2024-04-25T14:35:39.956Z

Pokal
Proppevolles Ausweichquartier: Raimond Aumann und Klaus Augenthaler (v. li.) stehen den Hoisdorfern Andree Cyrkel, Peter Kilian und Martin Seefeld  im September 1988 auf der Lübecker Lohmühle gegenüber.
Proppevolles Ausweichquartier: Raimond Aumann und Klaus Augenthaler (v. li.) stehen den Hoisdorfern Andree Cyrkel, Peter Kilian und Martin Seefeld im September 1988 auf der Lübecker Lohmühle gegenüber.

DFB-Pokal: SV Eichede in guter Gesellschaft

Schon Westerland und Hoisdorf zogen um

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Können wir zu Hause spielen oder nicht? Diese Frage beschäftigte in der vergangenen Woche den SV Eichede nach dem Pokal-Los 1. FC Kaiserslautern ganz intensiv. In den vergangenen Jahren haben sich die Anforderungen an die Ausrichter von DFB-Pokal-Heimspielen erheblich erhöht. Wir blicken zurück auf Veränderungen im Wettbewerb und Probleme der Vergangenheit.

Dass Pokal-Vertreter aus Schleswig-Holstein nicht daheim spielen können, ist nicht neu. Schon 1970 hätte der TSV Westerland gerne Borussia Dortmund auf der heimischen Insel empfangen – doch damals stand dort nur ein Grandplatz zur Verfügung. Das Sylt-Stadion wurde erst 1972 eingeweiht. Und so musste der TSV Westerland für das größte Spiel seiner Vereinsgeschichte nach Leck ausweichen, wo immerhin 12.000 Besucher für eine gute Einnahme sorgten.

Einige Jahre später wählte der TSV Nord Harrislee für sein DFB-Pokal-Spiel gegen Neunkirchen das Flensburger Stadion statt den heimischen Holmberg als Austragungsort.In bester Erinnerung ist vielerorts noch das einzige Pokal-Gastspiel der Münchener Bayern im Land. Der TuS Hoisdorf hatte nach einem Erstrunden-Sieg auf heimischem Platz gegen Oberhausen das große Los gezogen – und dafür kam Hoisdorfs Sportzentrum ohne Sitzplätze und mit geringem Fassungsvermögen nicht mehr in Betracht. So mietete sich der TuS auf der Lübecker Lohmühle ein, wo 20000 Fans das 0:4 gegen die späteren Weltmeister Aumann, Augenthaler, Reuter und Pflügler sahen.

Alle anderen Pokal-Teilnehmer aus dem SHFV-Gebiet bestritten ihre Spiele daheim. Allerdings unter anderen Umständen. Jahrzehntelang war der DFB-Pokal nicht die heutige Einnahmequelle, wo schon die Teilnahme sechsstelliges TV-Geld garantiert. Noch in den 1990er-Jahren gab es gar nichts, vor zehn Jahren waren es rund 50000 Euro in der 1. Hauptrunde. Auch der Modus wirkte gesicherten Einnahmen für die Amateure lange entgegen. Erst seit der Saison 2000/01 hat sich der heutige Modus etabliert, in dem jeder Amateurvertreter ein Heimspiel gegen einen Erst- oder Zweitligisten sicher hat. Zuvor gab es regelmäßig unattraktive Heimspiele (z.B. Friedrichstadt gegen Bingen) oder weite Auswärtsreisen (Itzehoer SV in Plattling, VfB Lübeck bei Jahn Regensburg, Laboe in Germaringen), wobei die Gegner in den genannten Fällen sogar höherklassig spielten.

Bis 1981 waren sogar Reisen zu Profivereinen (Brunsbüttel in Frankfurt, Tönning in Leverkusen) möglich. In vielen dieser Fälle haben die Vereine bei wenigen hundert Zuschauern, hohen Reisekosten und keinerlei TV-Präsenz noch draufgezahlt.Erst die Veränderungen im Modus und die steigende Attraktivität mit „Klein gegen Groß“ machte den Pokal zu dem, was er heute ist. Seit 2008 wird jedes Spiel in voller Länge im Pay-TV übertragen. Seitdem sind auch sechsstellige Einnahmen für jeden Verein garantiert. Und entsprechend sind auch die Anforderungen gestiegen.

So sah die Lübecker Lohmühle in den letzten Jahren Gastspiele der Mecklenburger Nachbarn Anker Wismar und FC Schönberg 95, die sich jeweils für eine fünfstellige Summe einmieteten. Und auch in anderen Landesteilen ziehen Vereine unterhalb der Regionalliga immer wieder in von vornherein fernsehtaugliche Stadien um. Ein Stück der Heimatmosphäre geht dabei zweifellos verloren. Im Gegensatz zu früheren Jahren ist aber sicher: Draufzahlen kann der Amateurverein nach allen Einnahmen am Ende trotz Stadionmiete und Organisationskosten nicht mehr.
Aufrufe: 022.6.2017, 20:00 Uhr
SHZ / cjeAutor