2024-04-19T07:32:36.736Z

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Mit letzter Kraft zum Ball: In der Nachspielzeit hatte Jochen Amann den Egginger Siegtreffer auf dem Fuß. | Foto: Matthias Konzok
Mit letzter Kraft zum Ball: In der Nachspielzeit hatte Jochen Amann den Egginger Siegtreffer auf dem Fuß. | Foto: Matthias Konzok

Nervenschlacht: Weizen feiert Klassenerhalt in Eggingen

Prächtige Kulisse beim Abstiegsfinale: FC Weizen nach 1:1-Remis gerettet +++ SV Eggingen verzweifelt vor gegnerischem Tor

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Große Spannung, große Kulisse: Das Abstiegsfinale zwischen dem SV Eggingen und dem FC Weizen hat alles geboten. Vor 500 Zuschauern feierten die Gäste am Ende einer Nervenschlacht.
Untröstlich saß er am Torpfosten. An jenem vermaledeiten Kasten, in den der Ball partout nicht rein wollte. Nur einmal hätte die Kugel über die Linie rollen müssen, damit der SV Eggingen in der Tabelle über die Linie der Abstiegszone springt. Doch sie tat es nicht. So kauerte Louis Schanz niedergeschlagen am Aluminium. Gerade einmal 19 Jahre jung ist das Sturmtalent, aber in dieser Saison mit 30 Treffern bereits der zweitbeste Torjäger der Ost-Staffel.



Im Abstiegsendspiel aber war Fortuna Schanz und seinen Teamkollegen nicht hold gewesen. Sie kämpften um ihre Chance auf den Klassenerhalt, warfen in der Schlussphase alles nach vorne. Und Eggingen bekam seine Möglichkeiten. Erst setzte Schanz eine Hereingabe - jedoch schwer zu nehmen - aus fünf Metern über die Latte (77.), dann tauchte er frei vor Kevin Simanowski auf. Der Weizener Keeper blieb im Eins gegen Eins Sieger, der Nachschuss von SV-Spielertrainer Jochen Amann landete über dem Gehäuse (87.). Die Dramatik spitzte sich endgültig zu, als Schanz in der Nachspielzeit zum Dribbling im Strafraum ansetzte. Er spielte den Ball an den langen Pfosten, Amann sprang mit letzter Kraft heran - Außenpfosten!

Weizen kämpft bis zum Umfallen, Eggingen fehlt das Glück

"Heute hat das nötige Glück gefehlt", traf Eggingens Spielertrainer den Nagel auf den Kopf. Chancen hatte seine Elf genügend, um den nötigen Sieg einzufahren. Auch Weizens Coach Christoph Fluck führte das vielbesagte Glück an, dass der Kontrahent seine Möglichkeiten in der zweiten Hälfte nicht nutzte. Doch aus Weizener Sicht sei das auch Ausgleich für all das Pech gewesen, dass den Aufsteiger in der Saison ereilt hatte. Es war zu spüren, wie nervenaufreibend das Duell gewesen war, wie viel Kraft auf und neben dem Platz investiert wurde. "Es hat viel Körner, viel Einsatz gekostet", sagte Fluck nach der Partie, als all der Druck, all die Anspannung von ihm fiel.

Vor der prächtigen Kulisse von 500 Zuschauern, die zudem für reichlich Stimmung sorgten, hatten die Gäste die Partie forsch begonnen. Dabei musste Weizen gar nicht gewinnen: Punktgleich mit Eggingen hatte der FC das bessere Torverhältnis auf seiner Seite. Dennoch suchte die Fluck-Elf den Weg nach vorne und wurde bereits nach vier Minuten belohnt. Nach einem Einwurf setzte sich Christoph Baschnagel gewieft über rechts durch und drosch das Leder ins lange Eck. Doch Eggingen rappelte sich trotz des Rückschlags auf, während Fluck bemängelte: "Wir haben aufgehört, Fußball zu spielen." Nach einer halben Stunde schlugen die Gastgeber zurück, Robert Gantert glich zum 1:1 aus.

Eggingen muss das Risiko erhöhen

Nach dem Seitenwechsel kam Weizen indes wieder besser aus der Kabine, hatte entsprechende Korrekturen vorgenommen und kam zu zwei guten Chancen. Mit zunehmender Spielzeit musste Eggingen das Risiko erhöhen, bot den Gästen Räume zum Kontern. Zu nutzen wusste das der FC allerdings nicht, spielte seine Angriffe kaum vernünftig zu Ende. Eine Mischung aus "Angst vor dem Tor", so Fluck, und nachlassender Kraft. Die Hoffnung der Hausherren blieb am Leben, eine Nervenschlacht entwickelte sich. Eggingen verzweifelte angesichts der Großchancen, während sich Weizen etwas übermotiviert eine Rote Karte durch Jannik Boma - keine zwei Minuten zuvor eingewechselt - einhandelte. Für Eggingen gab es dennoch keinen Weg, die Kugel über jene vermaledeite Linie zu bugsieren.

"Eigentlich müssen wir als Sieger vom Platz gehen, aber das interessiert hinterher keinen", sagte Amann. Denn nach dem Finale steht der Abstieg. "Doch den haben wir nicht nur am letzten Spieltag verpasst", betonte der Coach, der sportlich fair auch lobende Worte für den Gegner fand: "Sie haben super dagegen gehalten. Gratulation an Weizen, es ist ein gut geführter Verein. Sie hatten das Glück des Tüchtigen und den Klassenerhalt nicht weniger verdient als wenn wir es geschafft hätten."

Perfekter Abschied für Fluck - Gallmann tröstet Schanz

Einst kickte Amann mit Fluck gemeinsam beim FC Neustadt. So litt der Weizener Coach auch mit dem Gegner mit. "Es tut mir leid für Eggingen", sagte er. Doch des einen Leid, des andern Freud: "Ich freue mich irrsinnig für die Jungs", unterstrich Fluck, der kommende Saison den Bezirksligisten FC Erzingen trainiert, wie sehr ihm seine Truppe ans Herz gewachsen ist. "Es ist eine gute Mannschaft, sie werden noch viel Freude an ihr haben." Nach dem Klassenerhalt gilt erst einmal: genießen. Das Erreichte werde man wohl erst in den kommenden Tagen realisieren.

Erst am kommenden Wochenende klärt sich, ob es doch noch eine mögliche Relegation der beiden Drittletzten der A-Staffeln gibt - abhängig davon, ob der FC Tiengen in die Landesliga aufsteigt und somit Bezirkligist SV BW Murg die Klasse halten würde. Doch daran wollte Jochen Amann noch gar nicht denken. "Heute ist ein bisserl Frust angesagt." Seinem Heimatclub will der scheidende Spielertrainer anderweitig erhalten bleiben.

Beim SV Eggingen richtet sich der Blick auf einen Neuaufbau. Allerdings ohne Schanz. Als er am Pfosten kauerte, kamen nicht nur seine Mitspieler, um ihn zu trösten, sondern auch Klaus Gallmann. Die Weizener Offensivkraft ist in erster Linie als Trainer des FC Neustadt unterwegs. Und just zum Verbandsliga-Aufsteiger wird Schanz wechseln. So stand Gallmann bei seinem künftigen Schützling, hockte sich kurz neben ihn. Doch die Tränen des Youngsters konnte an diesem Nachmittag auch Gallmann nicht trocknen.

SV Eggingen - FC Weizen 1:1 (1:1)
Eggingen: Kaiser, Hehs (68. Tarik Amann), Jochen Amann, Güntert, Streuff, Albicker, Haselwander, Winkler, Gantert, Schanz, Pizzutolo (81. Hupfer/90.+1 Kirchenmayer).
Weizen: Simanowski, Scherble, Korhummel, Faul, Gallmann (79. Stadler), Baschnagel, Müllek (60. Stich), Burger, Scheu, Hönig (88. Boma), Wenker.
Tore: 0:1 Baschnagel (4.), 1:1 Gantert (31.).
Rot: Boma (Weizen/90./Rohes Spiel).
Schiedsrichter: Markus Metzger (Bad Säckingen).
Zuschauer: 490.
Aufrufe: 012.6.2016, 01:01 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor