, dass es nicht nur bei einer Hinserie bleibt sondern im Anschluss noch Auf- und Abstiegsrunden gespielt werden können um möglichst viele Wettkampfmomente zu haben.

Was wünscht Ihr Euch nach der Corona-Zeit für den Amateurfußball im Freistaat?

Persönlich bin ich überzeugt, dass die Situation viele positive Umstände mit sich bringen kann und hoffe, dass die Menschen unseren Sport und die Vereine mehr denn je leben und genießen werden. Dabei sind alle Vereine gefordert, ein attraktives Umfeld zu schaffen um die Menschen weg vom Fernseher wieder auf die Sportplätze zu locken.

Nutzt Ihr FuPa Sachsen für die Präsentation Eures Vereins? Was findet Ihr ok, was sollten wir verbessern?

Wir nutzen FuPa relativ intensiv. Es ist eine tolle Möglichkeit dem Amateurbereich mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen. Speziell während diesem langen Lockdown hätte jedoch das Team um FuPa selbst auch etwas kreativ sein dürfen um mit den Vereinen am Ball zu bleiben.

Was haben wir vergessen zu fragen - wollt Ihr noch etwas loswerden?

Wir möchten die Chance gern nutzen um unserem allgemeinem Unmut etwas Luft zu verschaffen. Dabei soll dies ausdrücklich keinerlei politische Wertung sein. Allerdings fehlt uns seitens der Verbände (insbesondere des DFB´s) die Unterstützung. Wir wissen, dass viele Vereine bereits im ersten Lockdown sehr kreativ gewesen sind um vor allem den Kindern die Möglichkeit zu geben ihrem Hobby nachzugehen. Und während es im Weihnachtsgeschäft völlig ok gewesen ist sich in Kaufhäusern zu tummeln, war es bereits untersagt an der frischen Luft mit Abständen zu trainieren. Es existieren nahezu keinerlei Studien wie hoch das Infektionsrisiko bei Freiluftsport mit Abstand tatsächlich ist. Dort hätten die Verbände definitiv aktiv werden und für eine Öffnung der Sportplätze kämpfen müssen. Zumindest für die Kinder. Stattdessen sorgt und kümmert man sich um internationale Spiele der Profimannschaften. Online durchgeführte Fifa Turniere sind zudem aus unserer Sicht ebenfalls eher kontraproduktiv. Die Verbände sollten vielmehr Lösungsmöglichkeiten und Anreize zum aktiven Sport treiben schaffen.

Vielen Dank, Stefan, und weiter viel Erfolg für Euren Verein!

Aufrufe: 018.2.2021, 10:30 Uhr
FuPa SachsenAutor